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Praxistest RME Fireface UFX

Praxistest RME Fireface UFX

Praxistest RME Fireface UFX

Praxistest RME Fireface UFX

Dank der neuen DURec-Funktion lässt sich direkt auf einen herkömmlichen USB-Stick aufzeichnen.

Aufnahme-Sesseion mit dem Gitarrenquartett SinCo-pa: Martin Friese, Koray Berat Sari, Mateusz Gaik, Mark Samama Jensen.

Der Aufnahmeraum in Monheim ist allerdings wegen seiner Akustik und der mangelnden Störschallisolierung für eine professionelle CD-Einspielung wenig geeignet: Die Abmessungen und akustischen Verhältnisse des Aufnahmeraums entsprechen etwa einem herkömmlichem, mittelgroßen Klassenzimmer. Nebengeräusche von Leuchtstoffröhren und das Vogelgezwitscher vom angrenzenden Hof sind in Pausen und leisen Passagen im Hintergrund zu hören. Somit sind mein Reaktionsvermögen und mein Improvisationstalent gefragt, um unter diesen äußeren Bedingungen – auch und gerade im Interesse der Künstler – das Bestmögliche herauszuholen. Bei der Aufnahme von Unterhaltungsmusik würde ich vier Mikrofone unmittelbar vor den Gitarren platzieren und bei der Nachbearbeitung mit Panoramaregler und Hallgerät die Akustik eines natürlichen Raums simulieren. Bei einem klassischen Ensemble wie SinCo-pa steht jedoch das echte Erleben eines natürlich klingenden Aufnahmeraums im Fokus. Hier wird kein Sound nachgebildet, sondern der echte Raum hörbar gemacht. Optimal wären dazu insgesamt sechs Mikrofone, zwei Raummikrofone und ein Stützmikrofon vor jedem Gitarristen. Die Raummikrofone stellen die räumliche Ausdehnung der Musik in Breite und Tiefe dar und vermitteln ein Gefühl von der Akustik des Aufnahmeraums, während die Stützmikrofone das Klangbild durch Plastizität und Direktheit ergänzen. Dieses Mikrofonierungsverfahren muss ich verwerfen, denn das Fireface UFX erlaubt nur die gleichzeitige Aufnahme von vier Mikrofonsignalen. Deswegen muss ich für ein optimales Aufnahmeergebnis eine Mikrofonauswahl treffen und genauestens abwägen, welche Verfahren ich anwende. Denn nachträgliche Korrekturen, die sich beim Einsatz von vier Stützmikrofonen ergeben würden, sind hier nicht mehr möglich.In einem optimalen akustischen Umfeld setze ich am Liebsten ein Pärchen DPA 4006 Druckempfänger mit Kugelcharakteristik ein. Mit diesen Schallwandlern erziele ich eine räumliche Abbildung und Plastizität, die der tatsächlichen Akustik des Ambientes ganz sehr nahe kommt. Wegen der omnidirektionalen Richtcharakteristik zeigen die Mikrofone aber auch sämtliche akustische Mängel des Aufnahmeraums wie durch ein Vergrößerungsglas auf – in Monheim kommen die DPAs daher nicht in Frage. Alternativ wären auch zwei Nieren in ORTF-Anordnung als Raummikrofone denkbar, ich entscheide mich nach einem Probeaufbau dagegen. Ich wähle stattdessen ein gemachtes Stereopaar Schoeps CMC 6Ug-Mikrofonverstärker mit MK21-Kapseln in AB-Anordnung. Die MK21 haben eine besondere Richtcharakteristik: Ihre breite Niere liegt genau zwischen einer Nieren- und einem Kugelcharakteristik. Die leichte Höhenanhebung dieser Mikrofone bringt einen Zugewinn an Transparenz und Luftigkeit, die aus meiner Sicht durch das spätere Bearbeiten mit einem Equalizer nicht zu erreichen ist. Nach einer ersten Probeaufnahme verändere ich die Aufstellung von Haupt- und Stützmikrofonen um wenige Zentimeter, der Kopfhörermix zeigt mir die gute Tiefenstaffelung der räumlichen