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Praxis Mikrofonierung

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Praxis Mikrofonierung, Teil 2: Sprach- und Gesangsaufnahmen

Praxis Mikrofonierung, Teil2: Sprach- und Gesangsaufnahmen

Die Grundtöne der Sprachmelodie oder Sprechtonhöhe – das ist die Tonhöhenbewegung beim Sprechen – liegt bei Männern bei etwa 120 bis 160 Hertz, bei Frauen und Kindern bei circa 220 bis 330 Hertz. Die Stimmbänder erzeugen, insoweit vergleichbar mit der Saite eines Musikinstruments, die Töne. Die natürlichen Resonanzräume des Menschen, also Brust, Mund, Nase und Rachen, sorgen für das Volumen, die Durchsetzungsfähigkeit und den unverwechselbaren Klang einer individuellen Stimme. Mit anderen Worten: Die Stimme ist der klingende Fingerabdruck eines Menschen. Der Mensch kann durch bewusste oder unbewusste Veränderung des Volumens in den jeweiligen Hohlräumen das Obertonspektrum seiner Stimme beeinflussen. Auch die Selbstlaute (Vokale) entstehen durch bestimmte Resonanzen, die in den Hohlräumen der Brust und des Kopfes erzeugt werden. Diese Resonanzfrequenzen nennt der Fachmann Formanten, wobei jeder Vokal durch unterschiedliche Formanten seinen Charakter erhält.Sie habe es erkannt: Die Stimme eines Menschen ist das Ergebnis sehr komplexer Signalzusammenhänge, deswegen benötigen Sie ein Mikrofon, dass eine höchstmögliche Signaltreue bei der Aufzeichnung gewährleistet. Erste Wahl sind dafür Kondensator-Mikrofone. Auch wenn in Sprecherstudios meist Großmembran-Mikrofonen bevorzugt werden, spricht einiges für Kleinmembran-Mikrofone, da diese Schallwandler in puncto Signaltreue den Großkopferten überlegen sind. Ein sehr gutes Mikrofon ist beispielsweise das M 300 von Microtech Gefell (circa 750 Euro), das Sie wegen seiner hohen Neutralität getrost als Allrounder einsetzen können – also auch für Sprache. Besondere Beachtung sollten Sie dem Verhalten des Mikrofons bei Konsonanten schenken: Namentlich den sogenannten Verschlusslauten T und D und den Zischlauten oder Sibilanten, also S, SZ, CH und SCH. Es gibt nicht wenige Mikrofone, die hier, wegen einer starken Pegelanhebung im Bereich von etwa fünf bis acht Kilohertz, sehr empfindlich sind. Treten diese Zischlaute unangenehm, das meint unnatürlich hervor, eignet sich ein solches Mikrofon nicht für Sprachaufnahmen. Glauben Sie bloß nicht, dass Sie hier viel mit einem De-esser ausbügeln können. Wichtiger als derlei zeitaufwändige und höchstwahrscheinlich fehlschlagende Versuche, ist ein Mikrofon mit linearem und weichem Höhenbereich. Dies erfüllen vor allem neutrale Schallwandler.Ansonsten sei an dieser Stelle nachhaltig auf unsere Mikrofon-Tests verwiesen, wo wir im Detail auf das Klangeigenschaften eingehen. Die Bestenliste (siehe Seiten 104 bis 109) liefert Ihnen die entsprechenden Fundstellen.

