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Test Kompressor SPL Iron Mastering Compressor

Ein ganz heißes Eisen
Test Kompressor SPL Iron Mastering Compressor

Die Pro-Audio-Manufaktur SPL verkündet Zuwachs in seinem Highend-Produkt-Segment in Form des Iron Mastering Compressors, der nicht nur auf Basis von Röhren die Dynamik zügelt, mit erlesenen Bauteilen aufgebaut ist und mit 120 Volt-Technik daherkommt. Überdies finden sich eine Reihe technischer Finessen, die den Iron zu einem einzigartigen Stück Tontechnik machen.

Von Georg Berger

Na, das wurde ja auch noch mal Zeit, dass sich der Pro-Audio-Hersteller SPL um seine Highend-Sparte kümmert. Mit dem Iron Mastering Compressor bringt der Hersteller nach dem passiven Equalizer Passeq (Test in Heft 8/2006), dem Mischpult/Summierer Neos (Test in Heft 11/2011) und dem Kopfhörer-Verstärker Phonitor (2) (Tests in den Heften 7/2008 und 7/2015) jetzt endlich auch einen Dynamik-Prozessor in der eigens entwickelten 120-Volt-Technik auf den Markt. Das lässt schon einmal aufhorchen, denn ausgestattet mit diesen Genen, verfügt das jüngste Glanzstück über einen gewaltigen Headroom. Oberflächlich betrachtet ist der Iron ein Vari-Mu-Kompressor, der das Zügeln der Dynamik mit Hilfe einer Röhre realisiert. Das erinnert automatisch an den heiligen Gral der (Röhren-)Kompressoren, den Fairchild 670. Wer aber ein wenig die Produkte von SPL kennt, wird schon ahnen, dass sich der Hersteller nicht auf den Nachbau historischer Studio-Peripherie konzentriert, sondern stets bemüht ist, alten und bewährten Konzepten neue Impulse und Funktionen mitzugeben. So auch (mal wieder) im Iron geschehen, der vom Firmen-Mitbegründer Wolfgang Neumann ersonnen wurde und der eine Reihe innovativer und auch einzigartiger Features in Sachen Röhren-Kompression erhalten hat. So werkelt nicht nur eine sondern gleich zwei Röhren pro Kanal im Iron und mit Hilfe mehrerer wählbarer Dioden-Netzwerke kann der Iron eine Vielzahl unterschiedlicher Regel- und Ansprechverhalten annehmen. Das Einstellen der Bias-Vorspannung in den Röhren rundet das Paket schließlich ab und macht aus dem SPL Iron, soviel sei schon jetzt verraten, einen äußerst flexibel einsetzbaren Dynamik-Knecht. Näheres dazu erfahren Sie im Kasten.

 

Innovatives Kompressor-Design auf Röhren-Basis

Dass solch ein Highend-Bolide nicht gerade zum Schnäppchenpreis erhältlich ist, dürfte wohl logisch sein. SPL ruft daher auch einen Preis von knapp 5.000 Euro für den Iron auf, was auf den ersten Blick schon stattlich ist. Dafür kann der Anwender auch einiges verlangen und wird auch wahrlich nicht enttäuscht. Abseits der innovativen Technik wartet der Iron mit einer hochwertigen Verarbeitung auf und strotzt nur so vor erlesenen Bauteilen, die teils sogar eigens nach den Vorstellungen von SPL entwickelt, respektive modifiziert wurden. Dazu zählen die Mu-Metall-Eisen-Übertrager des Herstellers Lundahl sowie die verbauten VU-Meter, die mit einer speziellen Ballistik zielgerichtet auf das Anzeigen der Dynamik-Reduktion ausgerichtet sind. Die Röhren sind handselektiert und werden peinlich genau aufeinander abgestimmt, zum Regulieren des Thresholds kommen die in HiFi-Kreisen hochgeschätzten Big Blue Potentiometer von ALPS zum Einsatz und last but not least werkelt die jüngste Generation der eigens entwickelten 120-Volt-Operations-Verstärker im Inneren, die laut Hersteller jetzt ein besseres thermisches Verhalten und nochmals verbesserte Eigenschaften besitzen.

