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Interview: Analog-Produktion der Band Serge

Aus Neu mach Alt
Interview: Analog-Produktion der Band Serge

Frei nach dem umgekehrten Motto „Aus Neu mach Alt“ hat der Berliner Produzent und Toningenieur Krischan Kunkel gemeinsam mit Co-Produzent und Drummer Hubert Deters der jungen Newcomer-Band Serge zu einem Album mit echtem analogem Vintage-Sound der 60er/70er-Jahre verholfen.

Von Sylvie Frei (Bandfotos: Nicole Guhrmann; Equipmentfotos: Armin Scholz)

Eines ist klar: Der Analog-Trend hat noch lange kein Ende. Ganz im Gegenteil: Immer häufiger hören wir Genre-unabhängig von Musik-Produktionen, die wieder mehr oder weniger vollständig analog gefahren werden. Von einer solchen Vintage-Produktion mit 24-Spur-Bandmaschine, historischen Mikrofonen und jeder Menge Analog-Effektgeräten berichtete uns auch Produzent und Toningenieur Krischan Kunkel aus Berlin, der jüngst an der Produktion des Debut-Albums der jungen Newcomer-Band Serge beteiligt war. Die Musiker von Serge spielen Indie-Rock und sind größtenteils Anfang 20. Doch während viele junge Bands auf Digitaltechnik im Homestudio setzen, wünschte sich die Band Serge für ihr Album den analogen Sound einer 60er- oder 70er-Jahre-Produktion. Für ein derartiges Vorhaben hatte Serge mit Krischan Kunkel, der das Album gemeinsam mit Serge-Drummer Hubert Deters produzierte, den richtigen Mann im Boot. Denn Krischan weiß noch sehr gut, worauf es bei einem analogen Workflow ankommt. Über sein Vorgehen bei der Produktion des ersten Serge-Albums hat er uns im Interview bis ins kleinste Detail Rede und Antwort gestanden.

? Hallo Krischan, wie bist Du eigentlich dazu gekommen, mit der Band Serge zu arbeiten?

! Serge-Drummer Hubert Deters sprach mich 2013 an, ob ich nicht mit ihm gemeinsam die Produktion des Debut-Albums angehen wolle. Wir haben schon an unterschiedlichsten Projekten zusammen gearbeitet. Hubert ist ein sehr erfahrener Musiker, der unter anderem Schlagzeug bei den Bands Rosenstolz, Elke und This Love is Deadly gespielt hat. Er hat die anderen Serge-Bandmitglieder an der Musikschule Deutsche POP in Berlin kennengelernt.

? Was zeichnet die Musik von Serge aus?

! Serge spielen groovigen Indie-Rock. Im Zentrum der Band steht Sänger, Gitarrist und Songwriter Sergio Herfert. Seine raue, markante Stimme besitzt einen großen Wiedererkennungswert und seine Songs sind etwas Besonderes.

? Weshalb sollte es eine weitgehend analoge Produktion werden?

! Nach unseren ersten Probeaufnahmen stellten wir sehr schnell fest, dass das richtige Rezept für Sergios Songs Schlichtheit ist. Je mehr wir die Produktion auf das Wesentliche reduzierten, desto deutlicher kamen der Song und Sergios Stimme zur Geltung. Im Prinzip hielten wir uns daran, alle überflüssigen Teile aus dem Arrangement zu streichen und auch nur das aufzunehmen, was die Band live spielen kann. Serge ist übrigens eine sehr gute Live-Band und auch das wollten wir in den Aufnahmen festhalten.

? Welche ästhetischen Vorstellungen hattet ihr außerdem für den Sound des Albums?

! Unser Ziel war es, einen echten Vintage-Sound der 60er- und 70er-Jahre zu kreieren. Daher entschlossen wir uns auch entsprechende Technik, Vintage-Mikrofone und -Geräte einzusetzen. Wir wollten den Sound eines klassischen Rock-Albums, das als Ganzen gehört werden soll. Um dem Zuhörer ein besonderes Vintage-Erlebnis zu bieten, haben wir uns entschlossen, das Rauschen der Bandmaschine zwischen den Songs auf der Aufnahme zu lassen. Auch das Klicken der Pedale oder das eine oder andere Wort, das während der Aufnahme gesprochen wurde, haben wir bewusst beibehalten. Es wurde nichts editiert oder herausgeschnitten.

