Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator website
MyOwnMusic

Magazin

Workshop: Drum-Recording

Die Mehrklangwerkstatt – Recording Drums
Workshop: Drum-Recording

Um die Voraussetzungen für eine bestmögliche musikalische Drum-Performance zu schaffen und diese optimal aufzuzeichnen, bedarf es keiner Materialschlachten, sondern handwerklichen Geschicks. 


Von Bastian Hager

Der Schwerpunkt dieses Drum-Recording-Workshops liegt klar auf schnell umsetzbaren Tipps, sinnvollem Workflow und einigen Profi-Tricks zur Herangehensweise – die Technik und Fragen zum Equipment kommen nur dann vor, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Sie sollten unsere Empfehlungen aber nicht als die einzig gültigen Rezepte missverstehen und ihnen sklavisch folgen. Unser Ziel ist es, Neueinsteigern und fortgeschrittenen Tonschaffenden ein breites Spektrum an Möglichkeiten aufzuzeigen, die nicht unbedingt eins zu eins kopiert werden sollten, sondern dabei helfen können, einen eigenen Stil zu finden.
Doch begeben wir uns direkt in medias res und befassen uns mit dem spannenden Feld der Schlagzeug-Aufnahme.

In Stimmung bringen
Eine Aufnahme kann das Instrument und damit auch den Musiker ins beste Licht rücken – sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, aus einer schlecht klingenden Schallquelle und einer mittelmäßigen Performance akustisches Gold zu formen. Gerade Amateur-Musiker haben oft wenig Erfahrung, wie ihr Instrument bestmöglich für eine Aufnahme vorzubereiten ist. Deswegen sollten auch Tontechniker, einige Grundregeln zur Vorbereitung des Schlagzeugs kennen.

Zunächst gilt: neue Felle auf die Drums. Ein Snare-Fell übersteht bei einer Rockproduktion manchmal keinen ganzen Tag. Ob ein Fell noch brauchbar ist, können Sie recht einfach erkennen – selbst wenn es nicht aufgezogen ist: Ist das Fell nicht mehr exakt rund, ist es klanglich für Aufnahmen unbrauchbar. Beim Wechseln aller Felle gilt generell: immer über kreuz lösen oder feststellen, um ein Verziehen des Kessels und der Drumheads zu vermeiden.
Ein gutes Klangergebnis erzielen Sie, wenn alle Stellschrauben so fest gezogen sind, dass sich etwa zwei Zentimeter von den Stellschrauben entfernt durch Klopfen auf das Fell ein identischer Ton ergibt. Das Resonanzfell sollte zunächst mit der gleichen Spannung wie das Schlagfell gestimmt sein. Um wertvolle Zeit zu sparen, sollte zunächst das Resonanzfell aufgezogen werden und danach erst das Schlagfell – so hören Sie direkt das Endergebnis des Drumsounds.

Das Stimmverhältnis zwischen Schlag- und Resonanzfell hat großen Einfluss auf den Klangcharakter. Kennen sollten Sie folgende Faustregeln: Ist das Resonanzfell tiefer als das Schlagfell gestimmt, erhalten Sie einen höheren Anteil an Tiefbass und der Sound wird wuchtiger – der Klang wird aber auch länger und die Tonhöhe der Trommel kann abfallen. Je höher das Resonanzfell gestimmt ist, desto geringer wird der tieffrequente Anteil und desto höher der Attack – der Klang wird knackiger und obertonreicher aber gleichzeitig auch kürzer.
Ebenso verdienen die Becken besondere Aufmerksamkeit. Hier reicht einfaches Polieren schon aus, um den Klang strahlender zu bekommen. Achten Sie auch besonders auf quietschende Teile, wie beispielsweise die Fußmaschine, die störende Nebengeräusche verursachen können.