Auch in seinem Auftreten macht der Iron von Anfang an klar, dass er kein 08/15-Prozessor ist. Ähnlich elegant und vornehm wie ein Manta-Rochen, der in sich ruhend durch die Meere zieht, fordert er satte vier Höheneinheiten im Rack ein und dürfte damit in jedem Falle als Hingucker den Großteil der Prozessoren-Bühne für sich in Anspruch nehmen, ganz gleich ob er nun wahlweise mit schwarz eloxierter Frontplatte oder im rot-metallic Gewand wie unser Test-Modell daherkommt. Mit satten elf Kilo Kampfgewicht macht der Iron schließlich auch in dieser Disziplin seinem Namen alle Ehre. Das ist echt Heavy Metal.

Erlesene, speziell für SPL konfektionierte Bauteile

Auffällig: Das Layout der Bedienelemente auf der Front weist sehr starke Parallelen zum Passeq auf und zeigt somit eine deutliche familiäre Nähe. Um zwei mächtige Drehknöpfe links und rechts gruppieren sich kreisförmig eine Reihe kleinerer Drehgeber, genauer gesagt sechsstufige Drehschalter. In der Mitte des Stereo-Prozessors finden sich außer einer Reihe weiterer Bedienelemente hier wie dort zwei hinterleuchtete Drucktaster, mit denen sich beide Kanäle separat auf Bypass schalten lassen. Ja richtig, zwei Bypass-Schalter, für jeden Kanal einen, denn der Iron ist sowohl in stereo als auch in Dual-mono lauffähig.
Soweit so gut. Schauen wir uns einmal die verfügbaren Parameter näher an.

Über die riesigen zentralen Drehgeber wird der Threshold eingestellt, wobei das ALPS-Poti mit einer feinen, leichtgängigen Rastung in 41 Stufen aufwartet. Unterhalb dieses Elements finden sich links der Input- und rechts der Output-Gain-Regler, wobei per Kippschalter bestimmt werden muss, ob eine Verstärkung, Dämpfung oder keine Pegeländerung erfolgen soll. Die Zeitparameter – Attack und Release – finden sich auf der neun- und elf-Uhr-Position. Auf der drei-Uhr-Position ist ein Sidechain-EQ-Schalter eingelassen. Mit seiner Hilfe lassen sich vier, von Wolfgang Neumann empirisch ermittelte Frequenzkurven aufrufen, die beim Komprimieren komplexen Materials zusätzliche Hilfestellung leisten sollen. Überdies lässt sich in Stellung „ext“ auch ein externes Steuersignal in den Regelkreis einspeisen und in Stellung „off“ der Sidechain-EQ auch deaktivieren. Damit bietet SPL nicht nur einen besonderen Service, der auf Erfahrungen aus der Praxis beruht, sondern macht den Iron in Sachen Regelmöglichkeiten entsprechend flexibel. Die eigentlichen Geheimwaffen und einzigartigen Features finden sich in Form des Rectifier-Reglers (ein-Uhr-Position) und des Tube-Bias-Schalters (vier-Uhr-Position). Mit Hilfe von Rectifier werden unterschiedliche Dioden-Netzwerke aufgerufen, die primär Einfluss auf die Attack- und Release-Parameter nehmen und mit Tube-Bias wird die Röhren-Vorspannung geändert, was sich im Wesentlichen auf die Kompressionsstärke auswirkt (siehe Kasten).

Parallel arbeitende Röhren im Dienste sauberen Klangs
Einen Ratio-Regler suchen wir prinzipbedingt jedoch vergebens. Wie üblich bei Röhren-Kompressoren hängt das Kompressionsverhältnis vom Eingangs-Pegel und dem Threshold ab, wobei im Iron auch noch der Tube-Bias und die Rectifier-Einstellungen ein (kleines) Wörtchen mitzureden haben.

