Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator website
MyOwnMusic

Magazin

Cableguys Curve 2

Cableguys Curve 2

Cableguys Curve 2

Test Virtuelles Instrument Cablegyus Curve 2

Das Berliner Unternehmen Cableguys hätte sich eigentlich eher in „Curve Addicts“ umtaufen sollen, denn ein Blick auf die bislang produzierten Plug-ins, wie unter anderem das Filtershaper-Plug-in (Test in Heft 8/2008), zeigt als zentrales Merkmal einen Graphik-Editor zum Einzeichnen individueller Kurvenverläufe, mit deren Hilfe es möglich ist, vielgestaltige Modulations-Fahrten zu realisieren. Der virtuelle Synthesizer Curve macht da keine Ausnahme, ganz im Gegenteil. Abseits von Sinus-, Rechteck- oder Sägezahnwellen erlaubt Curve mit diesem Feature das Erstellen komplexer Wellenformen, die sowohl in den Oszillatoren, als auch den LFOs einsetzbar sind und das Klang-Repertoire entsprechend farbenprächtig macht.

Im Hörtest nähern wir uns Curve 2 als erstes über die mitgelieferten Presets und werden mehrfach überrascht. Mit gerade einmal knapp 110 Stück fällt die Auswahl recht übersichtlich aus. Doch durch Druck auf den Sync-Button im online-Betrieb des Rechners laden sich vom Cableguys-Server wie von Zauberhand auf einmal knapp 2.500 weitere Presets in den Synthesizer. Dabei finden sich anschließend Sounds in allen denkbaren Kategorien wie unter anderem Bässe, Flächen, Leads, Effekt-Sounds, aber auch Drumloops und Synth-/Basslines. Brot- und Butter-Sounds wie Holz- und Blechbläser-Derivate sowie die üblichen Piano-Sounds sind allerdings in der Minderzahl, stehen aber auch nicht im Fokus von Curve 2. Die Presets gehen vielmehr deutlich in Richtung Dancefloor, Electro-Pop und Sounddesign/Post Production, wobei sich die meisten Presets in den Bässen, Leads und Flächen versammeln. Die Presets stammen dabei nicht nur vom Hersteller selbst. Bereits seit der Vorversion hat Cableguys auf einen intensiven Austausch mit Anwendern via Internet gesetzt, die ihre eigenen Presets per Upload kostenfrei zur Verfügung gestellt haben. Wer mag kann seine eigenen Elaborate ebenfalls bequem über den Curve-Browser hochladen und für andere Anwender zur Verfügung stellen. Nicht alltäglich: Erstmals gestattet es der Hersteller auch, ein Profil von sich anzulegen, was beim Laden des Presets im Browser angezeigt wird. Außer einem Foto kann dort ein kurzer Beschreibungstext sowie Links zur eigenen Homepage, zu Facebook, Twitter und Soundcloud abgelegt werden. So entsteht durch den Austausch von Presets ein ganz eigenes soziales Netzwerk, was wir in der Form bei einem virtuellen Synthesizer noch nicht gesehen haben. Damit nimmt Cableguys eine Vorreiter-Position ein. Abseits dessen wartet der Sound-Browser mit den üblichen Möglichkeiten zum Suchen, Finden und Sortieren der Sounds auf. Was jedoch fehlt, ist die Möglichkeit, die Preset-Namen alphabetisch zu sortieren. Das sollte doch alsbald noch nachgereicht werden. Mit dem jetzt erweiterten Arsenal an Presets erhalten wir einen anschaulichen und beeindruckenden Einblick in die Möglichkeiten von Curve 2. Presets aus rein analoger Provenienz lassen uns immer wieder an den Urvater der Synthesizer, den Minimoog, erinnern. Im direkten Vergleich mit Arturias Mini V (früher Minimoog V2, Test in Heft 7/2009) fehlt es den Curve-Sounds jedoch am typischen analogen Schmutz. Die Arturia-Klänge sind zudem eine Spur weicher, schmeichelnder, um