Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator website
MyOwnMusic

Magazin

Workshop: Mastering-Grundlagen

Workshop: Mastering-Grundlagen

Workshop: Mastering-Grundlagen

Technik Mastering Grundlagen

Im Rahmen des True-Peak-Artikels, der in der letzten Ausgabe erschienen ist, habe ich bereits angedeutet, dass das Thema Metering aktuell noch wesentlich ergiebiger ist und sich fern von den Ohren der Tonschaffenden, die nur gelegentlich für das Fernsehen arbeiten, eine kleine Revolution abspielt. Jahrzehntelang gelehrte und praktizierte Standards, wie beispielsweise das Pegeln auf -9 dBFS (QPPM) für den Broadcastbereich verlieren ihre Gültigkeit und werden durch neue Standards ersetzt. Die Revolution hat den Codenamen „R128“, wobei das R nicht für Revolution, sondern für Recommendation steht. Es handelt sich dabei um eine Empfehlung der Europäischen Broadcast Union, die den aus Hörersicht lästigen Pegelsprüngen innerhalb und zwischen Programmen, vor allem bei Werbung und Trailern, endlich ein Ende bereiten soll, indem ein Paradigmenwechsel beim Pegeln von Peak- zu Lautheitsnormalisierung etabliert wird. Aus der Sicht des Hörers kann es diesem schon recht absurd vorkommen, dass die Welt der Tonmeisterei mit all ihren Experten ein so banales Problem wie das Pegeln von Programminhalten bisweilen so sagenhaft unzufriedenstellend bewältigt hat.

Ab 2012 wird im Broadcast-Bereich das Pegeln von Audio-Material nach neuen Richtlinien.

Die Abbildung zeigt Bildhaft den Paradigmenwechsel von der Peak- zur Loudness-Normalisierung

Peak-Normalisation Loudness-Normalisation

Pinguin PG-AMM ist die Mutter der R128-Meter und bietet reichlich Auswahl Kanal-Summierungs-Diagramm für die Lautheitsmessung

