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Test Channelstrip-Plug-in Softube SSL XL 9000 K-Series for Console 1

Aufgemöbelt
Test Channelstrip-Plug-in Softube SSL XL 9000 K-Series for Console 1

 

Softube lässt Worten Taten folgen und stellt mit dem SSL XL 9000 K-Plug-in eine erste Erweiterung für das DAW-Controller/Software-System Console 1 vor. Was die neue Channelstrip-Emulation leistet, für wen sie sich empfiehlt und worin sie sich von der mit der Hardware mitgelieferten SSL 4000er-Variante unterscheidet, steht im Test.

Von Georg Berger

Mit der Soft-/Hardware-Kombi Console 1 feierte der schwedische Hersteller Softube vergangenes Jahr nicht nur einen glänzenden Einstand in den Hardware-Sektor. Das Konzept, ein Hardware-Frontend zum gezielten Einstellen der wichtigsten Studio-Effekte plus einer gezielt auf die Hardware abgestimmten Kanalzug-Emulation, fällt im Vergleich zu den üblichen universellen, Faderbank-orientierten DAW-Controllern geradezu erfrischend innovativ und auch praxisgerecht aus, weshalb die Schweden dafür zu Recht von uns einen Editors Choice Award erhalten haben (siehe Heft 01/2015). Bereits bei Markteinführung versprach der Hersteller, für das Console 1-System alsbald weitere Kanalzug-Emulationen folgen zu lassen. Doch zunächst galt es, das System auch für Windows-Anwender zugänglich zu machen und eine Reihe von Detail-Verbesserungen zu realisieren. Nachdem dies geschehen ist, hat Softube das Versprechen Ende letztes Jahr eingelöst und endlich die erste Erweiterung für Console 1 veröffentlicht. Wer auf eine Kanalzug-Emulation legendärer amerikanischer Pulte vom Schlage Neve, API oder Harrison spekuliert hat, muss sich allerdings weiter in Geduld üben. Denn Softube ist auch bei seiner zweiten Kanalzug-Emulation, die für rund 230 Euro zu haben ist, erneut bei SSL aufgeschlagen.

Noch ne SSL-Emulation

Dieses Mal haben sich die Schweden das Modell XL 9000 K zur Brust genommen, das 2002 erstmals der Weltöffentlichkeit präsentiert wurde. Die 9000er Serie markiert dabei den Startschuss für die von SSL entwickelte und auf den Namen getaufte „Super Analogue“-Technik, die in allen nachfolgenden Pulten verbaut ist. Im Wesentlichen geht es darum, einen möglichst transparenten Sound zu produzieren, der dem Ideal des „Draht mit Verstärkung“ nahe kommen soll. So finden sich aus diesen Gründen in den signalführenden Schaltungen keinerlei Kondensatoren, um auftretende Klangfärbungen zu vermeiden. Mit diesen Qualitäten ist das XL 9000 K Pult geradezu prädestiniert für Aufnahmen, in denen es um die Authentizität des Klangs geht, sei es in Klassik, Jazz und artverwandten Genres. Peter Gabriel, Eigentümer von SSL, zählt logischerweise zu den Besitzern dieses Pults, auf dem nicht nur seine eigenen Solo-Werke, sondern auch viele Weltmusik-Produktionen unter seinem Real World-Label entstanden sind. Eher untypisch hat sich dieses Pult aufgrund seiner Fähigkeit eine immense Bandbreite bis weit in den unhörbaren Bereich abbilden zu können zudem einen Stammplatz im Dancefloor und R’n B gesichert. Denn zu den großen Vorzügen des XL 9000 K zählt seine überaus korrekte und straffe Abbildung des Bassbereichs.

All dies haben die Softube-Ingenieure schließlich in Nullen und Einsen verwandelt und noch einiges mehr. Zwar erzeugt das 9000er Pult keine Verzerrungen wie das 4000er, die sich über die beiden Parameter zum Einstellen der Verzerrungs-Charakteristik und -stärke realisieren lässt. Um beide Regler dennoch nicht arbeitslos zu machen und dem Anwender trotzdem die Möglichkeit zu geben, ihren Signalen etwas mehr Charakter zu verleihen, haben die Entwickler die VHD-Schaltung (Variable Harmonics Distortion), die im Alpha Channel (siehe Test in Heft 5/2007) und dem Duality-Pult zum Einsatz kommt, emuliert. Nächste Besonderheit: Über die Attack- und Sustain-Regler in der Shape-Sektion, die im 4000er-Kanalzug zum Verstärken und Dämpfen von Transienten und Ausklingphasen dienen, lassen sich im 9000er-Pendant zwei zusätzliche Noise Gate/Expander-Parameter einstellen, namentlich Range und Hold, mit deren Hilfe sich das Verringern der Lautstärke, respektive das Auf- und Zuschnappen des Gate ungleich detaillierter einstellen lässt. Last but not Least kommt die XL 9000 K Emulation auch mit zwei Kompressoren beziehungsweise Kompressionsverhalten, RMS und Peak, die allerdings als separate Teil-Prozessoren zu laden sind.