? Was schätzt Du an einem analogen Workflow?

! Hubert Deters und ich haben in den 90ern – bevor Pro Tools kam – viel mit Tonband aufgenommen. Ich mag die Arbeit mit der Bandmaschine, weil man eben gerade keine 200 Takes aufnehmen und nicht den perfekten Take aussuchen oder aus unterschiedlichen Takes zusammenschneiden kann. Stattdessen muss ich aus dem Bauch heraus entscheiden, ob der letzte Take gut war, oder ob wir ihn noch einmal überspielen – da gibt es dann kein Zurück mehr. Beim Zurückspulen des Tonbands entstehen außerdem kleine Zwangspausen, sodass die Künstler bei der Aufnahme auch einmal kurz durchatmen können. Bei einer digitalen Produktion geht es nicht so entspannt zu, da die Musiker oft ohne Pausen durch bis zu 20 Takes gejagt werden. Außerdem mussten wir uns bei der Zwei-Zoll-Bandmaschine darauf einstellen, dass die Spurenanzahl auf 24 Spuren begrenzt ist.

Auch insgesamt bin ich der Meinung, dass man sich bei einer analogen Produktion mehr auf die Musik konzentrieren kann, da man nicht durch den Bildschirm oder Software-Grafiken abgelenkt wird. So stellt sich eine sehr intime und effektive Arbeitsweise ein. Außerdem habe ich den Eindruck, dass die Spuren besser miteinander verschmelzen und sich leichter mischen lassen. So erhalte ich schnell eine klangliche Tiefe, die ich mit der DAW nicht so einfach hinbekomme. Für die Aufnahme der acht Songs hatten wir im Studio übrigens nur drei Tage Zeit, deshalb mussten wir uns schon vorab sehr gut vorbereiten.

? Wie genau sahen diese Vorbereitungen aus?

! Zunächst arrangierten wir gemeinsam mit der Band die Songs. Dann erstellten wir einen einzelnen Playback-Track mit Gesang, Gitarre und Drum-Computer (wir nutzten dafür die iPhone App DM1), in dem wir alle Songs so aneinanderreihten, wie sie auch auf dem Album erscheinen sollten. Mit diesem Playback-Track hat die Band anschließend intensiv geprobt. Das Playback kam auch bei den Aufnahmen zum Einsatz und wurde als Guide-Track auf die erste Spur des Tonbands gespielt. Desweiteren hat Armin Scholz, der mir als zweiter Engineer zur Seite stand, gemeinsam mit den Gitarristen Sergio und Astrid unterschiedliche Amps und Effekte ausprobiert und abschließend die Auswahl samt Einstellungen dokumentiert.

? In welchem Studio habt Ihr das Album anschließend aufgenommen?

! Für die Aufnahmen waren wir im Studio Wong (www.studiowong.de) in Berlin Kreuzberg, wo unter anderen schon Peter Fox und Alphaville aufgenommen haben. Das Studio hat einen sehr guten Sixties-Vibe. Außerdem hatten wir einige Freunde als Zuschauer, auch Kinder und Hunde. So hat die Arbeit dort richtig viel Spaß gemacht. Es herrschte insgesamt eine sehr lockere Atmosphäre, was für die Aufnahmen überaus wichtig war. Glücklicherweise hatten wir auch keine technischen Probleme, sodass die Session nie unnötig gebremst wurde.

? Wie erfolgte das Recording der Songs?

