Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator website
MyOwnMusic

Magazin

Test : Sequenzer Presonus Studio One 3 Professional (frei lesbar!)

Kreative Studio-Erweiterung
Test :  Sequenzer Presonus Studio One 3 Professional (frei lesbar!)

 

Presonus hat sich wahrlich Zeit gelassen für das nächste Major-Update seiner beliebten DAW Studio One. Doch das Warten hat sich gelohnt, denn der Hersteller hat sich eine Menge pfiffiger, praxisgerechter neuer Features einfallen lassen, mit denen das Produzieren von Musik künftig noch mehr Spaß macht.

Von Georg Berger

Kinder wie die Zeit vergeht. Ein kurzer Blick in unser Heft-Archiv zeigt, dass das letzte (Zwischen-)Update der Studio One DAW von Presonus bereits über zwei Jahre her ist (Test in Heft 3/2013). Eine Zeit in der die Mitbewerber bereits zwei weitere Major-Updates ihrer Produkte vorgestellt haben. Doch wie heißt es so schön? Gut Ding will Weile haben. Schließlich geht es um Klasse und nicht um Masse. Überdies soll das Konzept des Einfenster-Betriebs inklusive leichter, musikerfreundlicher Bedienung mit praxisgerechten Features und Funktionen nicht aufgebrochen werden. Dies, soviel sei schon direkt am Anfang verraten, ist den Entwicklern auch mit dem Major Update Studio One 3 Professional einmal mehr geglückt. Die neuen Features und Funktionen sind behutsam in das bestehende Konzept eingeflochten worden, ohne das Handling und den Workflow unnötig zu verkomplizieren. Ganz im Gegenteil, denn mit dem Scratch Pad, dem Arranger-Track, Effekt-Chains und Multi-Instrumenten, Macro-Panels plus neuer Instrumente und Effekte gerät das Produzieren von Musik künftig leichter und befeuert die Inspiration. Doch der Reihe nach. Im Vergleich zur Vorversion Studio One 2.5 Professional, sind beim Erstkauf jetzt rund 40 Euro mehr zu berappen, was aber noch verschmerzbar ist. Das Library-Paket Komplete Select von Native Instruments ist dabei allerdings weggefallen. Dafür hat Presonus jetzt mit eigenem Content plus Librarys von Herstellern wie unter anderem Sample Magic oder Big Fish noch einmal ordentlich nachgelegt und das Arsenal an mitgeliefertem Soundfutter um rund das Vierfache erhöht. Knapp 32 Gigabyte an Festplattenspeicher sind jetzt nötig, alleine schon rund 15 Gigabyte benötigt dabei die Werks-Library des upgedateten Presonus-Samplers Presence XT. Mehr dazu auf Seite 34. Abseits dessen sind eine Reihe von Verbesserungen vorgenommen worden, die sich quasi unter der Motorhaube von Studio One befinden. So haben die Entwickler eine neue, modular aufgebaute Instrumenten-Engine entwickelt von der künftige Instrumenten-Zuwächse profitieren werden, die interne Verarbeitung kann wahlweise mit 32 und ab sofort auch mit 64 Bit Fließkomma erfolgen, es gibt jetzt einen schaltbaren Modus auf Windows-Ebene – Mac-Rechner besitzen dies per se ­ um das GUI auch auf hochauflösenden Displays und auf kleinen Laptop-Bildschirmen gestochen scharf anzeigen zu können und last but not Least kann Studio One 3 jetzt auch über Multi-Touch-Monitore bedient werden. Maus adé lautet das Motto. Damit nicht genug, hat Presonus vor kurzem über das Update auf Version 3.01 gleichzeitig auch eine kostenlose App für Apples iPad veröffentlicht, mit der sich die DAW fernsteuern lässt (siehe Kasten auf Seite 36). Nun, über Touch- und High-DPI-Monitore verfügen wir nicht, so dass wir keine Aussage darüber treffen können. Einen klanglichen Unterschied in Bezug auf die Instrumenten-Engine können wir indes nicht feststellen. Das Umschalten von 32 auf 64-Bit-Auflösung geht logischerweise mit einer erhöhten Prozessor-Last einher, weshalb sich dieser Modus ausschließlich für das Rendern empfiehlt, wenngleich die Ergebnisse im Test für unsere Ohren nur in homöopathischen Dosen besser ausfallen. Aber immerhin. Ungleich interessanter sind natürlich die neuen Features und Funktionen, die der Anwender in der täglichen Arbeit anfassen und bedienen kann und die wir uns jetzt einmal näher anschauen wollen.