XL 9000 K: Beliebt in Klassik und Dancefloor

Weitere Unterschiede zeigen sich in den Skalierungen einzelner Parameter. So verfügt der 9000er-Kompressor lediglich über die Einstellungen Slow und Fast im Attack-Bereich, die 4000er-Variante gestattet ein nahtloses Einstellen der Zeit. Das Gain in allen vier Bändern des Equalizers besitzt zwei Dezibel mehr an Reserve als der Entzerrer im guten alten 4000er. Gleiches gilt auch für das Einstellen der Güte und der Center-Frequenzen, die zudem etwas feiner einstellbar sind. Alles in allem zeigt sich, dass mit dem XL 9000-Kanalzug etwas stärkere Eingriffe ins Material möglich sind. Den Plug-ins des Duende native Bundles von SSL (Test in Heft 5/2011) kommt die jüngste Softube-Emulation übrigens nicht in die Quere, denn der Channelstrip ist nach der Digitalkonsole C200 und der Bus-Kompressor nach dem 4000er-Pult emuliert.

Im Hör- und Praxistest stellen wir den neuen Kanalzug bis hin zu extremen Einstellungen auf die Probe und vergleichen die Ergebnisse mit denen der 4000er-Variante. Der Umgang mit dem neuen Plug-in erfordert keinerlei Eingewöhnung. Console 1 ist ein in sich konsistentes System. Es wird nach wie vor ausschließlich das Console-Plug-in insertiert und die Strips sowie die Teil-Prozessoren mit Hilfe des frei skalierbaren On-Screen-Displays plus entsprechende Tastendrucke auf dem Controller geladen (siehe Kasten auf Seite XX). Das Layout des Displays, das unabhängig von den Plug-in-Instanzen in der DAW aufrufbar ist, besitzt logischerweise das gleiche Layout wie zuvor. Lediglich die Modellbezeichnung, die jetzt anfangs mittig im Kurven-Display des Equalizers erscheint, ist je nach geladenem Kanalzug anders. Ansonsten geht’s von links nach rechts von der Input-Sektion über den Shaper (Noise Gate/Expander), den Equalizer, den Kompressor bis hin zur Output-Sektion, wobei sich per Tastendruck die Abfolge von Shaper, EQ und Kompressor ändern lässt. Am Fuß des Displays ist nach wie vor die 20-kanalige Meter-Bridge eingelassen, die auf einen Schlag Auskunft über die Pegelverhältnisse – und jetzt ganz neu – den Grad der Dynamikreduktion in jedem Kanal anzeigt.
Auffällig: Beim Hin- und Herladen beider Kanalzüge werden trotz unterschiedlicher Skalierungen und verfügbarer Parameter die Einstellungen des zuvor geladenen Kanalzugs, respektive Teil-Prozessors so gut es geht angeglichen. Das ist nicht nur intelligent und pfiffig, sondern auch sehr praxisgerecht gelöst, denn beim Wechsel von Prozessoren muss nicht stets aufs Neue bei Null angefangen werden.

RMS, Peak, VHD

In Sachen Klang werden die Unterschiede zwischen beiden Kanalzug-Emulationen rasch deutlich. Der neue XL 9000 K Channelstrip besticht erwartungsgemäß durch einen sehr feinen, transparenten Grundsound, der anliegenden Signalen auf eigentümliche Weise einen edlen Anstrich verpasst. Dabei geht der 9000-Kanalzug sehr behutsam ans Werk. Klangfärbungen im Sinne von Frequenzverschiebungen sind komplett Fehlanzeige. Das kommt erst beim Einsatz der Teil-Prozessoren zum Tragen. So gefällt der Equalizer im Test mit einem deutlich kräftigeren Regelverhalten als das 4000er-Pendant. Trotzdem klingen Verstärkungen und Dämpfungen stets feiner und nicht im geringsten brachial. Dämpfungen klingen samtweich und es werden bei geringer Filtergüte deutlich mehr Nebenfrequenzen abgeriegelt als im 4000er-Pendant. Verstärkungen gehen bei hoher Filtergüte kraftvoller über die Bühne, allerdings mit deutlich weniger Pre-Ringing und Resonanz-Artefakten als beim Klassiker aus den 80ern. Ähnlich verhält es sich bei den Außenbändern. Beim Betätigen des Low-Shelf-Bandes klingt der Bassbereich stets eine Spur definierter. Anhebungen im Höhen-Shelf lassen die Signale förmlich strahlen. Insgesamt gefällt der Equalizer durch sein subtiles, aber dennoch kraftvolles Verhalten, das ohne Wenn und Aber musikalisch und organisch zu bezeichnen ist.

