Editors Choice 2013
Schon wieder ist ein Jahr vergangen und wir können auf zwölf prallgefüllte Professional audio-Ausgaben und rund 100 getestete Soft- und Hardware-Produkte – nicht ohne einen kleinen Anflug von Stolz – zurückblicken.
Auch im vergangenen Jahr hatten wir eine bunte und klangvolle Mischung unterschiedlichster Audio-Produkte in unseren Testräumlichkeiten zu Gast. Unter ihnen fanden sich viele innovative, wohlklingende und solide programmierte und/oder konstruierte Testkandidaten. Manche von ihnen konnten das Redaktions-Kollegium ganz persönlich auch über die Testphase hinaus für sich einnehmen. Diese möchten wir Ihnen im Rahmen der Editors Choice noch einmal in Erinnerung rufen. Vielleicht findet sich darunter auch der eine oder andere Kandidat, den Sie sich selbst – oder einem von Ihnen geschätzten Tonschaffenden – noch gerne unter den Weihnachtsbaum legen würden. In diesem Sinne: Bühne frei für unsere persönlichen Produkthighlights des Jahres 2013.
Editors Choice 2012
Elysia ist nicht nur bekannt für exzellent klingende Analog-Hardware, sondern auch immer wieder gut für die eine oder andere innovative Überraschung. Mit dem nvelope präsentierte die niederrheinische Pro-Audio-Manufaktur eine aufgebohrte Variante dessen, was seinerzeit von SPL unter der Bezeichnung „Transient Designer“ für Furore sorgte und seitdem zu einem unverzichtbaren Werkzeug zählt vor allem zur Bearbeitung perkussiver Signale. Highlight im nvelope ist dabei die Möglichkeit Ein- und Ausschwingvorgänge erstmals frequenzselektiv bearbeiten zu können. So ganz nebenher lässt sich der nvelope auch als Zwei-Band-Shelving-Equalizer nutzen, was ihn insgesamt zu einem sehr flexibel einsetzbaren Studio-Tool macht und das mit einem gewohnt exzellenten Sound. Steinberg hat mit Cubase 7 den Schritt gewagt und nach langer Zeit eine zentrale Komponente seines überaus beliebten Sequenzers komplett neu gestaltet. Die Rede ist vom virtuellen Mixer, der sich jetzt von einer eher unscheinbaren Faderbank zu einer waschechten Mix-Konsole mit allen Schikanen gemausert hat, separate Kanalzug-Effekte inklusive. Zusammen mit weiteren neuen Features geschieht das Schrauben an Mixen ab sofort merkbar komfortabler. Nicht zu vergessen sind überdies auch pfiffige Features wie unter anderem ASIO Guard, eine neue Akkord-Spur zum raschen Erzeugen von Harmoniefolgen sowie VST Connect SE, mit dem aus Cubase heraus erstmals Aufnahmen via Internet möglich sind.
Ob im Studio oder auf der Bühne, der Multi-Effekt-Channelstrip Tascam TA-1VP hat alles an Bord, was sich ein Vocalist zur gekonnten Veredlung seiner Performance wünschen kann – und das zu einem mehr als überschaubaren Preis. Außer einer transparent anmutenden Vorverstärkersektion, wohlklingenden Kompressor-, Noise-Gate-, De-Esser-Effekten und einem Zwei-Band-Equalizer verfügt das Multitalent über eine wohlfunktionierende Effekt-Sektion zur Tonhöhenkorrektur mit Antares Auto-Tune sowie einer ebenfalls von Antares kreierten Funktion, die es erlaubt, den Klang des verwendeten Mikrofons unterschiedlichen digital modellierten Mikrofon-Klassikern anzunähern. Das REDD-Plug-in ist in enger Zusammenarbeit mit den Abbey Road Studios entstanden. Kein Wunder, emulieren die beiden Plug-ins en Detail den Sound und die Equalizer von Kanalzügen der Röhrenpult-Unikate REDD.17, 37 und 51. Waves hievt damit ein weiteres Stück legendärer Tontechnik auf die virtuelle Ebene mit dem sich eine wichtige Komponente des Beatles-Sounds ab sofort bequem in jeder DAW einsetzen lässt. Da es schon im Vergleichstest der DSLR-Mikrofone in Ausgabe 4/2013 alle zehn Konkurrenten überrunden konnte, verdient das Sennheiser MKE 600 selbstverständlich auch einen Platz in unserer Editors Choice. Das über Batterie oder Phantomspannung betreibbare Richtrohr-Mikrofon mit Keulen-Charakteristik konnte uns mit sehr gutem Impulsverhalten, feiner Auflösung und praktisch nicht vorhandenem Rauschen von sich überzeugen. Damit genügt es durchaus professionellen Ansprüchen und kann hochauflösenden HD-Videos eine würdige Tonspur beisteuern. Kaum zu glauben, was das supergünstige Videomic von Røde leistet: Bei vernachlässigbar geringem Eigenrauschen liefert es einen direkten, klar akzentuierten Stimmklang, der bei Videofilmern entsprechenden Anklang findet. Dass – ganz nebenbei – auch noch eine professionelle Schwinghalterung zum Lieferumfang gehört, machen das Videomic zu einem ganz heißen Tipp für qualitätsbewusste Sparfüchse.