Premiere: Das Scratch Pad

Beim Aufruf der neuen Version ist erwartungsgemäß erst einmal alles beim Alten. Als erstes zeigt sich der Start-Dialog, der die Auswahl vorheriger Songs, das Erstellen eines neuen Songs, das Einstellen des Audio-Interface ermöglicht und über eine Spalte Neuigkeiten zu Studio One zeigt, sofern der Rechner am Netz hängt. Zentraler Dialog ist der Song-Bildschirm, der sämtliche Dialoge in einem Fenster beherbergt, die aber bei Bedarf zwecks besserer Übersichtlichkeit auch ausgeblendet werden können. Außer dem zentralen Arrangement-Fenster sind dies eine Spurliste, der Spur-Inspektor, der mächtige Browser zum Suchen und Verwalten von Sounds, Effekten und Clips sowie der Mixer, der sich am unteren Ende den Platz mit dem Audio- und MIDI-Editor teilt. Die drei letztgenannten Dialoge können bei Bedarf auch als separates Fenster aus dem Song-Bildschirm ausgekoppelt werden. Über den dritten Haupt-Dialog, das Project-Fenster steht eine Mastering- und CD-Produktionssuite im Stile etwa von Steinbergs Wavelab zur Verfügung. Abseits dessen ist als weiteres charakteristisches Merkmal das stringente Drag-and-drop von Clips, Loops, Effekten und Presets sowohl vom Browser ins Arrangement-Fenster oder den Mixer und umgekehrt zu nennen. Als erstes fällt die unterschiedliche Farbgebung im Vergleich zur Vorversion auf. Das einstmals beherrschende grau ist jetzt einem schwarz gewichen und Spuren sowie Mixer-Kanäle lassen sich beliebig mit anderen Farben versehen, die sich vom schwarzen Hintergrund satt abheben.

Erste Neuheiten finden sich im Browser-Dialog. Dort gibt es jetzt eine neue Loop-Kategorie, mit der sich rasch und unkompliziert die gewünschten Audio-Schleifen suchen, finden und verwalten lassen. Nächster Neuzugang ist der Cloud-Tab mit dem sich direkt und unkompliziert eine Verbindung zu Soundcloud herstellen lässt. Presonus betont dabei, dass Studio One die einzige DAW sei, aus der heraus es möglich ist, sowohl Up-, als auch Downloads vornehmen zu können. Wir lassen das soweit einmal stehen. Auffallenderweise ist jedoch kein Button zum Aufruf des Nimbit-Portals zu finden, das noch in der Vorversion existierte. Dafür kann der Anwender jetzt auf den Presonus-Shop zugreifen, um dort zusätzliche Sound Librarys oder Effekte zu erwerben.


Patternorientiertes Arbeiten dank Arranger-Track

Eher versteckt hat sich eine neue Spurart in Studio One eingeschlichen: Der Arranger-Track, mit dem sich ein Song in diverse Teile wie Intro, Strophe, Refrain, Solo und so weiter unterteilen lässt. Sicherlich, das ist per se jetzt nichts weltbewegend Neues, alldieweil dies einige Mitbewerber wie etwa Cubase oder Reason schon seit Langem besitzen. Doch der Clou, den es nur bei Studio One gibt: Nachdem wir unsere Song-Teile definiert haben, können wir diese ganz simpel im Arranger-Track hin und her bewegen und gegenseitig vertauschen. So weit so gut. Der Knaller ist aber, dass sämtliche Spurteile, die in dem jeweiligen Song-Teil eingefasst sind, automatisch ausgeschnitten und mitsamt des Arranger-Clips verschoben werden. Lästiges Schneiden von Spuren im Arrangement erübrigt sich dadurch und wir erhalten beim Neu-Arrangieren einen eindrucksvollen Geschwindigkeitsvorteil. Unterm Strich wird Studio One 3 dadurch auch für diejenigen Musikschaffenden interessant, die ihre Produktions-Abläufe patternbasiert organisieren.