Die Kompressor-Sektion steht dem in nichts nach. Die Peak-Variante des 9000er-Channelstrip ist die bei weitem kraftvollste, im Vergleich zum RMS-Pendant und dem 4000er-Prozessor. Dabei sind die üblichen Kompressions-Artfakte in extremen Einstellungen deutlich weniger hörbar als im 4000-Kompressor. Trotzdem oder gerade deswegen können extreme Verdichtungen gefahren werden, ohne das Signal klanglich komplett an die Wand zu fahren. Wem das dennoch zuviel ist, kann mit dem Wet/Dry-Regler entsprechend nachhelfen. Die Reduktion des Attack-Parameters auf zwei fest eingestellte Werte ist im Test übrigens kein Hindernis. Die Ergebnisse klingen stets ansprechend, sogar ein rhythmisches Pumpen ist realisierbar, wenngleich dies mit dem 4000er leichter zu bewerkstelligen ist. Ganz anders sieht es bei Einsatz des RMS-Kompressors aus, der äußerst behutsam ans Werk geht, die bei weitem sanfteste Verdichtung der Klänge realisiert und dies ohne Klangfärbung über die Bühne bringt. Selbst absichtliche Fehlstellungen führen nicht zu unerwünschtem Pumpen. Exakt dazwischen rangiert schließlich der Kompressor des 4000 E-Pults.

Transparenter Sound mit Highend-Qualitäten

In Sachen Transparenz steht auch das Noise Gate/Expander den anderen Prozessoren in nichts nach. Erwartungsgemäß sind durch die zusätzlichen Range- und Hold-Parameter Einstellungen äußerst fein durchführbar. Im Test filtern wir ein nerviges, ostinates Ride-Becken erfolgreich aus einem Drum-Loop heraus, so dass nur noch Bassdrum und Snare zu hören ist. Mit dem 4000er-Noise Gate kriegen wir das ungleich schwerer realisiert. Insoweit spart uns das Noise Gate des 9000-Pults mehr Zeit und Nerven. Schlussendlich hören wir auch in die Verzerrer-Sektion rein, die ebenso deutlich Unterschiede zu Tage treten lässt. So wirkt die VHD-Emulation im 9000er-Kanalzug merkbar subtiler als das Äquivalent aus den 80er Jahren. Beim Drehen nach rechts werden mehr und mehr ungeradzahlige Obertöne verstärkt, in die umgekehrte Richtung geradzahlige. Beim Aufdrehen des Gain ist zunächst einmal eine Erhöhung der Lautstärke zu hören, die mit einer ganz leichten Verdichtung der Signale einhergeht. Sind mehr gerade Obertöne im Spiel gewinnt das Signal etwas mehr an Volumen. Ungeradzahlige Obertöne sorgen für ein etwas frischeres Klangbild. Doch im Vergleich zur Distortion-Sektion im 4000er-Kanalzug geschieht dies eher in homöopathischen Dosen.

Beim Aufruf der kompletten Kanalzüge beider Pulte, die wir mit den gleichen Einstellungen versehen wird uns gehörsmäßig sehr eindrucksvoll demonstriert, weshalb jedes Pult seinen ganz eigenen Ruf genießt. So ist das SSL 4000 E Pult eine klassische Empfehlung für alle Arten von Rock und Pop. Die Klangfärbungen, die teils eher grobkörnig daherkommen sind perfekte Begleiter, um E-Gitarren und Drums mit ordentlich Punch und Volumen zu versorgen. Wenn es um Präzision und Subtilität geht, ist das XL 9000 K in jedem Fall die erste Wahl, ganz gleich ob es um Klassik, Jazz, zarte Pop-Balladen mit wenig Instrumentarium oder bassbetonten Dancefloor geht.