! Pro Song wurden maximal zwei Takes aufgenommen. Schlagzeug und Rhythmusgitarre haben die Musiker gemeinsam eingespielt – Gesang, Backing-Vocals, Solo-Gitarre und Bass wurden als Overdubs aufgenommen. Da die Band zum Zeitpunkt der Aufnahme noch keinen Bassisten hatte und der Studio-Termin sehr spontan zustande kam, hatten wir zu dieser Zeit noch keine Bassparts komponiert. Aus diesem Grund haben wir den Bass nicht – wie gewohnt –gemeinsam mit den Drums aufgenommen, sondern nachträglich als Overdub.

? Welche Mittel für die Analog-Aufnahmen standen Euch zur Verfügung?

! Sie haben im Studio Wong unter anderem eine Neve V3-Konsole und eine Otari MX80-Bandmaschine, die wir eingesetzt haben. Wir nutzten ein RMX 900-Band und eine Bandgeschwindigkeit von 15 ips, also halbe Geschwindigkeit. Dadurch klingen die Aufnahmen im Bassbereich fetter.

? Was musstest Du bei Deinem Tonband-Setup beachten?

! Zunächst war es wichtig, die Spuren in einer sinnvollen Reihenfolge zu belegen. Da es zwischen ihnen systembedingt zum Übersprechen kommen, habe ich mir dieses Verhalten für die Spurenreihenfolge zu nutzen gemacht. Dadurch, dass ich zum Beispiel die erste Backing-Vocals-Spur, die Lead-Vocals-Spur und die zweite Backing-Vocals-Spur nebeneinander gelegt habe, konnten die Stimmen miteinander verschmelzen. Außerdem haben wir darauf geachtet, dass wichtige Spuren nicht als Randspuren angelegt werden, sondern die Spuren von hoher nach niedriger Priorität von innen nach außen angeordnet. Die Randspuren werden schneller abgenutzt, schleifen mehr am Gehäuse, verlieren dadurch an hohen Frequenzen und haben insgesamt eine etwas schlechtere Klangqualität. Zwar ist das bei guten Maschinen kein gravierendes Problem, aber wir halten uns dennoch daran, die wichtigsten Spuren auf die mittleren Spuren zu legen (vollständige Spurenreihenfolge siehe Bild Seite 64).

? Wie ist die Akustik im Aufnahmeraum des Studio Wong beschaffen?

! Der Aufnahmeraum im Studio Wong misst ungefähr 40 Quadratmeter und hat einen vergleichsweise trockenen Klang – genau das, was wir gebraucht haben.

? Wie habt Ihr mikrofoniert und mit welchen Mikrofonen und Vorverstärkern habt Ihr im Studio gearbeitet?

! Allgemein haben wir sehr nah mikrofoniert, um einen möglichst trockenen Klang zu erzielen. Als Hauptmikrofon für das Schlagzeug nutzten wir das RFT CM7151 Vintage-Röhrenmikrofon, dessen Signal direkt über einen API 3124-Preamp aufs Band ging. Das Mikrofon klingt sehr seidig und besitzt ein schönes Vintage-Schimmern. Es zerrt in den hohen Mitten ganz leicht an, was uns sehr gut gefallen hat.

In der Bass-Drum benutzten wir für den Attack und Punch ein Electro-Voice RE-20, das ebenfalls durch den API-Preamp ging. Dieser Preamp klingt sehr transparent und knackig, was ich für Drums sehr schätze. Das Ziel war ein trockener, grooviger und natürlicher Vintage-Drum-Sound, der nicht durch starke Kompression oder Hallgeräte gehypt werden sollte.

Als Subkick-Mikrofon probierten wir zunächst ein speziell dafür vorgesehenes Mic von Yamaha aus, das uns allerdings etwas "zu gut" klang. Doch die Bass-Drum sollte nicht zu modern und aufdringlich klingen. Stattdessen entschieden wir uns für einen E8 Lautsprecher von Conrad, den wir als Mikrofon umfunktionierten. Sein Signal lief zunächst durch eine DI-Box und dann ebenfalls durch den API-Preamp. Die beiden Bass-Drum-Signale habe ich dann über die Neve-Console auf eine Spur zusammengemischt.

