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Reportage KHM Köln

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Reportage KHM Köln

Seit 1990 bildet die Kölner KHM als staatliche Institution den kreativen Nachwuchs im interdisziplinären Feld der audiovisuellen Medien aus. Gegliedert ist die Hochschule in drei übergeordnete Bereiche: Kunst- und Medienwissenschaften, Film/Fernsehen sowie Mediengestaltung und Medienkunst. Alle Schwerpunktbereiche sind nahtlos miteinander verzahnt und Interdisziplinarität, aber auch Eigenverantwortung bei der Ausrichtung des Studiums wird an der KHM groß geschrieben. Die technischen und inhaltlichen Möglichkeiten sind ausgezeichnet. Behandelt werden historische und theoretische Themen im Feld der neuen Medien und der Kunst genauso, wie praktische und angewandte Aspekte des Schreibens von Drehbüchern, die künstlerisch-gestaltenden Auseinandersetzung mit Raum, Licht und vernetzten Systemen, Dramaturgie, Inszenierung, Fotografie, Compositing, Animation bis hin zu Regie und Tongestaltung.

Auch wenn die KHM stark auf das bewegte Bild ausgerichtet ist, gibt es auch einen sehr gut ausgestatteten Ton-Bereich. Grund genug, sich mit Judith Nordbrock (Diplom-Toningenieurin) und Ralf Schipke (Diplom-Tonmeister) zu treffen, die für die Technik im Tonbereich verantwortlich sind. Zusammen schlendern wir zunächst durch die Katakomben des KHM-Neubaus, um uns ein Bild von den technischen Möglichkeiten zu machen. Wir starten im sogenannten Filmmischatelier. Es erinnert an einen kleinen Kinosaal ohne Bestuhlung. Den Kern der Ausstattung bilden zwei Pro-Tools HD-Systeme mit einer Icon D-Control (48 Fader), ein Acht-Kanal-Prism-Sound-Wandler, Dolby Encoder DSE4, Dolby Kinoprozessor CP65 und eine Dolby SR-Einheit. Ein Hallprozessor M5000 von TC Electronic, die Stereo-Abhöre von Geithain (O2), drei JBL-Lautsprechern plus Subwoofer, sowie zwölf KCS SR 12 Kinolautsprecher für Filmmischungen runden die hervorragende Ausstattung des Filmmischateliers ab. „Das war nicht immer so“, erinnert sich Schipke. „Anfangs, ich kam 1995 zur KHM, habe ich noch auf einem Yamaha DMR8 Kompaktstudio gemischt.“ Judith Nordbrock ergänzt: „Und sogar einen Studenten-Oscar gewonnen. Die wahre Kunst ist es doch, auch mit schlechtem Equipment gute Ergebnisse zu erzielen.“ Davon kann aber heute bei dem High-Tech-Fuhrpark nicht mehr die Rede sein. Allerdings war es auch ein langer und teils steiniger Weg den Judith Nordbrock – sie ist seit 1997 im Tonbereich der KHM -tätig – und Ralf Schipke in den letzten Jahren gegangen sind, um die neuen Studios zu realisieren. Es hieß planen, -Anträge stellen, genehmigen lassen und schlussendlich zusammen mit der Münchner Firma ICM und Jochen Veit, jv acoustics München, den kompletten Bau umsetzten. Wie man sieht, hat es sich gelohnt, schließlich sei die KHM, so Nordbrock, besonders im Filmton-Bereich mittlerweile besser ausgestattet, als viele andere Institute, die wirklich nur auf Tonberufe spezialisiert seien. In der Surround-Regie findet sich ein -Pro-Tools-HD2-System von Digidesign mit einer ProControll (24 Fader) Steuereinheit, dazu unterschiedliche Effektprozessoren und eine 5.1-Abhöre von Geithain, bestehend aus drei RE901 (front) und zwei RE922 (rear). Auf die Frage, warum sie sich für Geithain-Monitore entschieden hätten, antwortet Nordbrock knapp: „Weil sie uns gefallen haben.“ Dann erläutert sie aber doch, dass die Lautsprecher ihrer Meinung nach sehr neutral und fein auflösend sind und sich für jegliche Art von Musik eignen. Schipke fügt noch hinzu: „Außerdem wird es nicht anstrengend, wenn man lange Zeit abhören muss. Und im Vergleich mit anderen Herstellern haben uns die Geithain einfach überzeugt.“ Eine große Herausforderung beim Studiobau war neben dem akustischen Ausbau die Verkabelung. Alles sollte in einem zentralen Maschinenraum zusammenlaufen und von überall im Gebäude zugänglich sein. Heute können selbst die Macs mit einer eigens entwickelten Vorrichtung aus den Studioräumen gestartet werden (siehe Foto, S. 62). „Da die Studio-räume prinzipiell für die Studenten rund um die Uhr und auch am Wochenende zugänglich sind, aber nur wir und die Tutoren einen Schlüssel für den Maschinenraum haben, ist so der normale Betrieb zu jeder Tages- und Nachtzeit gewährleistet“. Da immer Projekte auch parallel laufen, haben sich Nordbrock und Schipke einheitlich für Pro-Tools-Systeme entschieden. Dadurch sind laufende Projekte komplett speicher- und jeder Zeit reproduzierbar und außerdem mit den Avid-Systemen, die an der KHM für die Videobearbeitung verwendet werden kompatibel. „Ein großer Vorteil“, wie Schipke findet, „da bei den meisten Projekten Bild und Ton zusammen bearbeitet werden müssen und es so keine Probleme mit System-Inkompatibilitäten gibt.“