Nächste einzigartige Neuheit: Das sogenannte Scratch Pad, das über einen dezidierten Button in der Menüleiste aufrufbar ist. Dabei teilt sich das Arrangement-Fenster vertikal, so dass zwei separate Ansichten erscheinen. Links findet sich das Haupt-Arrangement-Fenster, rechts das Scratch Pad. Sinn und Zweck: Wie die Bezeichnung schon andeutet, stellt das Scratch Pad ähnlich einem Skizzenblock einen Container dar, um Spuren und Arrangement-Fragmente aufzunehmen, die im Haupt-Arrangement keine Verwendung gefunden haben, aber zum Löschen einfach zu schade sind. Einfach die überflüssigen Spuren/Clips/Songteile per Drag-and-Drop dort hinzeinziehen und fertig. Dabei besitzt das Scratch Pad das gleiche Spuren- und Mixer-Layout wie das Haupt-Arrangement. Das Scratch Pad eignet sich dabei nicht nur, um im Haupt-Arrangement aufzuräumen oder Ideen zu bewahren, die im Song nicht untergebracht werden konnten. Wer mag, kann das Scratch Pad auch als sozusagen gesicherten Spielbereich nutzen, um an Variationen von Songteilen zu arbeiten, alternative Mixe anzufertigen und dergleichen mehr. Das Haupt-Arrangement bleibt unangetastet und sollte ein Songteil im Scratch Pad ausgereift sein, reicht ebenfalls ein simples Drag-and-drop um ihn ins Haupt-Arrangement zu ziehen. Vorteil: Das Speichern mehrerer Songprojekt-Varianten erübrigt sich, denn das Scratch Pad wird zusammen mit dem Songprojekt, in dem es erzeugt wurde, automatisch mit gespeichert. Übrigens erlaubt Studio One 3 das Erzeugen beliebig vieler Scratch Pads. Im Test ist uns so eine Möglichkeit bislang noch nicht begegnet und anfangs müssen wir uns mit diesem Feature erst einmal anfreunden. Doch mit der Zeit lernen wir die Vorteile dieses Skizzen-Blocks immer mehr zu schätzen, denn er spart uns Zeit, er sorgt für Übersichtlichkeit und gibt uns quasi mit Netz und doppeltem Boden die Möglichkeit beherzt zu Experimentieren ohne grundlegend wichtige Songteile dadurch zu zerstören. Wir schließen uns daher Presonus an, indem wir uns ebenfalls fragen, warum so etwas nicht schon eher ersonnen wurde.

Opulente Effektketten im Nu

Gleiches gilt auch für das nächste pfiffige Feature, das sich in den Kanalzügen des Mixers hinter dem unscheinbaren Drehknopf-Button verbirgt. Ein Klick darauf öffnet den Kanal-Editor, der sich aus je acht Drehreglern und Buttons sowie zwei XY-Pads zusammensetzt. Ähnlich wie die Macro-Control-Sektion von Synthesizern, lassen sich auf diese Steuerelemente beliebige Parameter von Insert-Effekten zwecks raschem Editieren routen. Der Kanal-Editor ist dabei fest mit dem Insert-Effekt-Fenster verbunden und per dezidiertem Button aufrufbar. Das ohnehin schon pfiffige Konzept, sämtliche Insert-Effekte nur in einem Fenster anzuzeigen, die per Reiter wechselseitig aufrufbar sind, erhält mit diesem Feature eine Aufwertung und stellt sich jetzt ungleich ausgereifter dar. Doch es geht noch weiter. Direkt neben dem Kanal-Editor-Button im Effekte-Fenster findet sich ein weiterer neuer Button, der eher wie eine Waage aussieht. Nach Klick darauf zeigt sich ein neuer Dialog, in dem das Routing der Effekte dargestellt wird. Wer bislang nur ein paar Effekte in den Kanal gezogen hat, wird sie dort hübsch der Reihe, wie an einer Perlenschnur vorfinden. Doch jetzt kommts: Durch Klick auf den Splitter-Eintrag lassen sich Signal-Abzweigungen einfügen, wobei ein Dialog erlaubt zu definieren, wie das Signal aufgeteilt werden soll. So sind damit parallele Effekt-Bearbeitungen, Dual-Mono-Effekt-Ketten innerhalb einer Stereo-Spur und auch Multiband-Aufteilungen möglich. Bis zu fünf Bänder sind dabei realisierbar. Sicherlich, andere DAWs wie etwa Propellerhead Reason oder Cakewalk Sonar bieten ähnliches. Doch die Art und Weise der graphischen Aufbereitung zum Erzeugen opulenter Effekt-Ketten gefällt uns ausgesprochen gut, da alles stets im Blick und ungleich übersichtlicher ist. Dafür gibts in jedem Fall ein Sonderlob, das in gleichem Maße auch für die Instrumente gilt. Denn ebenso wie bei den Effekten, findet sich auch dort dieser Routing-Dialog. Dafür muss jedoch der Instrumenten-Typ „Multi-Instrument“ gewählt werden. Anschließend ist es möglich, darin beliebig viele Instrumente zu riesigen Stack-Sounds aufzutürmen, Definition von Keyboard-Zonen für jeden Klangerzeuger inklusive. Auch dort findet sich ein Splitter-Eintrag zum Verzweigen des Signalverlaufs. Dadurch lassen sich die neuen Note FX Prozessoren gezielt auf bestimmte Instrumente anwenden und erweitern die Gestaltungsmöglichkeiten somit nachhaltig (siehe Kasten auf Seite 34).