Für die Snare haben wir ein Shure SM7 genutzt – es klang besser als das übliche SM57, da es etwas mehr Mitten und außerdem etwas mehr Höhen besitzt. Über einen Telefunken W395a-Equalizer haben wir die Höhen zusätzlich noch um zehn Kilohertz angehoben. Insgesamt benutzten wir bei der Aufnahme allerdings kaum EQ – nur bei der Snare und den Vocals. Wenn etwas nicht gut klang, habe ich das Mikrofon verschoben. Aber auch das kam selten vor, da ich die „Sweetspots“ des Schlagzeugs aus der Vorproduktion schon sehr gut kannte.

Als Overheads haben wir zwei Coles 4050-Bändchenmikrofone in X/Y-Anordnung eingesetzt, die sehr seidige Höhen besitzen. Die gingen über einen Telefunken V676-Preamp aufs Band, der über einen sehr offenen, definierten und seidigen Klang mit kompakten Tiefmitten verfügt. Die Becken wurden übrigens als Overdubs eingespielt, um ein Übersprechen auf anderen Schlagzeug-Spuren zu vermeiden. Auf diese Weise hatten wir im Mix eine bessere Kontrolle. Durch die Bändchen-Mikrofone klangen die Becken auch nicht zu scharf oder zu HiFi-mäßig.

Für die Hi-Hat haben wir ein dynamisches Sennheiser Blackfire 509 und einen UAD 4-710D-Preamp eingesetzt. Da wir auch bei der Hi-Hat keine sauberen Höhen und einen eher mittigen Klang wollten, haben wir uns gegen ein Kondensator-Mikrofon entschieden.

Für die Toms kam ein Sennheiser MD421 zum Einsatz, ebenfalls mit dem UAD 4-710D – ein etwas modernerer Preamp, der jedoch einen schönen, runden Sound für die Toms beisteuerte.

Den Sound der beiden Gitarren haben wir schon in der Vorproduktion festgelegt. Wir nutzten für beide Instrumente das gleiche Setup – einen Vox AC15- oder AC30-Gitarrenverstärker, den wir mit einem Shure SM57 und einem Sennheiser MD421 mikrofonierten. Die beiden Mikrofon-Signale haben wir auf dem Neve-Pult summiert. Auch für die Gitarrenaufnahmen kamen API-Preamps zum Einsatz, da sie in Kombination mit Gitarrenklängen sehr griffig und knackig klingen und viel Luft und Transparenz besitzen.

Zusätzlich zu den Mikrofonen am Gitarren-Amp stellten wir noch ein T-Bone RB500-Bändchenmikrofon in den Raum. Das T-Bone habe ich immer auf die entgegengesetzte Seite der Amp-Mikrofone gepannt. So gibt es den Gitarren eine Stereobreite, mit der man im Mix spielen kann. Durch den Haas-Effekt1 wandert das Signal mehr zur Mitte, wenn man das Raumsignal im Pegel anhebt. Allgemein versuche ich meist auf natürliche Weise durch Raummikrofone eine Tiefe in den Mix zu bekommen.

Für Sergios Stimme haben wir zunächst unterschiedliche Mikrofone ausprobiert, darunter ein Lawson MP47 (ein Neumann U47-Clone), ein Neumann UM57 und das RFT CM7151 mit der Neumann M7-Kapsel. Das RFT klang am besten und verlieh Sergios Stimme einen schönen, kratzigen Vintage-Sound. Als Preamp kam erneut der API zum Einsatz. Über den Telefunken W395a-Equalizer haben wir außerdem noch eine leichte Höhenanhebung vorgenommen. Als Kompressor haben wir den Urei 1176 benutzt.

Der Bass ist hingegen kein echtes Instrument, sondern stammt aus dem Trillian- Plug-in von Spectrasonics, das wir über eine Ampeg SVC-Bassbox ausgegeben und mit einem Neumann U47fet aufgenommen haben. Als Preamp diente ein Chandler LDT-1, als Kompressor ein Anthony DeMaria Labs 1500 Stereo Tube Compressor/Limiter.

? Wow, da kommt trotz überschaubarer Besetzung einiges an Technik zusammen. Hast Du eigentlich auch analog gemischt?