Fazit

Mit dem SSL XL 9000 K Channelstrip für Console 1 legt Softube ein weiteres Meisterstück vor, das sich klanglich deutlich vom mitgelieferten 4000 E-Kanalzug absetzt. Dabei besticht die 9000er Emulation durch Highend-Qualitäten, die es für alle wahrheitsliebenden Musikschaffenden prädestiniert, die an ihren Aufnahmen gerade so viel wie nötig und gerade so wenig wie möglich herumschrauben wollen. Wer mag kann aber auch dank sehr kraftvoller Auslegung der einzelnen Prozessoren ordentlich Gas geben ohne sich dabei Gedanken über unerwünschte Nebeneffekte oder Klangfärbungen zu machen. Für ein Plug-in mit diesen Qualitäten sind rund 230 Euro daher durchaus gerechtfertigt.

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Console 1 kurzgefasst
Mit Console 1 brachte Softube 2014 das erste Hardware-Produkt in seiner Firmengeschichte in den Handel. Das Bundle, bestehend aus einem USB-Channelstrip-Controller plus mitgeliefertem, dezidiert auf die Hardware abgestimmtem Channelstrip-Plug-in, stellt im Unterschied zum Gros der DAW-Controller das gezielte Editieren und Veredeln von Spuren mit Hilfe der wichtigsten Studio-Effekte in den Mittelpunkt. Im Lieferumfang findet sich die Emulation eines Kanalzugs der SSL 4000 E Konsole, die in den 1980er Jahren fröhliche Urständ feierte. Außer einem EQ, Kompressor und Noise Gate, ließen es sich die Softube-Entwickler dabei nicht nehmen, der Emulation weitere Schmankerl mitzugeben. So verfügt die 4000er-Emulation über eine einstellbare Verzerrer-Sektion zum Anrauen des Sounds sowie über einen Transienten-Effekt zum Betonen/Dämpfen von Impulsspitzen oder Ausklangphasen. Besonderer Clou: In den drei Haupt-Sektionen Shaper, EQ und Compressor können bei Bedarf Äquivalente aus dem Softube Produkt-Portfolio geladen werden, etwa die Tube-Tech-Equalizer oder der hauseigene FET-Compressor, so dass sich der Anwender nach seinen Wünschen den für ihn optimalen Kanalzug zusammenstellen kann. Wichtig für den Umgang während der Arbeit ist, das Console-Plug-in in jeden Kanal der DAW zu insertieren. Anschließend lässt sich über die Track-Tasten an der Hardware rasch die gewünschte Spur zwecks Bearbeitung aufrufen. Das separate Aufrufen und Schließen von Plug-in-Fenstern entfällt somit und der Anwender kann sich ausschließlich auf die Arbeit an und mit der Hardware konzentrieren. Zentrales visuelles Hilfsmittel bei der Arbeit ist das per Taster an- und abschaltbare On-Screen-Display, das als separater Prozess im Rechner läuft und sowohl Auskunft über die Einstellungen des aktiven Kanals, als auch über die Pegel von bis zu 40 Kanälen via Meter-Bridge anzeigt.

Console 1 Verbesserungen
Abseits von der neuen SSL XL 9000 K Emulation hat Softube auch eine Reihe von Verbesserungen und neuen Features rund um das Handling und die Bedienung von Console 1 vorgenommen, die zumeist von Kundenseite gewünscht wurden. So ist es jetzt möglich, Spuren, die in der DAW an eine andere Position verschoben wurden, per einfachem Befehl und mit Hilfe der Track-Tasten am Controller ebenfalls an eine andere Position zu versetzen, um die Konsistenz zwischen DAW- und Console-Layout herzustellen, wovon am meisten Logic- und Pro Tools-Anwender profitieren. Neu ist auch die Dynamik-Reduktions-Anzeige in der Meter-Bridge des On-Screen-Displays. Schmale Linien rechts neben den Pegel-Metern geben jetzt Auskunft über den Grad der Dynamik-Reduktion. Nächste Neuheit: Anwender können sich ab sofort Default-Presets mit ihren bevorzugten Prozessor-Kombinationen abspeichern, die beim Insertieren in die DAW automatisch geladen werden. Eher banal, aber doch für den einen oder anderen von großem Vorteil sind Features wie das Einstellen der Anzeige-Dauer des On-Screen-Displays, das automatische Aktivieren von zuvor Bypass geschalteten Sektionen, sobald ein Regler bedient wird sowie blinkende Mute-Anzeigen sobald ein Kanal auf solo geschaltet wurde. Last but not Least haben Besitzer des Valley People Dyna-Mite Plug-ins jetzt auch die Wahl, den kombinierten Limiter- und Gate-Effekt sowohl in die Kompressor-, als auch die Shaper-Sektion zu insertieren.



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von  Professional audio am 30.01.2015
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