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Test: Kopfhörer Beyerdynamic DT 1770 Pro

Ohren auf, ich komme!
Test: Kopfhörer Beyerdynamic DT 1770 Pro

Beyerdynamic hat mit dem DT 1770 Pro einen geschlossenen Studio-Kopfhörer geschaffen, der klanglich mit dem neu abgestimmten Tesla 2.0-System für den professionellen Einsatz für Furore sorgt.

Von Sylvie Frei

Der Heilbronner Pro Audio-Hersteller Beyerdynamic stockt auf und veröffentlichte jüngst mit dem DT 1770 Pro sein neues geschlossenes Kopfhörer-Flaggschiff-Modell für Studio- und Monitoring-Anwendungen mit dynamischem Wandlerprinzip. Der neue DT 1770 Pro geht auf den ebenfalls geschlossenen Kopfhörer DT 770 Pro (Test im Rahmen des Vergleichstests in Professional audio 6/2009) zurück, der sich in der Studiowelt bis heute großer Beliebtheit erfreut, ist aber mit Beyerdynamics patentierter Tesla-Technologie ausgestattet. Wie dieser wird auch der DT 1770 Pro von Hand in Deutschland gefertigt. Für einen unverbindlichen Richtpreis von 599 Euro möchte nun auch er den Weg zu den Ohren der Profis finden. Das könnte ihm – so viel sei an dieser Stelle schon einmal verraten – durchaus erfolgreich gelingen.

Alles dabei

Der DT 1770 Pro ist mit 388 Gramm ein geschlossener Kopfhörer mittleren Gewichts, der ohrumschließende Hörmuscheln aus leichtem Kunststoff mit einem stabilen, anpassbaren Federstahl-Kopfbügel verbindet und einen robusten Eindruck macht. Ohrpolster sind gleich in zwei Ausführungen im Lieferumgang enthalten – einmal aus samtigem Velours, einmal aus abwaschbarem Kunstleder und einfach von Hand austauschbar. Da hat der Nutzer/die Nutzerin je nach Vorlieben und Hörsituation die Wahl. Auch was die Kabel angeht, kommt der Kopfhörer zweifach gerüstet daher mit einem drei Meter langen glatten Kabel und einem 5 Meter langen Spiralkabel. Die Kabel sind einseitig geführt und austauschbar. Sie werden mit einem verriegelbaren Mini-XLR-Anschluss an der linken Hörmuschel angesteckt und enden in vergoldeten Stereo-Miniklinken, für die entsprechende 3,5 mm auf 6,3 mm-Klinkenadapter im Lieferumfang enthalten sind. Die Kabel erwiesen sich laut Beyerdynamik im Test ausgesprochen widerstandsfähig. Beim Materialtest haben die Entwickler die Maschine nach 200.000 Knickzyklen einfach abgeschaltet, so der Hersteller – die Kabel zeigten sich also als „unkaputtbar.“ Das ist für den rauen Profi-Alltag natürlich von großem Vorteil, in dem man auch mal versehentlich mit dem Bürostuhl über das Kabel rollt oder aus Versehen ein schweres Gerät draufstellt.
Auch für eine robuste und komfortable Transport- und Aufbewahrungsmöglichkeit hat Beyerdynamik gesorgt – in das wertige Hardcase passen außer dem Kopfhörer auch das zweite Paar Ohrpolster und beide Kabel problemlos hinein.

Technische Präzision
Doch was hat es eigentlich mit Beyerdynamics Tesla-System auf sich?
Der dynamische Schallwandler ist beim Tesla-System mit einem Neodym-Ringmagnet versehen, der im Inneren für ein stärkeres Magnetfeld als bei herkömmlichen Systemen sorgt. Dieses liegt über einer magnetischen Flussdichte von 1,2 Tesla, wobei im Kopfhörerbau früher 1 Tesla als die Grenze galt. (Die Maßeinheit wurde nach dem wegbereitenden Elektro-Ingenieur Nikola Tesla benannt – so auch das System von Beyerdynamic). Durch das stärkere Magnetfeld lässt sich die Schwingspule sehr filigran konstruieren. Dadurch kann diese schneller reagieren – der Klang wird präziser und detailreicher. Gleichzeitig wird ein gesteigerter Wirkungsgrad erreicht, der es erlaubt lauter zu hören, was gerade bei unruhigen Umgebungen, wie etwa in Live-Monitoring-Situationen, von Vorteil ist. Zudem erlaubt es der ringförmige Magnet eine mittige Bohrung direkt hinter der Membranmitte zu setzen. So lassen sich störende Resonanzen besser eliminieren.

Die durch das Tesla-System zum Schwingen angeregten Membranen bestehen aus dreilagiger Compound-Folie. Diese zeigt sich besonders fähig, Partialschwingungen zu unterdrücken und soll so zu einem sehr dynamischen und transparenten Klangbild beitragen.