! Ursprünglich wollte ich direkt vom Band mischen, allerdings wussten wir noch nicht, in welchem Studio der Mix stattfinden würde, und ob dort eine Bandmaschine zur Verfügung stünde. Daher habe ich die Spuren über ein SSL XLogic Alphalink MADI-AX-Interface auf Pro Tools überspielt – mit 96 Kilohertz und 24 Bit. Der Pegel der Bandmaschine war allerdings etwas zu heiß für das Interface, also nutzten wir die Fader an der Neve-Konsole, um dem Abhilfe zu schaffen.

? In welchem Studio hast Du denn dann gemischt?

Wir waren in Patrik Majers Freudenhaus Tonstudio (www.freudenhaus-studio.de). Patrik hat schon Bands wie Wir sind Helden oder Nina Hagen produziert und besitzt meiner Meinung nach das beste Mix-Studio in Berlin – der Sound dort ist einfach fantastisch. Da ich einige Jahre für Patrik gearbeitet habe, kenne ich mich in seinem Vintage-Paradies sehr gut aus und musste mich nicht lange einarbeiten. So genügten uns dort drei Tage, um die acht Songs zu mischen und die letzten Bass-Spuren einzuspielen.

? Mit welchen Tools hast Du im Freudenhaus Studio gearbeitet?

! Ich habe über Patriks SSL Duality-Konsole und Pro Tools gemischt. Abgesehen von einem De-Esser-Plug-in auf den Vocals kamen keinerlei virtuelle oder digitale Effekte, sondern ausschließlich analoge Effektgeräte zum Einsatz. Ich habe immer das Gefühl, dass Plug-ins den Sound kleiner machen und die Transparenz wegnehmen. Pro Tools haben wir also nur als Abspielgerät benutzt.

Ansonsten habe ich über die drei Stereobusse der Duality gemischt. Eine Stereospur nutzte ich für die Drums, eine für die Gitarren und eine für die Vocals. Auf der Drum-Stereo-Spur habe ich einen Neve 33609-Kompressor verwendet, der einen bluesigen Klang beisteuert und sich gut für Drums eignet. Für die Gitarrenspur habe ich einen Manley Vari Mu-Kompressor benutzt, für die Vocals einen Retro Instruments 176 Limiting Amplifier. Allgemein habe ich jedoch sehr wenig komprimiert – maximal um ein Dezibel. Die Kompressoren dienten hauptsächlich als Klangfärber.

Auch während des Mischens haben wir übrigens kaum EQ benutzt – nur bei den Vocals. Außerdem kamen einige Hochpassfilter auf den Gitarrenspuren zum Einsatz.

Beim Mix habe ich mich zuerst ganz auf die Stimme konzentriert, um ihr einen besonderen Anstrich zu verleihen. Ich habe mich für folgende Bearbeitungskette entschieden: Zuerst das bereits erwähnte De-Esser Plug-in von Waves, dann der Retro Sta Level- und der Urei 1176-Kompressor und zuletzt der Amtec PEQ-1A – ein Pultec-artiger EQ. Zusätzlich legten wir noch einige Parallelkompressionen mit dem EAR- und dem Sta Level-Kompressor an, die wir dem Original zumischten um bestimmte Stimmcharakteristika hervorzuheben.

Der Gesangseffekt besteht aus einem Roland RE301-Tape Delay und dem legendären EMT 251-Hallgerät. Der EMT 251 hat eine unglaubliche Tiefe und bettet sich sehr schön in den Mix ein. Außerdem haben wir mit dem AKG BX15 noch ein wenig Federhall hinzugefügt, den wir auch für die Gitarren benutzten.

Für die Drums haben wir eine Parallelkompression mit dem Chandler TG1 vorgenommen und allein zur Klangfärbung den Siemens 295b-EQ hinzugefügt, der eine sehr seidige Note beisteuert. Hall haben wir keinen benutzt, um einen möglichst trockenen 70er-Jahre-Sound zu erhalten.