Auch der Focal SM9 ist ein Testkandidat, der sowohl auf klanglicher als auch auf technisch-innovativer Ebene lebhaft in äußerst positiver Erinnerung bleibt. Der Monitor-Flaggschiff des französischen Herstellers ist außer mit aktivem Hochtöner, Mitteltöner und Tieftöner – mit einer zusätzlichen, passiven Bass-Membran ausgestattet, die gemeinsam mit der aktiven Tieftöner-Membran in Schwingung versetzt wird und so den Schalldruck der tiefen Frequenzen verstärkt. Außerdem lässt sich der SM9 zur Simulation kleiner Abhören vom vollen Drei-Wege-Betrieb auf Zwei-Wege-Betrieb umschalten. Klanglich lässt das Meisterstück fabriqué en France keine Wünsche offen. Das noch recht junge Software-Unternehmen hat mit seinen beiden algorithmischen Hall-Plug-ins R2 und Phoenix vom Fleck weg begeistert. Kein Wunder, finden sich in beiden Prozessoren so manche Parallelen zum Industrie-Standard Lexicon, die jedoch auf ganz eigene Art und Weise aufgegriffen und weiter raffiniert werden. Natürlichkeit, organische Räumlichkeit und vor allem exzellent klingende Room- und Ambience-Algorithmen konnten klanglich überzeugen und lassen beide Plug-ins auf Augenhöhe zu den Platzhirschen agieren. Vergleichsweise günstig sind sie obendrein auch noch. Das Oktava MKL-2500 war immer schon ein richtig gutes Röhren-Mikrofon, allerdings gab es in der Vergangenheit Probleme mit unzureichenden Netzteilen. Diese sind behoben, denn das Netzteil wurde komplett überarbeitet. Jetzt ist das MKL-2500 ein bedenkenlos zu empfehlendes Mikrofon, das mit seinem großen Klang bei hoher Nebengeräuscharmut viel Spaß macht und vergleichsweise wenig kostet.
Mit Push für Live 9 hat der Berliner Hersteller Ableton seinen ersten eigenen DAW-Controller entwickelt, der sich prompt in unserer Editors Choice wiederfindet. Push entpuppte sich im Test – weit über seine ebenfalls gut umgesetzten klassischen Controller-Funktionen hinaus – als intuitiv spielbares Musikinstrument und vielseitiger Kompositionshelfer und deckt damit auch Aufgaben ab, die sonst MIDI-Keyboard, Step-Sequenzer und Drum-Pad übernehmen. Songskizzen entstehen auf diese Weise wortwörtlich spielend und ohne einen Blick auf die im Hintergrund agierende Software. Mit der Integration von Push gelingt es Ableton das Musizieren mit Live um eine neue, dem praktischen Musiker intuitiv vertraute Herangehensweise zu bereichern. Den Innovationspreis in Sachen Studio-Tools hat ohne Zweifel das noch junge israelische Software-Unternehmen Sound Radix verdient. Mit den drei Plug-ins des Radical Bundles werden lästige Aufgaben im Studio im Handumdrehen erledigt und sparen dem Anwender künftig viel Zeit. Abseits vom Emulieren bekannter Studio-Hardware verfolgen die drei Plug-ins Auto-Align, Pi-Phase Interactions Mixer und Surfer EQ einen komplett eigenständigen Weg, mit dem Phasenprobleme im Mix oder zwischen mehreren Spuren erfolgreich zu Leibe gerückt wird und das klangliche Ausbalancieren von Signalen auf geniale Weise auf ein neues Level gehoben wird. Das Interface-Flaggschiff von Universal Audio nennt sich Apollo 16, ist mit sehr guten Wandlern und sinnvollen Ein- und Ausgängen ausgestattet, was exakt seiner Konzeption fürs professionelle Hybrid-Studio entspricht. Eingebaut ist eine UAD 2 Quad-Plattform mit einem der besten Plug-in-Bundles überhaupt, das die Herzen von Tonschaffenden himalayahoch schlagen lässt. Mit dem Highend-Kopfhörer K712 PRO hat AKG seine berühmte DKK45-Kapsel auf die endgültige Entwicklungsstufe gehievt. Mehr kann der österreichische Kopfhörer-Spezialist nicht mehr aus seiner genialen Grundkonstruktion herausholen. Während Unentschlossene noch auf die neuste Entwicklung aus Wien warten, haben anspruchsvolle Kopfhörerfans und Mastering-Profis mit dem K712 PRO längst ihren Traumhörer gefunden.