Abseits dessen hat Studio One 3 noch eine ganze Reihe mehr an Neuheiten zu bieten, sei es etwa das Synchronisieren von Mixer und Arrangement-Fenster, das Schalten von Bussen und Effekt-Kanälen auf Mono, weitere Verbesserungen im Browser etwa das Suchen von Plug-ins nach Kategorien. Sie alle würdigen zu wollen, würde allerdings zu weit führen, weshalb wir uns auf die wichtigsten und interessantesten Highlights beschränkt haben. Die aber haben es in sich und machen eine ohnehin schon beliebte DAW noch attraktiver.

Fazit

Presonus legt mit Studio One 3 Professional ein Major-Udpate vor, das die beliebte DAW in vielen Teilen ausgereifter dastehen lässt. Mehr noch trumpfen die Entwickler mit Features wie dem Scratch Pad auf, das bislang einzigartig ist und haben weitere neue Funktionen implementiert wie den Arranger-Track, die Kanal-Editoren, die Effekt-Ketten und Multi-Instrumente, die zwar jetzt nichts Neues im weiten Rund des Marktsegments sind, aber auf eine Art und Weise realisiert wurden, die uns ohne Wenn und Aber deutlich besser gefallen. Letztlich sticht einmal mehr hervor, wie souverän es Presonus geschafft hat, seine DAW mit praxisgerechten Neuheiten ohne überflüssigen Schnickschnack aufzuwerten, was den Spaß und Workflow beim Produzieren künftig weiter erhöht.

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – 

Was tönt denn da? Neue Instrumente in Studio One 3 Professional
Mit dem Mai Tai Synthesizer und dem Presence XT verzeichnet der mitgelieferte Instrumenten-Fuhrpark von Studio One 3 eine Neuheit und ein Update. Beide Instrumente basieren auf einer neu entwickelten Synth-Engine, die künftig im Hintergrund weiterer Instrumenten-Entwicklungen werkeln wird. Das XT im Presence-Sampler bezieht sich zunächst auf eine ungleich größere mitgelieferte Werks-Library, die sich durchaus sehen lassen kann, einen weiten Bereich akustischer Instrumente abdeckt und den Vergleich zu Drittanbieter-Produkten nicht zu scheuen braucht. Über den Presonus-Online-Shop können weitere Librarys hinzugekauft werden. Abseits dessen wartet das Update außer mit den üblichen Möglichkeiten zum Bearbeiten des Sounds mit einer Disk-Streaming-Option zum direkten Abspielen via Festplatte auf und kann jetzt auch verschiedene Instrumenten-Artikulationen via Key-Switch aufrufen. Presonus hat dabei mit seinem Sampler noch Großes vor. Denn über eine künftig zu erwerbende Zusatz-Lizenz soll Presence XT weitere Features freischalten, wie etwa das Mapping von Samples, tiefer gehende Editiermöglichkeiten und Zugang zur eigenen Scripting-Engine zum Erzeugen neuer Presets/Librarys. Bereits jetzt wirbt Presonus mit der Möglichkeit, auch andere Sampler-Formate – genannt werden das Kontakt-, EXS24 und Gigasampler-Format – direkt in Presence XT laden zu können. Allerdings hakts in dieser Hinsicht noch, denn im Test weigert sich Presence XT zum Großteil beharrlich den Content von Drittanbietern, ganz gleich ob kommerziell oder Freeware zu laden. Da ist also noch Verbesserungs-Potenzial vorhanden. Was hingegen aber sehr gut funktioniert ist das neue generische Sampler-Format, das zurzeit das Laden der Librarys der Bitwig-Studio-DAW ermöglicht.