Abbildung.Zum Beginn der Aufnahmesession setzen sich die Gitarristen im Halbkreis zusammen. Diese Aufstellung ermöglicht dem Quartett ein optimales Zusammenspiel. Es wäre ein schwerer Fehler, die Musiker aus klanglichen Erwägungen zu einer Aufstellung zu bringen, die ihren Gewohnheiten widerspricht. Zahlreiche Missverständnisse und Spielfehler könnten die Folge sein.Vorab bespreche in mit dem Quartett, welche Stücke in welcher Reihenfolge aufgenommen werden sollen. Das Programm deckt mit Kompositionen von Claude-Henry Joubert, Maximo Diego Pujol, Paulo Bellinati und Francis Kleynjans ein breites Spektrum zeitgenössischer Gitarrenliteratur ab. Es ist nicht ganz einfach, mit einer einzigen Mikrofonaufstellung allen Anforderungen an Dynamik und Interpretation dieser sehr verschiedenen Werke – es gibt sowohl polyphone als auch homophone Kompositionen – gerecht zu werden. Nachdem mir die entsprechenden Partituren vorliegen, überlegen wir gemeinsam, an welchen Stellen später die einzelnen Teile am besten geschnitten werden können.Diese Arbeitsweise ermöglicht, Nebengeräusche durchs Notenblättern zu vermeiden und bessere Übergänge für das spätere Zusammenfügen einzelner Passagen zu erhalten. Gemeinsam mit den Musikern höre ich mir die ersten Probetakes an. Dabei zeigt sich, dass die beiden weiter hinteren sitzenden Gitarristen im Gesamtklang etwas zu leise abgebildet werden. Mit dem Zumischen von zwei Neumann KM 184 als Stützmikrofone möchte ich diesen Mangel ausgleichen. Ich entscheide mich, die beiden Nieren in XY-Anordnung zu positionieren. Dabei richte ich die beiden Neumänner auf die hinteren Musiker aus und montiere die Mikrofone im 90 Grad-Winkel übereinander. Durch fein dosiertes Zumischen des XY-Paares erreiche ich die gewünschte Klangbalance bei gleichzeitiger Zunahme an Präsenz und Direktheit.Nach weiteren kleineren Korrekturen bei der Aufstellung und Ausrichtung der Mikrofone hören sich die Musiker die ersten Takes der Aufnahme konzentriert an. Dabei kann ich in die entspannten und zufriedenen Gesichter der Künstler blicken.Unterm Strich benötigen wir insgesamt fünf Stunden für die Aufnahmen, dabei erweist sich das Fireface UFX als sehr zuverlässig und hat meine Erwartungen erfüllt. Zugegeben, ich habe mich nach meinem ersten Testlauf in meinem Studio für mein MacBook Pro im Verbund mit der TotalMix FX-Anwendung als Controller entschieden – der vollständig autarke Betrieb wäre mir von vorneherein zu heikel gewesen. Immerhin will ich dem Quartett auch eine professionelle Tonaufnahme – gewissermaßen als Entgelt für ihre kurzfristige Mitwirkung und die hochprofessionelle Arbeit der jungen Musiker bieten. Beim Abhören und dem Bearbeiten der Aufnahmen in meinem Mastering-Studio kann ich mich auch in meiner vertrauten Abhörumgebung von der guten Klangqualität des Geräts überzeugen: Die Aufnahmen klingen klar und sehr gut aufgelöst und stellen gutes Ausgangsmaterial für die finale Veredelung mit meinen bevorzugten Hardware-Geräten, namentlich dem Röhrenkompressor Drawmer S3 und dem Hall-Prozessor Bricasti M7.(Anmerkung: Exzerpte der unbearbeiteten Rohschnitte der Session können Sie im Download-Bereich herunterladen.)

Die finale Mikrofon-Anordnung: Ein AB-Paar Schoeps MK21/CMC6Ug und zwei Neumann KM 184 in XY-Anordnung als Stützen.



Kommentare


von  Professional audio am 26.07.2011
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