Das Gating ist daher der Grund, weshalb ein herkömmlich gemessenes Programm mit -24 dBFS (RMS) in etwa -23 LU entspricht, da die via Gating weggenommenen Anteile die LU-Messung um etwa ein Dezibel anhebt, was aber lediglich auf Programme zutrifft, die gegatete Signalanteile besitzen. Das primär zu erreichende Ziel bei einer R128-Mischung ist also ein Loudness-Pegel von 0 LU, wobei dies der intuitivere Wert der relativen Skala ist und -23 LUFS in der absoluten Skala entspricht. Die Sendeanstalten sehen bei der Abgabe von R128-Mischungen übrigens eine Toleranz von plus/minus 0,0 LU vor. Ich empfehle daher die Nutzung der relativen Skala, an die man sich rasch gewöhnt. Messen Sie hier mit +1,2 LU, so brauchen Sie das gerenderte Master nur um 1,2 Dezibel im Pegel abzusenken und haben eine Mischung mit 0 LU Loudness. Der zweite Parameter für die Qualitätskontrolle der finalen R128-Mischung ist TPL. Der True Peak Level ist mit einem Maximalwert (PML = Permitted Maximum Level) von -1 dB TPL einzuhalten. Dies dürfte leicht fallen, da wir durch die geänderte Arbeitsweise seltener „an die Decke“ mischen. Das macht Ihre Mischung jedoch mit der alten Welt inkompatibel, sofern Sie es mit der Dynamik übertreiben. Als großer Fan von Dynamik empfehle ich daher die Politik der kleinen Schritte. Dies ermöglicht einen sanften Übergang zurück zu angenehmeren Mischungen, bei der sich Werbeschaffende langsam an eine natürlichere Hörästhetik zurückgewöhnen. Wenn in vielleicht ein bis zwei Jahren alle Fernseh-Sender umgestellt haben, haben sich die Ohren der Commercial-Producer auch wieder an Stimmen gewöhnt, die sich nicht pauschal ins Ohr zu bohren versuchen und wieder menschlich klingen. Um das ganze Thema noch etwas komplexer zu machen, möchte ich noch zwei weitere Loudness-Messverfahren kurz vorstellen, die eine schnelle, numerische und grafische Beurteilung der Ist-Lautheit ermöglichen. Dies ist erforderlich, weil sich die integrierte Messung wie eine Durchschnitts-Spritverbrauchsanzeige verhält. Dazu wiederum ein Beispiel: Nach dem Volltanken (Start) spiegeln sich Abweichungen nach oben oder unten (Stau oder Landstraße) rasch in der Anzeige wider. Nach 500 Kilometer Fahrt brauchen Sie hingegen einen langen Stau, um den Durchschnittwert noch wesentlich nach oben zu bekommen. Übertragen auf die integrierte Lautheitsmessung bedeutet dies, dass sich Ihr LU-Wert der integrierten Messung nur sehr langsam nach oben bewegt, auch wenn im Spielfilm nach 60 Minuten gerade eine Bombe nach der anderen hochgeht. Aus diesem Grund und zum Zweck der zuverlässigen Pegelung von Live-Programmen gibt es die sogenannte Short-Term Loudness (3 Sekunden Messfenster) und die Momentary Loudness (400 ms). Beide Messungen arbeiten ohne Gating, jedoch mit K-Gewichtung und Kanalsummierung. Dabei sind die Momentary-Werte aufgrund des kürzeren Mess-Fensters grundsätzlich immer etwas höher als die Short-Term-Werte. Dafür aktualisiert sich die Momentary-Messung schneller und ist grafisch flüssiger darstellbar. Es ist zu erwarten, dass in Zukunft für die Produktion von Werbespots maximale Momentary- und Short-Term-Loudnesswerte festgelegt werden. Dies soll verhindern, dass gewiefte Produzenten 20 Sekunden kurz über dem Threshold sind (Atmo), um dann in den letzten 10 Sekunden richtig Radau zu machen. Derartigen Versuchen ist nur mit manuellem Nachpegeln der Werbeblöcke und mit verbindlichen Maximalwerten beizukommen. Im Gespräch sind zurzeit die Obergrenzen +8 LU für Momentary- und +3 LU für Short-Term-Messungen in Bezug auf 0 LU. Die Notwendigkeit einer derartigen Ergänzung liegt alleine schon darin begründet, dass Lautheitsmessung per se bei kurzen Segmenten umso schwieriger wird, je kürzer sie sind. Ein Zehn-Sekünder bietet gerade einmal drei Messpunkte, sodass Ungenauigkeiten bei der Lautheitsmessung des „Haupt-Störenfrieds“ Werbespot vorprogrammiert sind. Im Film-Mixing sind die Probleme jedoch gänzlich anders gelagert. Da der Bezug auf den Dialog fehlt, so wie es im Kinoton mit Dolbys „Dial Norm“ üblich ist, kann der Dialog einer Dokumentation, in der der Dialog dominiert und die Atmos leise sind, um bis zu +4 LU lauter sein, als der Dialog bei einem Spielfilm mit vielen lauten Action-Szenen, die im Pegel kontrastreich über dem Dialog angesiedelt werden. Die lauten Action-Szenen ziehen den Durchschnitt nach oben und machen den Dialog relativ gesehen leiser. Nach diesen Ausführungen möchte ich noch einmal meinen Ausspruch „Willkommen im Abenteuerland R128“ wiederholen. Denn wie Sie sehen, kommen spannende Zeiten auf uns zu. Weitere Informationen rund um die Pegel-Messung liefert Ihnen der True-Peak-Artikel in der letzten Ausgabe. Das R128-Thema Loudness Range (LRA) wird hingegen in einem späteren Artikel behandelt.

Das EBU integrated Interface des Pinguin-Plug-ins K war der nächste freie Buchstabe - So kommt diese Kurve zu ihrem Namen



Kommentare


von  Professional audio am 15.12.2011
Aufrufe  2329



Anzeige


Weitere interessante Artikel