Weltweit steht die Nierencharakteristik für Sprachaufnahmen hoch im Kurs, denn dadurch können Sie störende Raumreflexionen gut ausblenden, ohne dass das aufgezeichnete Signal zu trocken klingt. Allerdings sollten Sie an der Simpel-Gleichung: Sprache=Niere nicht sklavisch festhalten. Ein Druckempfänger mit Kugelcharakteristik (Näheres in Teil 1, Ausgabe 6/2008) bringt Sie wegen des unerreicht guten Tiefenverhaltens noch näher an das Ideal einer naturgetreuen Stimmaufnahme heran. Allerdings benötigen Sie in diesem Fall einen akustisch optimierten, neutral klingend Raum, besser noch eine Sprecherkabine – anderenfalls könnten Sie ernsthafte Probleme mit sogenannten Resonanzfrequenzen und den gefürchteten Flatterechos bekommen. Um Ihren eigenen Aufnahmeraum auf Resonanzfrequenzen zu überprüfen, benötigen Sie nicht unbedingt komplizierte Messgeräte. Singen oder summen Sie mit ihrem eigenen Tonumfang und regen Sie so den Raum an: Die jeweiligen Resonanzfrequenzen findet Ihr Ohr sehr schnell, denn die Töne werden lauter, im Extremfall regelrecht dröhnend. Bleibt dieser Effekt aus – Glückwunsch. Sie haben einen neutralen, natürlich klingenden Raum, der Stimmen und Instrumente mit der jeweiligen eigenen, unverfälschten Klangfärbung aufzeichnet.Vom Flatterecho spricht der Fachmann, wenn in zeitlich sehr kurzen Abständen eine im Pegel abnehmbare Folge von reflektiertem Schall entsteht. Vorzugsweise kleine Räume mit parallelen Wänden und schallharten, glatten Oberflächen, die den Schall mehrmals hin und her werfen, sind für Flatterechos prädestiniert. Das Ergebnis ist ein metallischer, blecherner Klang, der den Originalschall überlagert und auf den Aufnahmen zu hören ist. Abhilfe schaffen Diffusoren, höchst effektiv ist es, wenn Sie den Mikrofon-Platz rundum mit schweren Tüchern abhängen. Damit verkürzen Sie logischerweise auch die Nachhallzeit. Hier sollten Sie beherzigen, dass die Nachhallzeit des Raumes bei Sprachaufnahmen am Besten lediglich 0,5 Sekunden betragen sollte. Ob Sie sich nun für Nieren- oder Kugelcharakteristik entscheiden: Eine elastische Aufhängung, die hoffentlich Ihrem Mikrofon beiliegt, ist Pflicht – nicht nur bei Großmembran- sondern ebenso bei Kleinmembran-Mikrofonen. Denn Tritt- und Körperschallschwingungen gehören zu den unliebsamsten Aufnahme-Katastrophen.

Als Faustformel gilt: Der Abstand Sprecher/Mikrofon sollte wenigstens 20, höchstens 40 Zentimeter betragen. Das entspricht in etwa einer ausgestreckten Hand oder einer Armlänge. Arbeiten Sie mit Nierencharakteristik, müssen Sie den Nahbesprechungseffekt (ausführlich in Teil 1) bei geringem Mikrofonabstand berücksichtigen. Dieser kann durchaus erwünscht sein, um der Stimme ein scheinbares Fundament zu geben, kann aber auch zu einer unnatürlichen Andickung der Sprecherstimme führen. Hier hilft nichts besser, als konzentriertes Hören: Machen Sie Testaufnahmen und hören Sie diese konzentriert ab. Nicht nur über Ihre Monitore, sondern auch über Ihren Kopfhörer, der seinerseits möglichst neutral sein sollte, denn er stellt gewissermaßen Ihre akustische Lupe dar. Lassen Sie auch den Sprecher selbst hören und befragen Sie ihn. Gerade Profis besitzen neben viel Erfahrung vor allem auch ein gutes Gehör und niemand sollte zu stolz sein, diese Gaben nicht zu nutzen.Entscheiden Sie sich für eine Niere und einen kurzen Mikrofonabstand, weil Sie ein trockeneres Signal mit verbesserter Präsenz bevorzugen, gehört ein Poppschutz zum unverzichtbaren Zubehör. Das Nierenmikrofon ist als Druckgradientenempfänger konstruktionsbedingt besonders anfällig für die Luftbewegungen, die beim Sprechen und Singen der sogenannten Explosivlaute wie P und T auftreten: Diese bewirken nämlich eine extrem tieffrequente Schallanregung und können das Mikrofon leicht übersteuern. Der Poppschutz hat die Aufgabe, diese Popplaute, wie sie lautmalerisch genannt werden, zu reduzieren beziehungsweise ihnen die Energie zu nehmen. Ein wirksamer und klanglich weitgehend unauffälliger Poppschutz besteht aus einem Gaze-bespannten Schirm, der an einem biegsamen Schwanenhals am Mikrofon-Stativ befestigt ist. Standard sind die Produkte von König & Meyer, die kostengünstig und sehr zuverlässig sind. Auf keinem Fall dürfen Sie den mitgelieferten Schaumstoff-Windschutz verwenden, denn dieser schluckt immer Höhen. Bei Außenaufnahmen lässt sich damit leben, im Studio ist der Windschutz als Poppschutz tabu.

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von  Professional audio am 24.02.2009
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