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Interview: Greg Calbi, Mastering-Engineer

Auf der Suche nach Musikalität – Mastering-Legenden Teil 4
Interview: Greg Calbi, Mastering-Engineer

Greg Calbi ist neben Bob Ludwig eines der Urgesteine im Mastering-Geschäft. Calbi hat Alben von John Lennon, Bruce Springsteen, Bob Dylan, den Dire Straits und Lou Reed gemastert sowie das aktuelle Remastering der Beatles U.S.-Veröffentlichungen übernommen. Statt in der glorreichen Vergangenheit zu schwelgen, erzählt Calbi, der im New Yorker Sterling Sound Mastering-Studio arbeitet, vom „großen Ganzen“: Die Kriterien, nach denen er Equalizer und Kompressoren auswählt, warum er beim Mastering auch färbende Wandlern einsetzt, in welchen Fällen sich der Einsatz von Stems fürs Mastering lohnt und weshalb die Kommunikation mit Kunden schieflaufen kann.

Von Nicolay Ketterer

Greg Calbi hat 1973 seinen Job als Mastering Engineer begonnen und zählt – heute bei Sterling Sound in New York – immer noch zu den gefragtesten seines Fachs. Wie sucht einer, der in über 40 Jahren seine Signalkette optimiert hat, sein Equipment aus? Wie verändern sich Mischungen, wenn sie mit Lautheits-Plug-ins bearbeitet werden? Lohnt es sich, mehr Zeit als den üblichen „Mastering-Tag“ bei einem Profi zu investieren? Calbi klärt auf – und hält dabei ein Plädoyer für klangliche Einmaligkeit. Zunächst aber ein Nachhaken beim Thema Klangqualität, also speziell zu dem, was Bob Ludwig in Teil zwei unserer Mastering-Serie (Professional audio 9/2014) zum Zusammenhang zwischen Medium und Botschaft erklärt hat. Was bringt das eigentlich, gutes Mastering?

? – Mal unbedarft gefragt: Wer von Deinen Kunden kann beim Mastering Feinheiten nachvollziehen, wer nicht? Oder anders herum gefragt, wie wichtig ist es Deinen Kunden, dass ein Song ordentlich gemastert ist?

! – Einfach ausgedrückt: Es ist wichtig für die Leute, denen es wichtig ist. Manche Leute hören keinen Unterschied zwischen einem gut gemastertem Mix und einem weniger gut gemasterten. Sogar einige sehr talentierten Musiker hören es nicht. Und andere wiederum, vielleicht weniger talentiert, nehmen es deutlich wahr. Ich finde es schwierig, vorauszusagen, wer für die Klangunterschiede empfänglich ist.

? – Was ist mit der unbewussten Reaktion auf Musik, die bei einem gut gemischten und gemasterten Song vielleicht stärker ausfällt, weil der Song sein Potenzial auf dem Weg zum Hörer besser ausschöpft?

! – Ich denke, im Gesamtbild sieht der Ablauf folgendermaßen aus: Zuerst der Song, zweitens die Produktion, drittens die Abmischung und an vierter Stelle das Mastering. Wenn alles im Lot ist, erreicht man ein wunderbares Ergebnis. Nur weil eines der vier Elemente nicht ganz optimal gelungen ist, heißt das nicht, dass die Leute das Ergebnis nicht genießen können. Mastering ist oft eine eher unbewusste Geschichte. Ein Mastering-Engineer muss seine auditive Vorstellungskraft nutzen können und hören, wie das Ergebnis am Ende klingen sollte – klanglich verändert, aber trotzdem musikalisch das gleiche. Ein erfahrener Mastering-Engineer hat ein Ohr für die Form des Klangs – fast bildhauerisch. Ich ermutige Leute, die vorbeikommen oder Files schicken, mein Mastering-Ergebnis mit ihrem Mix zu vergleichen. Auch wenn sie es nicht in Worte fassen können, spüren sie den Unterschied. Das Interessante am Musikgeschäft heute ist: Selbst für Musiker und Produzenten mit unterschiedlichen Fähigkeiten sind heute jeweils passende Werkzeuge verfügbar. Bei vielen Kunden weiß ich zu Beginn nicht, wie und wofür sie sensibilisiert sind. Wenn ich keine konkrete Vorgaben erhalte, arbeite ich nach meinen Vorstellungen. Ich mache solange Vorher/Nachher-Vergleiche, bis die Musik entweder aufregender oder schöner wird – was auch immer sie davon mehr braucht. Wenn das gelingt, habe ich schon viel erreicht. Wenn ich aber Material höre, das ich nicht verändern kann, um etwa eine andere emotionale Wirkung zu erzeugen, lässt mich das schon ziemlich ratlos zurück. Für mich ist die Reaktion der Leute wichtig: Wenn niemand den Unterschied bemerkt, könnte ich den Job nicht machen, weil ich von den Reaktionen “gefüttert” werde.


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Kommentare


von  Professional audio am 31.10.2014
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