Test: Virtuelles Drumsampling-Instrument FXpansion BFD3
Im Verlauf der letzten Jahre schien es, als ob der britische Software-Hersteller FXpansion das Interesse an seinem Drumsampler BFD verloren hatte zugunsten der Entwicklung neuer Produkte wie unter anderem der Synthesizer-Suite DCAM:Synth Squad oder den Drum-Instrumenten Tremor und Geist. Doch das Feuer für BFD ist offensichtlich nicht verloschen, denn seit kurzem ist das dritte Major-Update endlich erhältlich. Dabei hat der Hersteller ordentlich aus dem Vollen geschöpft und einmal mehr sein Produkt-Flaggschiff einer kompletten Neu-Programmierung unterzogen. Der mitgelieferte Sample Content wurde ebenfalls neu produziert und gleich auch noch eine Vielzahl neuer Features hinzugefügt, mit dem sich der Grad an Authentizität beim Produzieren auf virtueller Ebene nachhaltig vergrößern soll. Besitzer der Vorversion brauchen jedoch keine umfangreiche Einarbeitung in die neue Version zu fürchten. Getreu dem Motto nicht alles anders, sondern vieles besser zu machen, finden sich die altbekannten Features und Funktionen recht schnell auch in BFD3 wieder. Bevor wir ins Detail gehen, seien zuvor noch die wichtigsten Eckdaten genannt: BFD3 besitzt einen Datenumfang von 55 Gigabyte. Tatsächlich sind es aber rund 162 Gigabyte, denn die Samples werden erstmals in komprimierter Form auf die Festplatte gespeichert und erst beim Streamen in Echtzeit entpackt. Das ist zwar ein alter Hut und wird auch von anderen Herstellern bereits genutzt. In BFD3 ist es aber eine Premiere. Überdies wurde übrigens gleich auch noch die Audio-Engine in Sachen Leistung und Effizienz optimiert. Beim Erstkauf sind knapp 270 Euro fällig, rund 100 Euro weniger als seinerzeit bei BFD2. Beim Kauf gibts anstelle von DVDs dieses Mal einen 64-Gigabyte-USB-Stick. Upgradewillige BFD2-Nutzer haben zwei Optionen: Sie laden sich BFD3 via Internet herunter – insgesamt sind dies rund 40 Gigabyte – und zahlen dafür 115 Euro oder sie wählen die Variante mit USB-Stick für 155 Euro.
Über den Groove-Editor lassen sich Pattern nach allen Regeln der Kunst erstellen.
Neu ist das Rudiments-Menü im Groove-Editor.
Der Keymap-Editor gestattet das Routing von Sounds und Artikulationen.
In BFD3 stehen pro Instrument/Kanal je sechs Effekt-Slots bereit.
Die Tweak-Seite im Mixer gewährt Zugriff zu den wichtigsten Parametern der Drum-Editor-Spalte.
Die weitaus umfangreichsten Neuheiten hat jedoch der neue Haupt-Akteur in BFD3 erfahren: Der Mixer. Ähnlich wie bei den Haupt-Dialogen verfügt er jetzt ebenfalls über vier aufrufbare Teil-Dialoge mit fest umrissenen Aufgabengebieten. Die Fader-Sektion hält die wichtigsten Parameter des Mixers bereit, in der Effects-Ansicht werden spaltenweise die Insert-Slots jedes Kanalzugs angezeigt, wobei darin das Auswählen und Aktivieren von Effekten möglich ist. Ein Druck auf den E-Button lässt automatisch die Effects-Seite zwecks Editieren erscheinen. Weiter geht’s mit der Aux-Ansicht, in der die maximal vier Aux-Sends pro Kanal auf einen Schlag sicht- und editierbar sind. Die Tweaks-Ansicht zeigt auf übersichtliche Weise schließlich die wichtigsten Parameter des Drum-Editors. So können dort rasch in jedem Instrumentenkanal die Lautstärke, die Tonhöhe und das Abklingverhalten der Samples eingestellt werden. Die virtuellen Raumkanäle sind hingegen in der Distanz vom Drumkit sowie in der Stereo-Breite justierbar, sofern die Kanäle in stereo ausgelegt sind. Außer den Overheads und wie gehabt zwei weiteren Raumkanälen erweitern in BFD3 erstmals auch bis zu drei Mono- und zwei sogenannte compressed-Raumkanäle die Möglichkeiten zum räumlichen