Damit sind wir noch nicht ganz am Ende unseres Parameter-Reigens angekommen, denn in der Mitte oberhalb der beiden Bypass-Taster hat Wolfgang Neumann noch das eine oder andere Schmankerl und pfiffige Extra integriert. So lässt sich per Kippschalter vor den Summen-Ausgang ein passives Filter mit zwei voreingestellten Kurven schalten – selbstverständlich in 120-Volt-Technik. In Stellung „AirBass“ erfolgt dabei eine Anhebung im Bass und in den Höhen, während in Stellung „Tape Roll-off“ eine ganz leichte Absenkung im Bass und eine etwas stärkere in den Höhen erfolgt, um somit den Sound alter Bandmaschinen mit 38 Zentimetern/Sekunde zu simulieren. Wer mag kann damit nach Abschluss der Komprimierungs-Arbeiten ein kleines i-Tüpfelchen hinzufügen. Das nächste Feature spielt uns als Tester geradezu in die Hände und sollte, wenn es nach uns geht, als Standard in jedem Gerät verbaut sein. Die Rede ist von der Auto-Bypass-Funktion, die den Iron nach Aktivierung per Kippschalter in einem per Drehregler definierbaren Zeit-Intervall auf Bypass schaltet. Eine sehr nützliche Funktion, wenn es darum geht, die gemachten Arbeiten per A/B-Vergleich zu beurteilen und das ohne Hand an die Bypass-Taster zu legen. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass beim manuellen An- und Abschalten des Bypass die Erwartungshaltung in Bezug auf eine Klangänderung stets entsprechend groß ist. Die Auto-Bypass-Funktion sorgt dafür, dass diese Erwartungshaltung erst gar nicht eintritt und die Beurteilung somit ohne diese psychische Vorprägung ungleich objektiver erfolgen kann. Dafür gibts ein extra Sonderlob in Sachen Praxis, das wir nicht mehr missen wollen, denn im Hörtest sind wir ungleich entspannter und freier in unserer Beurteilung. Das dritte bemerkenswerte Feature in der Mittel-Sektion findet sich im eher unscheinbaren Link-Kippschalter. Wird er nach oben versetzt werden sämtliche Parameter des linken Kanals simultan über die Bedienelemente des rechten Kanals gesteuert, um identische Werte für den Stereo-Betrieb einstellen zu können. Ausnahmen sind die In- und Output-Gain-Regler, die nach wie vor separat pro Kanal einzustellen sind. Das mag zwar banal klingen, ist es aber nicht, denn zumeist werden via Link-Funktion höchstens die Zeitparameter und/oder der Threshold verkoppelt. Im Iron betrifft dies aber auch den Rectifier, den Tube-Bias sowie den Sidechain-EQ. Kippschalter zum Umschalten des VU-Meter zwischen Gain Reduktion und zwei Output-Leveln beschließen den Ausflug auf der Frontplatte. Einen Mix-Regler zum Realisieren einer Parallel-Kompression ist nicht vorhanden, aber auch nicht im Konzept des Iron vorgesehen. Als klassischer Mastering-Prozessor kann und will er darauf verzichten.

Einzigartig: Sechs Kompressoren in Einem dank wählbarer Dioden
Ungleich spartanischer zeigt sich die Rückseite des Dynamik-Boliden: Je ein XLR-Ein- und -Ausgang pro Kanal sowie eine Klinken-Buchse zum Einspeisen eines externen Signals tummeln sich dort eher verloren. Der Netzschalter ist übrigens absichtlich direkt neben der Netz-Buchse eingelassen, um Einstreuungen durch entsprechend verlegte Kabel im Inneren zu minimieren. Das ist nachvollziehbar.