Gut gedämpft
Ich habe mit vielen Drummern gearbeitet, die ohne jede Art der Dämpfung einen exzellenten Schlagzeugsound hatten. Die Devise sollte immer lauten: Weniger ist mehr. Schlecht gestimmte Drums haben ein unharmonisches Obertonspektrum und flattern im Ausklang. Mit Dämpfen lässt sich dies bis zu einem gewissen Grad in den Griff bekommen, allerdings erhält man am Ende matte und tote Schlagzeugsounds. Wenn Sie aber einen guten Grundsound erzielt haben, ist es am Besten, wenn Sie gezielt klanggestalterisch dämpfen: Es bietet sich beispielsweise an, nur das Resonanzfell zu bedämpfen. Hierdurch wird der Ton noch kürzer. Am Schlagfell sollten Sie indes nur sehr kleinflächig Dämpfen.

Bei der Bass-Drum tendieren Drummer dazu, viel zu viel abzudämpfen. Eigentlich reicht ein Kissen, eine zusammengelegte Decke oder Noppenschaum am Kesselrand (den kann man dann sogar einkleben) vollkommen aus, um die Ausklingphase der Bass-Drum kontrolliert, aber lebendig zu halten. Wichtig ist, dass das dämpfende Material am Resonanzfell bündig anliegt.

Der richtige Ton
Wenn Sie Ihre Mikrofone am Drumset positionieren, sollten Sie vorher eine Vorstellung davon haben, welchen Grundsound Sie erzielen wollen. Die Regel ist einfach: Bei Trommeln wird der Sound zum Rand hin tonal, obertonreich und hat viel Attack. Zur Mitte hin hat der Klang mehr Bauch und Volumen. Bei Becken ist dies ähnlich: Der Sound besitzt am Rand feinere Höhen und viel Attack und wird zum Zentrum hin mittig bis glockig.

Bei Schlagzeugaufnahmen ist Close-Miking, also das sehr nahe Mikrofonieren der einzelnen Trommeln und der Hi-Hat, inzwischen sehr gebräuchlich. Achten Sie dabei insbesondere auf den Nahbesprechungseffekt. Dieser kann Sounds mehr Fundament verleihen, schlechterdings aber auch sehr schnell zu muffig-mittigen Klangergebnissen führen. Oftmals werden auch mehrere Mikrofone für eine Schallquelle angewendet, wie Snare von oben und unten oder Bass-Drum von innen und außen. Beachten Sie hierbei immer: Ein Drumsound ist die Summe von Einzelsignalen. Die aufgezeichneten Einzelsignale müssen nicht zwangsläufig in sich stimmig sein, sondern im Gesamtklang und ihrer Addition den gewünschten Klang erreichen.

Vorsicht ist bei der Beckenabnahme geboten: Die sich schließenden Hi-Hat-Becken erzeugen extremen Luftdruck, was bei zu nahe positionierten und auf die Becken gerichteten Mikrofone nicht nur eine Aufnahme, sondern eventuell auch die Mikrofon-Membranen selbst ruinieren kann.
Bei heutiger Aufnahmekultur kommen sehr schnell 16 und mehr Spuren zusammen. Hier ist es besonders wichtig, durch die Mikrofonauswahl, die Richtcharakterisitk und die Position einen gesunden Kompromiss aus passender Aufstellung vor der Schallquelle und minimalem Übersprechen der anderen Signale zu erzielen.

Gerade das Übersprechen von Hi-Hat auf Snare und umgekehrt kann ein großes Problem bilden, und im Mix verliert man die Kontrolle über die Einzelsounds. Wenn die geschickte Ausnutzung der Off-Axis nicht ausreicht um eine gute Signaltrennung zu erhalten, können Sie zum Beispiel mit einem Stück Karton, der mit etwas Noppenschaum beklebt ist, an einem Stativ montiert und zwischen Snare und Hi-Hat positioniert ist, eine bessere Signaltrennung erreichen.
Ebenso gilt es, die Phasenlage und etwaige Auslöschungen im Auge zu behalten. Sie können durchaus mit dem Maßband die Abstände zu den Schallquellen auszumessen – ich persönlich vertraue aber lieber auf mein Gehör. Es ist übrigens nicht immer zwingend nötig, die Phase eines Snare Bottom-Mikrofons zu drehen.

 


... um den vollständigen Artikel lesen zu können, jetzt MyOwnMusic Club-Mitglied werden! ->Jetzt freischalten!

Kommentare


von  Professional audio am 28.07.2014
Aufrufe  4280



Anzeige


Weitere interessante Artikel