Von der Surroundregie fällt der Blick durch eine Glasscheibe direkt in den Aufnahmeraum. „Die Decken sind etwas niedrig“, erklärt Schipke, aber ansonsten sei der Raum für Sprachaufnahmen oder Synchronisation sowie der Produktion von Musik als auch Geräuschen optimal zu gebrauchen. In der hinteren Ecke findet sich sogar eine kleine Foley-Stage (siehe Foto, S. 62) für die Nachvertonung von Filmen oder Videos. Außerdem gibt es noch eine Sprecherkabine für reine Sprachaufnahmen, die Stereoregie mit einer 16-Fader-ProControl und Pro-Tools HD-System, einer 2.1-Anlage von Genelec (1030 und 1094) sowie alternativen Monitoren von JBL (Control One). Für experimentellere Projekte gibt es das sogenannten Klanglabor, das unter anderem mit einem flexiblen 16-Kanal Lautsprecher-Setup von Klein & Hummel, diversen Effektgeräten unterschiedlichen analogen und digitalen Klangerzeugern, einer Telefunken A 15 Bandmaschine sowie verschiedenen Mikrofonen, Linux-Rechnern und experimenteller Software von MAX/MSP über die IRCAM-Software, Ardour, Pd oder SuperCollider bestückt ist. „Uns wird hier nie langweilig“ erzählt uns Judith Nordbrock. „Das kreative Potential unserer Studenten ist groß, genauso wie der Output der ganzen KHM. Wir haben es ständig mit neuen Herausforderungen im Ton-Bereich zu tun und versuchen, die Ideen in enger Zusammenarbeit mit den Studenten zu realisieren. Nicht immer sind deren teils unkonventionellen Vorstellungen technisch umsetzbar. Die unbedarfte Herangehensweise lässt uns aber -vieles von einer anderen Perspektive betrachten und heraus kommen am Ende viele zum Teil preisgekrönte -Projekte.“

