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Workshop: Mixing-Praxis, Teil 2: Dynamik

Dynamikbearbeitung im Mix
Workshop: Mixing-Praxis, Teil 2: Dynamik

Im zweiten Teil unserer Mixing-Praxis-Serie soll es um Dynamikbearbeitung gehen. Für Neueinsteiger ist dies oft ein Buch mit sieben Siegeln oder, wie es einmal ein Musiker in unserem Studio salopp formulierte: „Equalizer kann jeder, aber für einen Kompressor braucht man einen Waffenschein…“ – wir bringen heute Licht ins Dunkel.

Von Igl Schönwitz

Im Gegensatz zu Bearbeitungen mit Equalizern zeichnen sich hochwertige Dynamikprozessoren häufig gerade dadurch aus, dass man sie NICHT bewusst hört, was eine zielgerichtete Einstellung für den unerfahrenen Anwender schwierig macht. Gleichzeitig sind jedoch durch geschickte Dynamikbearbeitung bei sauberen Aufnahmen wesentlich elegantere Mixergebnisse erzielbar als mit exzessivem EQ-Einsatz, da die Instrumente nicht in ihrem Frequenzbild „verbogen“ werden – wir werden ihnen wertvolle Tipps zur praktischen Vorgehensweise geben und einige Geräte, die zu Studiostandards geworden sind, mit ihren Eigenheiten vorstellen. Den Anfang sollen wie immer die theoretischen Grundlagen machen:

 

Dynamikwerkzeuge lassen sich in die drei Kategorien Kompressor, Noise Gate und Expander unterteilen. Ein Kompressor schränkt Dynamik ein, in dem er den Pegel oberhalb eines bestimmten Schwellenwertes absenkt. Ein Noise Gate dagegen wirkt, wie der englische Name schon andeutet, wie ein Tor, das unerwünschte Nebengeräusche ausblendet. Hierbei wird der entsprechende Audiokanal um einen bestimmten Wert abgesenkt oder ganz stummgeschaltet, bis das Signal einen bestimmten Schwellenwert überschreitet. Man verwendet dies beispielsweise, um Rauschen in Spielpausen auszublenden oder für die Bearbeitung von Drums – insbesondere zu lang ausklingende Toms werden, vor allem in der Livebeschallung, gerne durch den Einsatz von Noise Gates verkürzt.

Der Expander ist eine Sonderform des Noise Gates und gewissermaßen das Gegenteil des Kompressors. Hier werden die Signale oberhalb eines bestimmten Schwellenwertes angehoben, mithin die Dynamik vergrößert.

 

Lassen Sie uns zunächst einen Blick auf die gängigen Standardparameter werfen, die man bei fast allen Dynamikwerkzeugen findet:

Der Threshold-Level ist bei Kompressor und Noise Gate der Level, ab dem die Bearbeitung einsetzt. Pegel unterhalb des Threshold Levels bleiben beim Kompressor unbearbeitet, beim Noise Gate werden sie abgesenkt. Den Pegel der Absenkung bestimmt der „Range“-Parameter, den es nur beim Noise Gate gibt.

Die Kompressor-„Ratio“ bestimmt den Grad der Kompression. Dieser Parameter ist eine Verhältniszahl – ein Wert von 1:1 bedeutet keine Bearbeitung, ∞:1 bedeutet (Brickwall-) Limiter-Betriebsart. Der Ratio-Parameter muss immer in Zusammenhang mit dem Threshold gesehen werden.

Ein Beispiel:

Bei einem angenommenen Thresholdwert von -20 dB liegt am Input des Kompressors ein Pegel von 0 dB, also 20 dB über Thresholdpegel, an. Eine Ratio von 2:1 führt in diesem Falle dazu, dass am Ausgang des Kompressors
-10 dB anliegen, die Pegelerhöhung oberhalb des Thresholdwertes wird also halbiert. Eine Ratio von 4:1 würde demnach zu -15 dB am Ausgang führen, bei ∞:1 würde der Pegel niemals den Thresholdwert übersteigen – man spricht dann von einem Limiter. Solche Limiter werden als Lautsprecherschutzschaltungen oder auch im CD-Mastering als letzte Bearbeitungsstufe eingesetzt.

Mindestens ebenso wichtig wie Threshold und Ratio, die die Pegeländerungen der Dynamikbearbeitung definieren, sind die sogenannten Zeitkonstanten. Hier wird eingestellt, wie schnell die jeweiligen Prozessoren auf das Über- beziehungsweise Unterschreiten des Thresholdwertes reagieren. Üblich sind hier die Parameter Attack und Release.

Unter der „Attack-Time“ versteht man die Zeit, die ein Kompressor braucht, um bei Überschreiten des Thresholdwertes den Pegel entsprechend zurückzuregeln. Beim Noise Gate wird hier die Zeit eingestellt, die das Gate zum Öffnen braucht – bei Drums wird man sie beispielsweise eher niedrig ansetzen, sonst werden die Anschläge unterdrückt und der Ton weich eingefadet, was unerwünscht wäre.

Die „Release Time“ legt fest, wie schnell der Kompressor den Ausgangspegel hochregelt, wenn das Eingangssignal wieder unter den Threshold-Level gefallen ist. Beim Noise Gate wird dementsprechend die Zeit definiert, die das Gate zum Schließen benötigt – so kann man zu lange nachklingende Toms nach Geschmack ausfaden lassen. Manche Noise Gates bieten zusätzlich noch einen „Hold“-Parameter – hier bleibt das Gate nach dem Absinken des Inputlevels unter den Thresholdwert eine bestimmte Zeit voll geöffnet, bevor es in der über „Release“ eingestellten Zeit auf den über „Range“ definierten Wert abfällt.

Zu guter Letzt findet sich beim Kompressor in der Regel noch ein „Makeup-Gain“-Parameter, mit dem sich der durch die Kompression entstandene Pegelverlust wieder aufholen lässt.

 
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Kommentare


von  Professional audio am 29.09.2014
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