Klassische subtraktive Synthese ist hingegen das Haupt-Thema des Mai Tai Synthesizers. Ausgestattet mit zwei Oszillatoren plus Sub-Oszillator und Rauschgenerator, einem Multimode-Filter mit fünf Charakteristiken, drei Hüllkurven, zwei LFOs und einer Modulations-Matrix, bietet sich alles, um klassische Synth-Sounds analoger Provenienz zu erzeugen. Ene Effekt-Sektion mit Modulations-Effekten, Delay, Reverb, Distortion und EQ rundet die Ausstattung ab. Als Besonderheit enthält Mai Tai eine Character-Sektion, in der sich grundlegende Klangänderungen einstellen lassen, die Auswirkungen auf den Gesamtsound haben. Das erinnert uns an den Hive-Synthesizer von U-He (Test in Heft 7/2015). Im Test sind die Auswirkungen allerdings eher subtiler Art und wirken mehr wie ein zusätzliches Filter, aber immerhin. Dafür kann das Multimode-Filter via Punch- und Drive-Parameter richtig dreckig und bissig scharf klingen. Nicht schlecht ist auch eine einstellbare Qualitätsstufe, bei der es in Stellung „80s“ herrlich muffig, weich und vintage klingt und in Stellung Supreme glasklar und highendig. Dennoch ist der Grundsound in allen Stellungen organisch-weich und angenehm. Die Höhen klingen nicht scharf und spitz, die Bässe sind eigentümlich gezügelt ohne es jedoch an Durchschlagskraft vermissen zu lassen.

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Neue Plug-ins braucht die DAW
Die Ausbeute an neuen Effekt-Plug-ins ist im zweiten Major-Update eher überschaubar, wenngleich Presonus damit auf Kundenwünsche reagiert hat. Doch das macht die dritte Version von Studio One durch die Möglichkeit zum Effect-chaining mehr als wett. So finden sich mit dem Bit Crusher und der Leslie-Emulation Rotor zwei Prozessoren zum nachhaltigen Verfremden von Klängen. Der Bit Crusher sorgt – Nomen est Omen – für ein nachhaltiges Anrauen des eingespeisten Klangs inklusive der üblichen klanglichen Artefakte beim Reduzieren der Bitrate. Drei „Geschmacksrichtungen“ für das Clipping - Digital, Foldback und Overflow – stehen zur Auswahl und als besonderes Leckerli kann noch eine Overdrive-Funktion am Eingang für zusätzlichen Dreck sorgen. Im Test empfinden wir letztgenannte Option allerdings schon überfürsorglich, denn mit den verfügbaren Parametern lässt sich der Klang ohnehin schon gehörig zerstören, was sich bestens für Drumloops und elektronische Bässe anbietet. 

Universeller einsetzbar ist hingegen der Rotor-Effekt, der mit einem angenehm-weich klingenden Grundsound daherkommt, selbst wenn die Filter-Güte der Horn-Emulation ganz spitz ist und die Drive-Funktion satt zugreift. Als Alternative zu üblichen Modulations-Effekten wie Phaser oder Flanger offeriert der Presonus-Rotor-Effekt via Balance-, Distance- sowie der separaten Geschwindigkeits-Einstellung von Horn und Lautsprecher einen ungleich lebendigeren Sound.