Im obligatorischen Messtest erleben wir soweit keine großartigen Überraschungen. Wie zu erwarten, glänzt der Iron mit Bilderbuchwerten und exzellenten Ergebnissen. Das FFT-Spektrum zeigt einen Noisefloor unterhalb -120 Dezibel. Das ist phantastisch. Typisch für ein Röhren-Gerät sind auch die Peaks bei k2 und k3, was einen Hinweis auf entsprechend leichte Klangfärbung gibt. Dem steht das Ergebnis nach Messen des Klirrfaktors in nichts nach. Werte von 0,3 Prozent im relevanten Bereich, die ab 70 Hertz abwärts auf ein Prozent steigen, gehen für ein Röhrengerät voll in Ordnung. In Sachen Fremd- und Geräuschspannung empfiehlt sich der Iron als hochpräzises und sauberes Stück Tontechnik. Wir ermitteln phantastische 99,3 und 101,7 Dezibel. Ebenfalls mustergültig zeigt sich die Gleichtaktunterdrückung: Der schlechteste Wert zeigt sich in den Höhen bei -60 Dezibel, der fast diagonal zum Bass auf -85 und sogar -100 Dezibel abfällt. Beide Kanäle sind in dieser Hinsicht nicht ganz gleich. Aber das ist bei den Ergebnissen Jammern auf hohem Niveau. Das Messen der Übersprechdämpfung führt unseren Audio-Precision-Meßcomputer schließlich an seine Grenzen. Ebenso aufschlussreich sind die ermittelten Kompressions-Kennlinien, die wir mit unterschiedlichen Einstellungen von Tube-Bias und des Rectifier-Parameters anfertigen. Erwartungsgemäß zeigen sich sehr sanfte Kurvenverläufe mit einem butterweichen Knie, was auf eine sehr behutsame und musikalische Kompression schließen lässt. Bei Gleichstand von In-/Output und Threshold, zeigen sich beim Umschalten des Tube-Bias von Low nach High hingegen nur minimale Änderungen (siehe Diagramm auf Seite 50). Gleiches gilt auch für das Umstellen der Rectifier-Dioden. So zeigen sich zwar leicht unterschiedliche Kurvenverläufe zwischen den Stellungen LED und Silizium (Diagramm auf Seite 50). Da hatten wir mehr erwartet. Also vertrauen wir auf den Hörtest, der die klangliche Wahrheit ans Licht bringen soll.