Slate Digital legt mit seinen Virtual Buss Compressors drei Kompressor-Klassiker-Emulationen vor, die abseits der authentischen Reproduktion der Originale bewusst auf eine Erweiterung in funktionaler und vor allem auch klanglicher Hinsicht abzielen. Damit setzen sich die eigenwillig interpretierten Kompressoren – an Bord sind der SSL Summenkompressor, der Focusrite Red-Kompressor sowie eine Kombination aus Fairchild und Manley Vari-Mu-Prozessor – nicht nur in Sachen Regelverhalten und Grundsound charakterstark von den Mitbewerbern ab. Obendrein verleihen sie eingespeisten Signalen stets ein gewisses Highend-Flair. Einen Monitor erkennt der Profi aufs erste Hinhören – der passive TD 150PROII von G. J. Acoustic ist ein solcher Lautsprecher. Eine absolut neutrale Gesamtabstimmung ist genau nach dem Geschmack des Tonschaffenden, Impulsverhalten und Auflösung sind herausragend gut, die dreidimensionale Raumdarstellung ist exzellent – und uns sind jetzt die Superlative ausgegangen. Bravissimo Gennaro! Als flexibelste portable Standalone-Recorder-Lösung unter den diesjährigen Testkandidaten würdigen wir auch den Zoom H6 mit einem Platz in unserer Editors Choice. Schließlich kann der Multitrack-fähige Handheld-Recorder nicht nur mit vier simultan nutzbaren XLR/Klinke-Combobuchsen inklusive Phantomspannung sondern außerdem mit flexibel wechselbaren Kapselaufsätzen für das interne Mikrofon aufwarten – eine komplett neuartige Innovation. Ein grundsolider ausgewogener Klang, eine große Auswahl von überwiegend praktischen Features sowie die Möglichkeit das vielseitige Gerät als Interface zu nutzen komplettieren das überbordend ausgestattete Gesamtpaket. Der Berliner Hersteller hat einmal mehr ein Gespür für die Nöte der Anwender bewiesen und legt mit der Drumlab-Library für den Kontakt-Sampler eine innovative Klangsammlung vor mit der sich der alte Trick, akustische und elektronische Drum-Sounds zu kombinieren, ab sofort deutlich einfacher realisieren lässt. Das Ganze geschieht bequem in einer Instrumenten-Instanz und lediglich durch Laden eines einzigen Instruments. Drumlab spart damit Zeit sowie Spuren in der DAW, es ist sehr übersichtlich und bietet nicht nur Tonschaffenden in allen Bereichen des Dancefloor eine Spielwiese mit nahezu unerschöpflichen Gestaltungsmöglichkeiten.