Die eigentlichen Highlights sind jedoch nicht auf Audio- sondern auf MIDI-Ebene zu finden. Dort wartet Studio One 3 mit vier sogenannten „Note FX“ Prozessoren auf, die als perfekte Ergänzung zum neuen Multi-Instrument für zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten sorgen. An Bord sind ein 32-stufiger Arpeggiator, der sogenannte Chorder mit dem sich Akkordmuster über einen simplen Tastendruck spielen lassen, der Repeater, der als MIDI-Echo von herkömmlichen Delays bis hin zu komplexen Rhythmus-Patterns eine breite Palette besitzt und der Input-Filter zum Begrenzen von Tastatur- und Anschlagsdynamik-Bereichen. Sicherlich, auch diese Features finden sich bei den Mitbewerbern in der einen oder anderen Art schon länger. Doch in Studio One 3 werden sie in Form eigenständiger Plug-ins mit ansprechendem GUI prominent in Szene gesetzt. Gerade der Arpeggiator und Repeater mit ihren Balken-Displays kommen dadurch ordentlich zur Geltung und lassen sich mit ungleich mehr Freude und Elan einstellen. Mit diesen vier Note FX hat Presonus schon einmal ein ordentliches Fundament gelegt und wir hoffen, dass dort demnächst noch weitere Prozessoren folgen. Denn das Arbeiten mit ihnen macht im Test durchaus Appetit auf mehr.

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – 

Studio One Remote for iPad: Der Geist in der Maschine
Mit Version 3.01 hat Presonus gleichzeitig eine kostenlose iPad-App zur Fernsteuerung von Studio One 3 veröffentlicht, die wir uns selbstverständlich auch einmal näher angeschaut haben. Schade ist allerdings, dass eine Version für Android-Tablets bislang nicht in Sicht ist. 

Damit das Ganze funktioniert sind einige wenige, aber wichtige Dinge zu beachten. So muss im Netzwerk-Reiter des Einstellungs-Dialogs von Studio One 3 die Option erlaubt sein, die DAW im Netzwerk zu finden. Das ist zwar per se noch ohne unser Zutun nach der Installation der neuen Version aktiv. Aber man kann ja nie wissen. Nächster wichtiger Punkt: Die Verbindung als solche muss zwingend über einen WLan-Router erfolgen. Danach geht’s dann eigentlich ganz einfach. Wir melden uns mit dem iPad am WLan-Router an, starten die Studio One Remote App und daraufhin erscheinen die im Netzwerk gefundenen Rechner, auf denen Studio One 3 installiert ist. Nachdem wir den Rechner ausgewählt haben, zeigt sich als Haupt-Dialog der Mixer, der am Kopf eine Miniatur-Meter-Bridge sowie eine Taktleiste inklusive Abspiel-Cursor besitzt. Sind Songteile via Arranger-Track definiert, werden diese zudem entsprechend farbig mit dargestellt. Am Fuß des GUI findet sich die Transportleiste und links ist eine Spalte mit Schaltflächen zum Aufruf weiterer Dialoge integriert. So können dort wechselseitig die Insert-Effekte, Sends, Cue-Mixe, der Kanal-Editor mit seinen frei zuweisbaren Reglern und Buttons sowie die Ein- und Ausgangs-Kanäle zwecks Einpegeln für anstehende Aufnahmen aufgerufen werden. Im Test sind wir angesichts der vielen Einstellmöglichkeiten regelrecht erschlagen. Die Remote-App deckt in ihrer Funktionstiefe alles ab, was rund um Aufnahme und Abmischen benötigt wird. Einzig das Erstellen neuer Spuren sowie das Editieren derselben muss nach wie vor am Desktop-Rechner erledigt werden. Wer Aufnahmen jenseits vom Rechner-Platz, etwa in einer Gesangs-Kabine anfertigen will, braucht also nicht mehr zwingend Strippen für seine MIDI-Controller-Hardware zu ziehen. Das Abmischen von Songs kann bei Bedarf jetzt auch bequem auf dem Sofa in der Ecke jenseits vom Arbeitsplatz erfolgen und Musiker können sich für Aufnahmen rasch einen eigenen Kopfhörer-Mix zusammenstellen. Die Lernkurve für die Studio One Remote App ist dabei sehr flach. Wir haben schon innerhalb weniger Minuten den Großteil der Möglichkeiten erfasst. Auffällig ist, wie sehr uns die Arbeit mit der Presonus-App an die des Phonic Acapela Pults (Test in Heft 12/2014) erinnert hat, deren zentrale App mit einer vergleichbar hohen Funktionstiefe aufwartet.



Kommentare


von  Professional audio am 03.08.2015
Aufrufe  5059



Anzeige


Weitere interessante Artikel