Pfiffige und geniale Extras: Auto-Bypass, Link-Funktion, Summen- und Sidechain-EQ
Im Hör- und Praxistest werden wir vom Fleck weg in einen Dynamik-Spielplatz der besonderen Art katapultiert, der uns nicht nur viel Spaß macht, sondern eine immense Fülle an unterschiedlichen Regelverhalten und Sounds offeriert. Die augenscheinlich eingeschränkten Wahlmöglichkeiten in den Attack- und Release-Parametern werden durch die zwei Zaubermittel in Form von Rectifier und Tube-Bias förmlich pulverisiert und wir sind heilfroh, dass die Drehschalter lediglich sechs Stellungen besitzen. Unabhängig davon besticht der Iron mit einer sagenhaft musikalisch-organischen Verdichtung des eingespeisten Programm-Materials. Dass eine Komprimierung stattfindet, sehen wir erst bei einem Blick auf das Level-Meter in der DAW. Der Iron geht je nach Einstellung zwar kraftvoll ans Werk, lässt aber die Binnendynamik und somit auch die Lebendigkeit des Signals soweit unangetastet. Das ist schon fast magisch. Auffällig: Wie vom Hersteller versprochen, lässt sich der Threshold tatsächlich extrem herunterregeln ohne dass die üblichen klanglichen Artefakte auftreten. Gleichzeitig verpasst der Iron den bearbeiteten Signalen einen hauchfeinen seidigen Glanz, der einfach nur edel klingt und ohne Wenn und Aber Highend-Qualitäten besitzt. Das Ganze lässt sich durch Hinzuschalten der beiden Filter-Presets noch verstärken. Im Test entdecken wir uns immer wieder, wie wir nach Abschluss der eigentlichen Bearbeitungen das Filter hinzuschalten. Das hat schon Sucht-Potenzial. Mit diesen Eigenschaften alleine, würde der Iron schon punkten. Doch mit den einzigartigen Geheimwaffen – Rectifier, Tube-Bias, Sidechain-EQs – dreht der Iron erst richtig auf. Sämtliche Möglichkeiten und Regelverhalten aufzeigen zu wollen, würde in jedem Fall zu weit führen, weshalb wir uns auf einige wenige Beispiele konzentrieren, um die Mächtigkeit dieses Dynamik-Riesen zu demonstrieren. So ist bei Gleichstellung von Threshold, Attack und Release in Rectifier-Stellung „LED“ eine starke Kompression hörbar, bei der im Schlagzeug ein rhythmisch-musikalisches Pumpen in den Becken hörbar ist. Das Klangbild rückt insgesamt nach vorne und besitzt wenig Raumanteil. Beim Umschalten auf die Silizium-Stellung ändert sich das Ergebnis drastisch. Auf einmal ist wieder mehr Raumanteil hörbar, das Pumpen ist weg, der Klang ist insgesamt frischer und die Binnendynamik besser ausgeprägt. Logischerweise erfordert das Umstellen der Rectifier-Einstellungen ein entsprechendes Nachregulieren der übrigen Parameter. Nicht ganz so drastisch fällt das Umschalten des Tube-Bias aus, der im Test ähnlich wirkt, als ob doch ein Ratio-Parameter vorhanden ist, denn primär nimmt er eine Änderung der Kompressionsstärke vor, was je nach Threshold-Einstellung mit einer subtilen Färbung im unteren Frequenzbereich einhergeht und den Klang etwas weicher und angenehmer gestaltet. Last but not least sorgen die vier Sidechain-EQ-Presets für weitere musikalisch hervorragend einsetzbare Varianten, die mal die Bässe und Höhen etwas besser herausmodellieren (EQ 1) oder aber das Ganze nachhaltig zügeln (EQ 4).

Fazit
SPL zeigt mit dem Iron Mastering Compressor einmal mehr seine ungebrochene technische Innovationskraft und legt einen einzigartigen Dynamik-Prozessor mit flexiblen Einsatzmöglichkeiten vor, der mit seinen teils einzigartigen Features seines Gleichen sucht. Ausgestattet mit feinsten Bauteilen und der SPL-eigenen 120 Volt-Technik wartet der Iron mit Highend-Qualitäten auf, die im Mastering jedem Mix nachhaltig auf die Sprünge hilft und ihn in neuem Licht erstrahlen lässt. Und was gut fürs Mastering ist, gilt erst recht auch für Subgruppen- und dank Dual-mono-Auslegung Einzelsignal-Bearbeitung. Ab sofort leuchtet ein neuer und vor allem bunt schillernder Stern am Boutique-Kompressor-Himmel.

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Röhren, Trafos und Dioden: Die Technik im Iron Mastering Compressor