Ausformen des Schlagzeugklangs. Neu ist auch ein separater Metronom-Kanal mit dem sich dieses Signal bei Aufnahmen nach allen Regeln der Kunst feinjustieren lässt. Nächste Besonderheit: Bass- und Snaredrum sowie die Raumkanäle liegen jetzt als Gruppenkanäle vor. Ein Klick auf das kleine Dreieck im Gruppenkanal lässt die darin eingefassten Kanalzüge erscheinen. Bass- und Snaredrum-Gruppen setzen sich dabei aus drei Kanälen zusammen. Die nächste Neuheit ist der sogenannte Mini-Mixer, der stets am rechten Rand erscheint. Darin können nach Bedarf wichtige Kanalzüge eingefügt werden, die entsprechend rascher im Zugriff sind noch ohne Zuhilfenahme der Scrollleiste. Im Prinzip können damit Fader-Gruppen unkompliziert realisiert werden. Doch es kommt noch besser: Mittels Button kann das gesamte GUI in der Breite skaliert werden, wovon primär der Mixer profitiert, so dass sich das Scrollen durch die Kanalzüge auf ein Minimum reduziert. Für dieses banal erscheinende Feature gibt’s ein weiteres Sonderlob, denn so hat der Anwender stets alles im Zugriff. Nicht unerwähnt bleiben soll schließlich auch die Möglichkeit, erstmals externe Signale zum Steuern Sidechain-fähiger Effekte in BFD3 zu routen. Alles in allem wird der Mixer mit dieser Vielzahl an Neuheiten seiner Rolle als Zentral-Werkzeug in BFD3 mehr als gerecht. Allerdings erfordert der souveräne Umgang durch die Vielzahl an Möglichkeiten ein gewisses Maß an Einarbeitung. Doch all das kommt erst richtig zur Geltung, wenn das Grundmaterial, also die Library zum Einsatz kommt, die im Hörtest ohne Wenn und Aber überzeugen kann. Allerdings hat dies seinen Preis. Denn in der höchsten Detailstufe schaufelt BFD3 „mal eben so“ rund sieben Gigabyte an Daten in den Arbeitsspeicher. Wer noch in 32 Bit und/oder mit älteren Rechnern produziert, muss tief in die Trickkiste greifen, respektive den Preferences-Dialog aufrufen. Ein Umschalten auf den 16 Bit-Mode, das Reduzieren der maximalen Velocity-Stufe sowie das Aktivieren der „Preview RAM Audio only“ und/oder der „Load on Demand“ Funktion schaffen Abhilfe und reduzieren die Datenmenge im Test auf rund zwei Gigabyte. Mit diesen Kniffen wird BFD3 zwar um den Gutteil dessen gebracht, was es klanglich zu leisten im Stande ist, aber immerhin. Ein wirkliches Manko ist dies aber nicht. Denn festzuhalten bleibt hierbei, dass BFD3 konsequent auf 64 Bit getrimmt ist, wobei mehr als acht Gigabyte RAM dringend empfohlen sind. Dennoch wären entsprechende Eco-Presets mit reduziertem Datenumfang wünschenswert gewesen. Abseits dessen gefallen die Presets durch einen äußerst fein aufgelösten Klang, der sehr luftig daherkommt und den Instrumenten einen edlen Highend-Anstrich verpasst. Vor allem die Raumsignale bestechen durch Plastizität. Dabei klingen sie äußerst fein, fast schon zart und zerbrechlich. Im Vergleich dazu klingen die Drumkits aus BFD2 ungleich vordergründiger, teils sogar brachial und eher grobschlächtig. Die Signale der Raumkanäle dringen ungleich vordergründiger und teils auch bissiger aus den Lautsprechern. Die BFD3-Drums geben sich hingegen merkbar zurückhaltender, was sie tatsächlich noch ohne großes Zutun besser in Arrangements einfügen lässt und das mit einem entsprechend feinen Klang. Selbst die dezidierten Hard Rock- und Heavy Metal-Presets klingen solo gespielt eher nach Pop, im Arrangement sitzen sie aber perfekt. Bei den BFD2-Drums verhält es sich genau umgekehrt. Beide Werks-Librarys ergänzen sich mit diesen Qualitäten jedoch gegenseitig.
Der Preferences-Dialog gewährt Zugriff auf vielfältige Einstellmöglichkeiten.
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