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Test: Software-Tool Wavesfactory Trackspacer 2.0

Test: Software-Tool Wavesfactory Trackspacer 2.0

Der Trackspacer ist das erste Plug-in der mallorquinischen Softwareschmiede Wavesfactory, die bis dato eher für ihr breites Spektrum an Sample-Librarys verschiedenster Instrumente und Stilrichtungen bekannt ist. Dabei fügt der Hersteller mit seinem Plug-in-Debüt nicht etwa ein weiteres Pflänzchen zum recht eng gesäten Feld an Equalizer- oder Kompressor-Plug-ins hinzu, sondern wartet mit einem unkonventionellen Werkzeug für rund 60 Dollar auf, was mehr als erschwinglich ist und dessen Funktionalität aufhorchen lässt: Mit Hilfe des Trackspacers soll es kurz gesagt möglich sein, Verdeckungseffekte zwischen zwei Signalen aufzuspüren, abzumildern und somit dem gewünschten Element in der Mischung mehr Raum zu verschaffen. Das hört sich zunächst ebenso simpel wie innovativ an, um Frequenzüberlagerungen, die einzelne Stimmen matschig oder undefiniert erscheinen lassen können, künftig effizienter auf die Schliche zu kommen. Doch dahinter steckt ein intelligenter, eigens entwickelter Algorithmus auf Basis eines 32-bandigen Equalizers. Dabei ist der Trackspacer jedoch weder als klassischer Entzerrer zu verstehen, noch als Multiband-Kompressor oder dynamischer Equalizer. Vielmehr vereint das Plugin „das Beste aus beiden Welten“, wie es im ausführlichen Handbuch so schön heißt, und bietet damit einen vollkommen neuen Ansatz. Wie das im Detail funktioniert, bleibt jedoch das Geheimnis des Herstellers.Ganz neu ist der Trackspacer übrigens nicht, sondern bereits seit einem Jahr im Produktportfolio von Wavesfactory zu finden. Zum Test tritt das vor kurzem präsentierte erste Major-Update an, das unter anderem 64 Bit-Funktionalität besitzt und damit erfreulicherweise auch mit AAX unter Pro Tools 11 kompatibel ist.

Das Advanced Panel ist eine Neuheit in Version 2: Es bietet zusätzliche Funktionen wie Attack- Release-Regler sowie Panorama-Einstellungen für Stereo- oder M/S-Signale.