Zentrales Element im SPL Iron ist die Röhre, mit deren Hilfe die Dynamik-Reduktion erfolgt. Doch anders als bei den Mitbewerbern im Röhren-Kompressor-Segment, nutzt SPL anstatt einer, gleich zwei Röhren, genauer gesagt zwei Doppel-Trioden, eine ECC 83 und ECC 82. Sinn und Zweck: Das Reduzieren von Verzerrungen innerhalb der Röhre, denn beide Glaskolben werden parallel betrieben und je nach Signal kümmert sich eine Röhre um die Bearbeitung der Bässe, die andere um die Mitten und Höhen. Dieser Ansatz ist bislang einzigartig und noch von keinem anderen Hersteller umgesetzt worden. Beide Röhren verfügen über unterschiedliche Kennlinien und verrichten in Abhängigkeit zur Signalamplitude des eingespeisten Signals zielgerichtet ihren Dienst. Die Auswahl und Selektion erfolgt dabei über ein computergestütztes Mess-System, um sowohl in beiden Kanälen, als auch in jedem Iron-Modell stets das gleiche Kompressionsverhalten zu garantieren.
Die parallele Signalführung wird dabei über eigens für SPL hergestellte, sogenannte Mu-Metall-Eisen-Übertrager des Herstellers Lundahl realisiert, die einmal vor und einmal hinter den beiden Röhren sitzen. Die se High-Level-Doppelkern-Trafos sorgen zusätzlich für einen transparenten Klang.

Doch das parallele Verteilen der Dynamik-Regulierung auf zwei Röhren ist erst der Anfang. Iron-Entwickler Wolfgang Neumann hat zusätzlich vor die Röhrenstufe eine sogenannte Vactrol-Schaltung integriert, die via optischem Regelglied eine Funktion als Look-ahead-Limiter ausführt, um die Röhren beim Einspeisen allzu hoher Pegel zusätzlich vor Verzerrungen zu schützen und um eine Gleichheit bei der Bearbeitung in beiden Röhren zu gewährleisten. Im Gespräch mit Wolfgang Neumann gibt er zu Protokoll, dass diese Schaltung erst ab 15 Dezibel greift, ein Pegel, der in den meisten Fällen wohl eher nicht gefahren wird. Als Schutzschaltung mag dies überfürsorglich erscheinen, aber sinnvoll im Dienst eines transparenten Sounds ist sie allemal. Denn extreme Signalspitzen werden durch diese Vactrol-Schaltung erfolgreich abgefangen und dann erst zur weiteren Kompression in die Röhren geschickt. Wichtig: Die Vactrol-Opto-Koppler-Schaltung ist dabei ausschließlich in den Steuer-Signalweg eingebunden und nimmt daher keinen Einfluss auf den Klang.

Die nächste Innovation im Iron dreht sich um die Zeitkonstanten, sprich Attack und Release. Beide Parameter werden mit Hilfe einer Gleichrichter-Schaltung realisiert, die den Röhren sozusagen mitteilt, wie schnell diese zu reagieren haben. Wolfgang Neumann hat dies im Iron mit Hilfe von Dioden realisiert. Der Clou: Dabei kommt nicht nur eine Schaltung und Art von Diode, sondern gleich sechs zum Einsatz, denn jede Dioden-Form besitzt unterschiedliche physikalische Eigenschaften, die jede für sich andere Zeitwerte und Kennlinien generieren. So kommen im Iron Dioden aus Silizium, Germanium, eine LED-Diode und eine Kombination aus Germanium und Silizium zum Einsatz. Dadurch wird nicht nur der Vorrat und Bereich an verfügbaren Zeiten entsprechend erweitert. Überdies nehmen die Dioden auch Einfluss auf das Ansprechverhalten und die Kompressionskennlinie, so dass sich der Iron letztlich wie sechs verschiedene Kompressoren verhält. In den Geräten der Mitbewerber wird lediglich eine Gleichrichter-Schaltung eingesetzt. Im Vergleich dazu eher banal wirkt die Möglichkeit, die Bias-Vorspannung der Röhren in drei Stufen – Low, Mid, High – einstellen zu können. Im Inneren der Röhre wird dabei Einfluss auf die Spannung des Röhrengitters genommen, wobei gilt: Je höher die Spannung, desto weniger Signal gelangt von der Kathode zur Anode. Sinn und Zweck dieser Schaltung: Sie nimmt zusätzlich Einfluss auf die Stärke der Kompression, fast schon wie ein Ratio-Parameter.



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von  Professional audio am 30.11.2015
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