Auf dem Masterbus kamen letztlich noch der Thermionic Culture Phoenix-Kompressor, der Chandler Curve Bender-EQ, eine Telefunken M15A Ein-Zoll-Bandmaschine, der Pendulum PL2-Limiter und der Lavry Gold-Channel zum Einsatz. Das besondere ist auch hier die Bandmaschine, die den gesamten Mix noch um einiges kompakter, seidiger und fetter macht.

Aus Zeitgründen mussten wir beim Mixen übrigens auf Automation größtenteils verzichten. Stattdessen haben wir die Fader manuell bewegt und so die Konsole quasi live gespielt. Einer der Höhepunkt während des Mix-Prozesses war für mich, als Sergio und ich nachts um zwei Uhr noch die beiden langsamsten Songs, „Stranger“ und „Scarlet Morning“, gemischt haben. Wir waren beide schon ziemlich müde und konnten keine rationalen Entscheidungen mehr treffen. Doch das was für die beiden Songs das perfekte Rezept. Auf diese Weise haben sie sich quasi selbst gemischt.

? Wer hat sich anschließend um das Mastering gekümmert?

! Darum kümmerte sich Ingo Kraus von den Candy Bomber Studios (www.candybomber-studio.com), der durch Bands wie Tocotronic bekannt ist. Ingo ist auch ein Analogfreak, hat ein sehr musikalisches Verständnis und war genau der richtige Mastering-Engineer für unser Albumkonzept. Er hat sofort verstanden, worum es geht.

? Wann und in welcher Form wird das fertige Serge-Album veröffentlicht?

! Ein genauer Veröffentlichungstermin steht momentan noch nicht fest. Wir werden zunächst im April im Eigenvertrieb eine EP zum Download anbieten und dann wohl im Sommer das komplette Album als CD herausbringen. Da Serge als Band offiziell eigentlich erst seit Beginn des Jahres besteht, haben die Musiker bisher noch keinen Vertrag mit einem Label. Die Produktion haben wir daher selbst finanziert – durch unsere guten Kontakte war es glücklicherweise sehr günstig.

? Wir bedanken uns ganz herzlich für Deine ausführlichen Produktions-Schilderungen und wünschen Serge mit diesem aufwändig produzierten Analog-Album einen erfolgreichen Start in die Musikkarriere.

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Sergio Herfert, Astrid Schöning und Hubert Deters (von links nach rechts).

Newcomer mit Vintage-Sound

Die Berliner Indie-Rock-Band Serge ist eine junge und noch weitgehend unbekannte Musikgruppe, die sich in einem Live-Musiker-Kurs der Deutschen POP im Jahr 2012 kennengelernt hat. Die Band besteht aus den Musikern Sergio Herfert (E-Gesang, Gitarre), Astrid Schöning (E-Gitarre), Hubert Deters (Schlagzeug) und mittlerweile auch Ingo Puls (E-Bass), dem ehemaligen Gitarristen der Band MIA, der 2014 zu Serge stieß. Gemeinsam mit Produzent und Toningenieur Krischan Kunkel haben die Serge-Musiker im Dezember 2013 ihr weitestgehend analog produziertes Debut-Album aufgenommen. Erste Songs des rockenden Kollektivs sind unter www.soundcloud.com/serge-band zu hören.

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Produzent Krischan Kunkel

Krischan Kunkel ist ein Berliner Toningenieur, Produzent und Dozent für Tontechnik an der Akademie Deutsche POP. 1996 hat er seine Ausbildung in Minneapolis in den USA abgeschlossen. Im Laufe seiner Karriere arbeitete er schon mit Szenegrößen wie Kip Blackshire von Eminem, Jazz-Trompeter Joo Kraus, Prince und seiner Band NPG (The New Power Generation) und Wir sind Helden-Produzent Patrik Majer zusammen. Bei der Produktion des Serge-Albums fungierte Krischan Kunkel als Produzent und erster Toningenieur – außerdem spielte er den virtuellen Bass-Synthesizer.



Kommentare


von  Professional audio am 31.03.2014
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