Wie wirkungsvoll der Trackspacer agiert, ist vor allem davon abhängig, welches Element als Steuersignal definiert wird und welches als zu bearbeitendes. Das über Sidechain eingespeiste Steuersignal sollte dabei stets das Element sein, welches im Mix letztendlich mehr Platz benötigt. Mitunter ist das allerdings gar nicht so einfach zu entscheiden, weshalb in dem Fall ausprobieren hilft. In unserem Test-Projekt – einem sphärischen Breakbeat-Dance-Song – ist es eindeutig die Bassdrum, die von den wuchtig oktavierenden Bässen überlagert wird. Mit Hilfe des Attack- und Release-Reglers, die sich in den Advanced-Einstellungen hinter dem Display befinden, können wir dabei den Wirkungsgrad des Trackspacer-Eingriffs noch einmal erhöhen. Sie arbeiten auf die gleiche Weise wie ihre Pendants in einem Kompressor und beeinflussen die Zeitspanne, innerhalb derer das Plug-in reagiert. Sinnvoll ist es außerdem, den zu bearbeitenden Frequenzbereich einzugrenzen, denn oftmals sind es nur einzelne Frequenzen, deren Überlagerung problematisch ist. Zu diesem Zweck ist der Trackspacer mit je einem Hoch- und Tiefpassfilter ausgestattet, die genau diese Eingrenzung des betreffenden Bereichs erlauben. In unserem Beispiel sind das Frequenzen zwischen 50 und 150 Hertz. Alle spektralen Anteile außerhalb dieses Bereichs, wie den sägezahn-typischen Knarz des Bass-Sounds und die höheren, pochenden Anteile der Bassdrum bleiben folglich unbeeinflusst. Etwas umständlich gestaltet sich im Test jedoch das Ablesen der Werte, denn sie finden sich nicht direkt an den Reglern, sondern unterhalb des Displays und laufen für unseren Geschmack nicht weich genug mit der Reglerbewegung mit. Abgesehen davon sind wir schon nach wenigen Sekunden von den durchschlagenden Ergebnissen, die der Trackspacer liefert, beeindruckt. Bereits mit einer Ratio von 25 Prozent ist die zuvor schwer hörbare Bassdrum auf einen Schlag wieder im Mix präsent, ohne dass sie tatsächlich lauter wird oder wir den Fader am Kanalzug nach oben bewegt haben. Fasziniert beobachten wir, wie der Trackspacer unsere mächtigen Synthie-Bässe quasi um die Bassdrum herum filtert und das in Abhängigkeit von deren jeweiliger Lautstärke. Das Geniale und der entscheidende Vorteil gegenüber herkömmlicher Filterung ist dabei, dass dies nur geschieht, wenn beide Stimmen gleichzeitig erklingen. In Solo-Parts tönt der Bass folglich genauso vollmundig wie er es ohne Trackspacer tun würde. Lautstärke- oder Filtersprünge können wir nicht wahrnehmen.Mit einer mäßigen Ratio ist die Filterung zudem kaum hörbar. Vielmehr gehen Bass und Bassdrum nun die Symbiose ein, die wir uns für den Track wünschen. Der Trackspacer agiert folglich subtil, aber nachhaltig, wohlgemerkt bei einer mäßigen Ratio. Denn trotz des Automatismus, der im Hintergrund ans Werk geht, müssen die wenigen Parameter des Trackspacers dennoch sorgfältig justiert werden. Das Plug-in ist zwar tatsächlich in der Lage, einem Element mehr Raum im Mix zu verschaffen. Je höher dabei jedoch der Ratio-Wert, desto mehr geht dieses „Platz verschaffen“ zu Lasten des jeweils anderen Elements. Konkret: Das Bass-Bassdrum-Verhältnis in unserem Beispiel lässt sich mit dem Trackspacer auch vollkommen zerstören, wenn ein Element so stark gefiltert wird, dass es fast vollständig aus dem Klangraum verschwindet. Fingerspitzengefühl ist also stets vonnöten.Abseits dessen funktioniert der Trackspacer selbstverständlich auch mit anderen Quellen hervorragend. Den Vocals unseres Test-Projekts können wir beispielsweise deutlich mehr Raum und Klangvolumen in den unteren Mitten verschaffen. Dazu bearbeiten wir das ebenfalls dort angesiedelte Flächenpad mit Hilfe des Trackspacers ohne dass dieses merklich etwas von seinem warmen Klang einbüßt. Ein weiteres, fast klassisches Anwendungsszenario ist das Absetzen der Vocals gegen den Gesamtmix, welches der Trackspacer ebenfalls beherrscht: Immer wenn unsere Sängerin intoniert, werden alle Elemente des Arrangements kaum merklich zurückgefahren, sodass sich die Vokalperformance besser durchsetzt. Dies wird in der Praxis häufig mittels eines über Sidechain angesteuerten Kompressors umgesetzt, was Ducking genannt wird. Im Vergleich zu dieser konventionellen Verfahrensweise fährt der Trackspacer den Instrumental-Mix jedoch wesentlich unauffälliger zurück, da er eben hauptsächlich auf der Frequenzebene agiert und nicht auf Pegelebene, wie der Ducking-Kompressor.Erwartungsgemäß können beide Signalwege des Trackspacers sowohl mit Mono- als auch mit Stereo- und sogar M/S-Signalen gespeist werden. Für die letzten beiden steht ein zusätzlicher Panorama-Regler zur Verfügung, mit dem Eingriffe sogar auf einen Teil des Stereospektrums beschränkt werden können. Ein Lob für diese Zusatzfunktion. Allerdings muss zumindest in unserer Test-DAW Pro Tools die Kanalanzahl von Steuer- und Bearbeitungssignal stets übereinstimmen. Im oben genannten Ducking-Beispiel muss folglich der Mono-Gesang auf einen Stereo-Bus/Subgruppen-Kanal geroutet werden, der dann wiederum das Instrumentalmix-Signal steuert. Schade ist, dass wir das hervorragend gemachte Handbuch nur mittels Suchfunktion finden können, da es in von uns selten konsultierten Unterordnern des Betriebssystems verborgen ist. Aber das dürfte ein Klacks sein, dies in einem kommenden Update zu optimieren.

Damit der Trackspacer korrekt arbeiten kann, muss er mit einem Sidechain-Signal gefüttert werden.



Kommentare


von  Professional audio am 28.11.2013
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