Der AD122-96 MX aus der schon fast sagenumwobenen Gold-Serie von Wandler-Papst Dan Lavry tut genau das, was von einem Spitzen-Wandler zu erwarten ist: Die Digitalisierung von analogem Material mit hoher Präzision. Der Goldschatz aus den USA wandelt so gut, dass seine Übersetzungen das Prädikat „klanglich authentisch“ verdienen. Zugegeben wir haben ein Faible für exotische Klänge und verrückte Klangerzeugungs-Verfahren. Das Haupt-Feature in der IRCAM Prepared Piano Library, das Verfremden des Klavierklangs durch (virtuelles) Anbringen diverser Gegenstände auf und zwischen die Klavier-Saiten, hat dabei den meisten Eindruck bei uns hinterlassen. Nicht zuletzt auch deswegen, weil es sich bei dieser Art der Klangerzeugung um ein schon uraltes Verfahren handelt, das im Bereich der neuen klassischen Musik längst etabliert ist und jetzt endlich auch dem geneigten DAW-Anwender in virtueller Form offeriert wird. Die durch und durch eigenartig verfremdeten Klavier-Klänge sind einfach nur eine Schau und dürften als i-Tüpfelchen so manche U-Musik-Produktion mit dem gewissen Etwas ausstatten. „Die Zukunft des Audio-Interface“ haben wir aufs Titelblatt des Dezember-Hefts geschrieben und damit den Haupt-Wesenszug in Focusrites RedNet-Serie auf den Punkt gebracht. Als erste Interfaces/Wandler setzen die RedNet-Module auf die Audioübertragung via Dante-Netzwerk-Protokoll und haben alleine schon für diese Pionierleistung einen Platz im Editors Choice verdient. Das robuste und seit Jahren schon bewährte Dante-Protokoll bietet auch im Studio enorme Vorteile bei Datenübertragung, Latenz und Routing-Möglichkeiten. Damit nicht genug präsentiert der britische Hersteller mit den RedNet-Interfacecs das bislang Beste, was in Sachen digitaler Audio-Wandlung aus ihrer Schmiede gekommen ist. Den legendären analogen Red-Prozessoren wird mit der RedNet-Serie somit ein ebenbürtiger digitaler Partner an die Seite gestellt.
Günther Nubert und sein Kompetenz-Team sind fleißige Schwaben und haben ihre ohnehin schon sehr gute nuPro-Reihe komplett überarbeitet. Herausgekommen ist ein digitales 2.1-System, bestehend aus einem Paar nuPro A-200 und der tieftönenden Ergänzung AW-350, das uns von den allerersten Takten an überzeugt hat. Der nuPro A-200 mit oder ohne Subwoofer AW-350 ist ohne Frage studiotauglich, ruft dafür auch noch einen mehr als moderaten Preis auf und sieht zu guter Letzt auch noch richtig gut aus. Der Vertigo Sound VSP-2 beweist, dass alles, was die deutsche Pro-Audio-Manufaktur anpackt, richtig gut, sogar spitze wird – um genau zu sein. Der zweikanalige Mikrofon- und DI-Verstärker überzeugt jeden mit seinem sonoren, durchsetzungsstarken Sound, der jedem Mikrofon bestens steht und den auch E-Gitarren lieben. Der britische Software-Hersteller hat beim dritten Major-Update seines Drumsampler-Flaggschiffs keine Kompromisse gemacht und nicht nur die Abspiel-Software komplett neu programmiert, sondern auch den mitgelieferten Content gleich ebenfalls neu produziert. Herausgekommen ist ein auf die Zukunft gerichteter virtueller Klopfgeist, der die Vorzüge der 64-Bit-Architektur gehörig auskostet und dabei den Klang der Instrumente mit einer beeindruckenden Detailtiefe eingefangen hat. Viele neu hinzugefügte Features, wie etwa die Cymbal Swell- und Rudiments-Funktion sorgen für einen zusätzlichen Schub in Sachen klanglicher Realismus und erlauben das Programmieren und Produzieren virtuoser Drum-Grooves auf unkomplizierte, fast schon narrensichere Art. Mit BFD 3 wird es ab sofort noch schwieriger zwischen Software und Live-Drummer zu unterscheiden.
Das Cloud JRS-34 ist ein Mikrofon für Feinschmecker: Obwohl äußerlich an die amerikanischen Bändchen-Klassiker angelehnt, handelt es sich um eine moderne Aktiv-Konstruktion, welche die samtene Weichheit, die für Bändchen charakteristisch ist mit einem wohldosierten Schuss Präsenz kombiniert. Ein Top-Mikrofon für Top-Stimmen zum Top-Preis. Das Großmembran-Mikrofon Audio-Technica AT 5040 hat sich mit seiner innovativen Kapseltechnik und einem edlen und kraftvollen Spitzenklasse-Klang einen Platz unter den diesjährigen Schallwandler-Favoriten redlich verdient. Konstruktionstechnisch hebt es sich besonders durch sein rechteckiges Wandler-Element und seine große viergeteilte Membran von der Konkurrenz ab. Derart beschaffen konnte sich das AT 5040 im Test als klangvolles Werkzeug zur Aufnahme von Sprache, Gesang und akustischen Instrumenten hervortun und punktete mit seinem sanften Umgang mit Transienten und Zischlauten.
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