Mit der Version 2.0 des Tesla-Systems, die im neuen DT 1770 Pro zum Einsatz kommt, hat Beyerdynamik die Technik, die zunächst vor allem für HiFi-Kopfhörer entwickelt wurde, noch einmal für den professionellen Bereich angepasst, so Beyerdynamic-Produktmanager Joscha Kretschmann. Hierbei habe man unter anderem Metall-Teile durch leichtere Kunststoffteile ersetzt, ohne dabei die Vorteile der Tesla-Technologie, sprich die höhere maximale Flussdichte, zu minimieren. Ansonsten habe man viel „Entwicklungsarbeit in die finale Klangabstimmung des neuen Treibersystems in Verbindung mit dem Kopfhörer“ gesteckt. Dazu zähle der Einsatz neuer Dämpfungsmaterialien, wie etwa die Kunststoffteile, die das System in der Hörmuschel festhalten und die Ohrpolster.

Hoher Tragekomfort
Der DT 1770 Pro trägt sich nicht nur im Vergleich mit anderen geschlossenen Kopfhörern, sondern auch allgemein äußerst bequem. Mit Hilfe des verstellbaren Kopfhörer-Bügels, lässt sich der DT 1770 Pro perfekt an den Kopf des Hörers anpassen. Beide im Lieferumfang enthaltenen Ohrpolster tragen sich sehr angenehm und werden auch bei längerem Hören nicht zu warm. Das Gewicht von 388 Gramm drückt zu keiner Zeit auf den Kopf – tatsächlich kommt einem der Kopfhörer gefühlt sogar um einiges leichter vor. Langen Hörsessions steht so in Sachen Bequemlichkeit nichts im Wege.
Die Schallisolierung gegenüber Geräuschen von außen könnte insgesamt etwas besser sein. Beim eher leisen Hören dringt schon einiges von der akustischen Umgebung unter die Hörmuscheln. Drehen wir allerdings etwas auf, werden die störenden Außeneindrücke problemlos überdeckt – einem Monitoring-Live-Einsatz, bei dem ohnehin etwas mehr aufgedreht werden muss, steht mit dem DT 1770 Pro nichts im Wege.
Umgekehrt sieht es sogar sehr gut aus – es dringt auch bei ordentlich aufgedrehtem Kopfhörervorverstärker kein Tönchen vom Kopfhörer nach außen, wodurch sich der DT 1770 Pro ideal für das Monitoring während der Aufnahme mit Mikrofon eignet. Doch die Klangkompetenz des Beyerdynamic-Kopfhörers erlaubt ihm noch ein viel größeres als das bereits angeklungene Einsatzspektrum.

Akribische Klangabbildung
Denn bei der Beurteilung unserer jüngsten Testaufnahmen und den Testhörsessions mit unserem bewährten Klangmaterial zeigt sich der DT 1770 Pro von erster Güte. Er zeichnet sich durch ein klares, transparentes Klangbild mit filigraner Signalabbildung und großem Detailreichtum aus. Seine dynamische Abbildung und sein Impulsverhalten sind hervorragend, die räumliche Darstellung präzise und differenziert. Die Höhen kommen akribisch und sind tendenziell analytisch abgestimmt – die Bässe klingen trocken, straff und vergleichsweise zurückhaltend. Das Frequenzspektrum ist sehr groß, auch tiefste und höchste Frequenzanteile werden fein und detailliert wiedergegeben. Die Abbildungseigenschaften sind scharf und wohl ausgeprägt und machen es leicht, einzelne Signalanteile gezielt in Ohrenschein zu nehmen. Die Ortung gelingt auf den Punkt in der Breite wie in der räumlichen Tiefe. Beim Aufspüren von Störgeräuschen jeglicher Art zeigt sich der DT 1770 Pro als akribischer Spürhund und akustische Lupe. Aber auch die Gesamtbeurteilung fertiger Mixe und längere Hörsessions gelingen mit dem DT 1770 Pro entspannt und unverkrampft. Der hohe Tragekomfort und die gefühlte Leichtigkeit trägt ihren Teil dazu bei, dass Hörsessions bequem, ohne Hitzestau und effizient verlaufen. So wünschen wir uns das – sei es für das Monitoring, die Editierarbeit, das Mixing oder einfach nur die Beurteilung oder der Genuss von fertiger Musik.

Fazit

Mit dem DT 1770 Pro hat Beyerdynamik einen geschlossenen Kopfhörer der Spitzenklasse geschaffen, der sich mit seinen klanglichen Eigenschaften rundum im professionellen Einsatz bewähren kann. Wer nach einem wirklich gehobenen geschlossenen Modell sucht, dem sei ein Testhören wärmstens empfohlen.



Kommentare


von  Professional audio am 30.11.2015
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