Test: Stand-alone-Recorder AEQ L300
Test: Stand-alone-Recorder AEQ L300
Test: Stand-alone-Recorder AEQ L300
Hierzulande gehört das Unternehmen AEQ mit Hauptsitz in Madrid nicht unbedingt zu den Marken, die einem als erstes durch den Kopf schießen, wenn es um Pro-Audio oder mobile Aufnahme-Devices geht. Dabei bewies bereits der Handheld-Recorder PAW-120 (Test in Heft 10/2010), dass die Spanier durchaus wissen, was sich für professionelle Mobilisten gehört. Kein Wunder, denn was viele nicht wissen ist, dass die Experten bereits seit über 30 Jahren Audio- und Kommunikationssysteme für den Broadcast- und TV-Bereich entwickeln. Nun bringt AEQ mit dem L300 (UVP: 333 Euro) den kleinen Bruder des PAW-120 (UVP: 702 Euro; Test in Heft 10/2007) auf den Markt und erschließt sich damit das Preissegment bis 400 Euro. Im Anschaffungspreis inbegriffen sind ein Schaumstoffwindschutz, USB-Kabel, Tischständer aus durchsichtigem Kunststoff, Handgelenkschlaufe und die Bedienungsanleitung auf CD. Ansonsten hat der Neuling ein integriertes Stereomikrofon und einen 30-Milliwatt-Lautsprecher zu bieten. Aufnahmen sind im Wav- und mp3-Format mit bis zu 24 Bit und 96 Kilohertz respektive 320 kbps und 48 Kilohertz möglich. Aufgezeichnet wird auf SD(HC)-Karten mit bis zu 32 Gigabyte Speicherkapazität, wobei der Hersteller auf die obligatorische Dreingabe eines Wechselspeichers verzichtet. Dieser muss also zusätzlich erworben werden. Neben einem Hochpassfilter verfügt der Recorder zusätzlich über Funktionen wie Auto Gain Control, Voice Operated Recording (VOR) und weitere hilfreiche Features wie beispielsweise Loop-A/B oder Auto Level. AEQ beschränkt sich beim L300 jedoch auf das Wesentliche und verzichtet auf unzählige Spezialfeatures zugunsten einer übersichtlichen und intuitiven Handhabung. Auf diesem Weg gelingt auch der Spagat zwischen hohem Qualitätsniveau und günstigem Anschaffungspreis. „Da Handheld-Recorder nur eine ziemlich geringe Marge bieten“, erklärt David Cassidy, Salesmanager beim deutschen Vertrieb d.c. Electronic, „verkaufen wir den L300 auch nur im Direktvertrieb.“ Dann ergänzt Cassidy zum Qualitätsniveau noch: „Der L300 wird übrigens vom gleichen chinesischen Hersteller gefertigt wie der Nagra SD. Er ist also baugleich, kostet aber deutlich weniger.“ Konkret kostet der L300 rund 530 Euro weniger, denn der Nagra SD hat eine unverbindliche Preisempfehlung von 862 Euro. Auf den zweiten Blick sind die Geräte jedoch nicht baugleich, denn der Nagra SD setzt auf wechselbare Steckmikrofone, wie beim Ares-M II (Test in Heft 9/2007) und hat ein hochwertiges Lederetui, Mono-Mikrofonkabel und eine 2-GB-Speicherkarte im Lieferumfang. All das bietet der L300 nicht. Außerdem verzichtet der Spanier auf drei weitere Direct-Access-Schalter am Gehäuse.
AEQ L300
Stand-alone-Recorder AEQ L300 Rückansicht Stand-alone-Recorder AEQ L300 - Ansicht rechte Seite Stand-alone-Recorder AEQ L300 - Ansicht linke Seite
Display-Screenshot AEQ L300 Display-Screenshot AEQ L300
Messwerte
Die Auflösung geht in Ordnung, könnte aber besser sein. Das fällt besonders im direkten Vergleich mit einer Aufnahme über ein Audio-Interface (M-Audio FW410) mit Kondensatormikrofon (Audio-Technica AT4040) auf. Da kann das interne Mikrofon nicht wirklich mithalten. Es klingt insgesamt etwas dünn, nicht so fein aufgelöst und sowohl in den Höhen und Bässen etwas begrenzt. Allerdings müssen wir fair bleiben, denn das AT-4040 kostet alleine bereits wesentlich mehr als der ganze Recorder. Für O-Töne oder Konferenzmitschnitte eignet sich das interne Mikrofon mit den beiden Kugel-Kapseln aber sehr gut, da auch Raumanteile, die Umgebungs-Atmo und Gesprächspartner aus unterschiedlichen Richtungen akkurat eingefangen werden. Allerdings vermisse ich die Möglichkeit, mit dem internen Mikrofon gerichtete Aufnahmen anzufertigen, um bei Bedarf weniger ablenkende Nebengeräusche aufzunehmen. Dafür bleibt nur der Anschluss eines externen Mikrofons mit den bereits erwähnten Einschränkungen aufgrund der schwachen Phantomspeisung von drei Volt. Bei den Atmo- und Sprachaufnahmen macht die AGC im Test einen hervorragenden Job und Zusatzfeatures wie das Setzen von Markern (Mark-Button) oder das Zerschneiden eines Files (Split-Button) während der Aufnahme, sind bei einem fingierten Testinterview sehr hilfreich, um die Aufnahme zu strukturieren. Nicht zu unterschätzen ist auch der A/B-Loop-Modus, der beim Transkribieren schwer verständlicher Passagen hilfreiche Dienste leistet. Die Sprachverständlichkeit ist im Übrigen ausgezeichnet und die Möglichkeit direkt im mp3-Format (128 kbps/44,1 kHz) aufzunehmen, bietet bereits bei kleineren Speicherkarten (2 GB) Platz für rund 35 Stunden. Bei naher Mikrofonierung der Akustikgitarre schlägt sich das interne Mikrofon sehr wacker und liefert ein ansprechendes, wenn auch für meinen Geschmack in den oberen Mitten zu vordergründiges und den unteren Mitten zu unterbelichtetes Klangbild. Die Anschlaggeräusche kommen etwas unpräzise und es fehlt ein wenig an Offenheit und Strahlkraft. Am besten klingt die Aufnahme, wenn der L300 in rund einem Meter Abstand zur Gitarre aufgestellt ist, woraufhin sich das Klangbild glättet und insgesamt ausgewogener wirkt. Schlussendlich bemühe ich ein Shure SM58 und schließe es mittels Adapter (XLR auf 3,5-mm-Klinke) an den Mikrofoneingang an, um zu überprüfen, ob sich die Klangqualität mit externen Schallwandlern noch verbessern lässt. Die Antwort ist: Ja, es geht noch besser. Gerade bei den Sprachaufnahmen macht sich natürlich die Nierencharakteristik positiv bemerkbar und beim Aufnehmen der Gitarre zeigt sich der Gesamtklang mit mehr Transparenz und besticht vor allem durch ein insgesamt ausgewogeneres Klangbild. Schade, dass ich kein hochwertiges Stereomikrofon zur Hand habe, denn ich bin sicher, die Gitarrenaufnahmen wären mit seiner Hilfe in ganz neuem Glanz erschienen.
FFT Mic Frequenzgang
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