nicht zu sagen wärmer. Doch das ist jetzt kein Manko von Curve 2. Vielmehr präsentiert Cableguys einen virtuell-analogen Klangerzeuger in einem modernen, frischen und transparenten Sound-Gewand, der es, nicht zuletzt durch die Unisono-Funktion, trotzdem versteht überaus mächtig und voluminös zu klingen. Wer dennoch ein wenig mehr Schmutz und Grobkörnigkeit in den Sounds wünscht, schaltet vom Normal-Modus in den Eco- oder Rough-Modus mit Aliasing um. Letztgenannter liefert im Test am deutlichsten klangliche Artefakte wie Rauschen oder ein gewisses subtiles Klingeln in den Höhen, was je nach Preset mal gefällt, mal als störend empfunden wird, das andere Mal aber auch so gut wie gar nicht hörbar ist. Als willkommener Nebeneffekt nimmt das Umschalten auf eine niedrigere Klangqualität teils erheblichen Einfluss auf die CPU-Last, gerade in Verbindung mit dem Unisono-Modus. So geht das VST-Meter von Cubase 6.5 im besten Modus bei acht Unisono-Stimmen weit über 60 Prozent. Das Umschalten auf den Rough-Modus halbiert die Last. Doch zumeist verhält sich Curve 2 im Test sehr CPU-freundlich. Aber zurück zum Sound und den Presets: Die Filter hinterlassen im Test einen guten Eindruck. Dabei geben sie sich als eher unauffällige Zeitgenossen ohne viel klangliches Eigenleben zu erkennen. Zwar können sie kraftvoll zupacken, doch ein Mitbewerber wie der Twin 2 von Fabfilter (Test in Heft 7/2009) setzt im direkten Vergleich dazu ein gehöriges Schippchen mehr an Klangcharakter und Bissigkeit drauf. Dennoch schafft es Curve 2 damit den einen oder anderen Bass-Sound à la Roland TB-303 gehörig in Szene zu setzen. Auffällig: in vielen Presets werden weidlich die Möglichkeiten der Frequenzmodulation genutzt, die alsbald vergessen lassen, dass Curve 2 eher auf den Pfaden klassischer Analog-Synthesizer wandelt. Scharfe, bissige und metallisch klingende Spektren sind damit ein Klacks und gehen weit über die Möglichkeiten analoger Schlachtschiffe, was die Attraktivität von Curve 2 in Sachen Klang entsprechend erhöht. So sind mit einem Mal authentische Sounds à la Yamaha DX 7 zu hören, das andere Mal kann Curve 2 aber auch richtig kaputt und billig klingen. So erinnert das „Commodore 64“ Preset ohne Wenn und Aber an die trashigen, piepsigen Sounds inklusive Aliasing, die Anfang der 1980er Jahre so manches Computerspiel auf schrecklich schöne Art „versüßt“ haben. Dank der flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten in den Oszillatoren und dem völlig autarken Verschalten mit den Filtern ist Curve 2 überdies in der Lage vielschichtige Flächen-Sounds zu erzeugen, die den Eindruck entstehen lassen, als ob gleich mehrere einzelne Instrumente gelayert werden. Besonders beeindruckend fallen die Sounds in den Kategorien Drumloop und Synth-/Bassline auf: Nur mit Hilfe von Wellenformen und durch geschickten Einsatz der LFOs sind Sequenzen realisierbar, die einen Arpeggiator oder Step-Sequenzer überflüssig machen. Den Vogel in dieser Kategorie schießt dabei das Preset „Loch Nes I“ ab: Zu hören sind simultane Sequenzen eines Drum-, Bass- und Lead-Sounds, wobei Curve 2 im Gesamtsound dabei an den frühen Minimal-Electro von Bands wie etwa Liaisons Dangereuses („Los Ninos del Parque“) erinnert, was heutzutage jedoch wieder sehr modern und angesagt ist.



Kommentare


von  Professional audio am 31.01.2013
Aufrufe  2569



Anzeige


Weitere interessante Artikel