Interview mit Anthony Moore

Das Studium an der KHM

Anthony Moore ist seit 1996 als Professor für Klang und Musik an der KHM und war von 2000 bis 2004 Rektor der Hochschule. Bereits 1969 komponierte er seinen ersten experimentellen Film-Soundtrack, in dem er Bandmaschinen als Instrumente und Kompositionswerkzeuge verwendete. In den Folgejahren arbeitete er dann unter anderem mit Filmemachern wie Werner Nekes, Dore O, Klaus Wyborny, Heinz Emigholz, Rüdiger Neumann, Rainer Crone oder -Dieter Meier von Yellow. In den 1970er-Jahren veröffentlichte er drei Alben (Cloudland Ballroom, Secrets of the Blue Bag, und Reed, Whistle & Sticks) mit eigenen Kompositionen für Streicher, Holzbläser, Percussions und Gesang bei der Polygramm. Weitere vier Alben entstanden mit seiner Band Slappy Happy, die dann bei Virgin Records erschienen. Während seiner aktiven Phase als freier Musiker, Komponist und Produzent in den 1980er-Jahren arbeitete er mit Peter Gabriel, Dave Stewart, Feargal Sharkey, Julian Lennon, Paul Young, The Christians, Cher und Pink Floyd zusammen, bis er sich schließlich der praktischen Arbeit abwandte, um sich fortan der Forschung über die Geschichte und Theorien des Sounds zu widmen. In Ihrer Biographie tauchen viele namenhafte Künstler auf, unter anderen Pink Floyd. Was genau war Ihre Funktion bei der Zusammenarbeit?

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Das Studium an der KHM ist unterteilt in je ein viersemestriges Grund- und Hauptstudium. Aufnahmebedingungen sind zunächst die allgemeine Hochschulreife, sprich Abitur, und ein viermonatiges Praktikum im Medien- oder Kunstbereich. Entscheidend für die Aufnahmen an der KHM ist aber das kreative Potential der Bewerber. „Die Studierenden bewerben sich mit ihrem Portfolio und müssen zusätzlich zu einem bestimmten Thema eine Arbeit einreichen“, erklärt Hagebölling. Das eingereichte Material, das können Fotographien, Kurzfilme, Animationen oder auch experimentelle Kompositionen sein, wird dann von einem Gremium gesichtet, eine Vorauswahl getroffen und die Bewerber zu einem halbstündigen Gespräch eingeladen, in dem die Studierenden in spe besonders auf ihre künstlerische Intention und Ausrichtung befragt werden. Im Schnitt beginnen dann schlussendlich 40 bis 45 Studenten pro Jahr an der KHM den achtsemestrigen Diplomstudiengang. Im Grundstudium sind drei Veranstaltungen (Einführungskurse, theoretische und historische Veranstaltungen) pro Semester Pflicht. Am Ende des Grundstudiums muss jeder Student durch ein abgeschlossenes künstlerisches Projekt, wie beispielsweise Klanginstallationen, Animationen, Kurzfilme oder Videos in Einzel- oder Gruppenarbeit, seine Qualifizierung für das Hauptstudium nachweisen. Dann folgen in den nächsten vier Semestern zwei avancierte Projekte plus das Diplomprojekt am Ende des Studiums. Neben dem Diplomstudiengang gibt es das viersemestrige postgraduierten Studium. „Es bewerben sich neben Künstlern, Gestaltern und Filmern auch Architekten, Musiker, Informatiker sowie Geistes- und Naturwissenschaftler aus unterschiedlichsten Disziplinen, die sich mit dem kreativen Poten-tial neuer Medien und medienkulturellen Anliegen künstlerisch und forschend auseinandersetzen wollen“, erklärt Hagebölling. Die Zugangsvoraussetzungen sind ein abgeschlossenes Hochschulstudium in einem für das Studium relevanten Studienbereich und auch hier wieder die kreative Eignung, die durch eine Auswahlkommission ermittelt wird. Dadurch kommen nochmals 15 bis 20 Studenten pro Jahr an die KHM, wobei die Aufnahmezahl je nach Qualifizierung durchaus schwankt. Ergänzt durch den Kreis ausländischer Studierender“, schließt Hagebölling begeistert ab, „entsteht hier eine äußerst interessante, sehr heterogene Mischung unterschiedlichster Biografien, Ansätze und Sichtweisen – ein kreatives Biotop“.



Kommentare


von  Professional audio am 26.03.2009
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