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Test: DAW-Controller/Channelstrip-Plug-in Softube Console 1

Schweden-Mix
Test: DAW-Controller/Channelstrip-Plug-in Softube Console 1

Jetzt hat sich auch der schwedische Software-Hersteller Softube vom Hardware-Virus infizieren lassen und präsentiert mit Console 1 das erste Hardware-Produkt in seiner Firmengeschichte. Genauer gesagt, handelt es sich um eine Kombi aus DAW-Controller und Effekt-Plug-in mit der sich der Workflow beim Mixen out-of-the-box künftig merkbar verbessern soll. Also weg mit der Maus und her mit der Console.

Von Georg Berger

Kann es sein, dass jedes Software-Unternehmen irgendwann auch mit Hardware-Produkten am Markt auftritt? Abseits von betriebswirtschaftlichen Erwägungen und vomAufmerksamkeits-Faktor, den solch ein Schritt immer noch nach sich zieht, steht dabei immer eins im Vordergrund: dem Anwender ein gezielt auf die Haupt-Produkte abgestimmtes und maßgeschneidertes Hardware-Frontend zu offerieren, mit dem die Arbeit deutlich leichter als mit der Maus von der Hand gehen soll. So bereits schon vor Jahren bei Unternehmen wie Native Instruments, Arturia, Waves oder Steinberg geschehen. In diese Riege reiht sich jetzt auch die schwedische Software-Schmiede Softube ein, die mit Console 1 ihre Premiere als Hardware-Produzent feiert. Erstmals auf der letztjährigen Musikmesse vorgestellt, geht Softubes Einstieg in den Controller-Markt jedoch erst jetzt über die Bühne. Das Konzept ist dabei gleichermaßen auffällig wie effizient: Oberflächlich den reinrassigen DAW-Controllern zugehörig, konzentriert sich die Ausstattung und das Konzept des Console 1-Controllers speziell auf das Einstellen der grundlegenden Studio-Effekte, sprich Equalizer, Kompressor und Noise Gate. Insofern müsste für ihn die Untergattung des Channelstrip-Controllers aufgemacht werden. Doch das ist erst die halbe Miete, denn mit dem SL 4000E-Plug-in legt Softube dem Controller ein dezidiert auf die Hardware zugeschnittenes natives Channelstrip-Plug-in bei, das ebenjene Effekte plus weitere markante Features enthält, um Spuren und Mixe im Klang entsprechend zu veredeln. Und ja, Sie haben richtig gelesen: Das Plug-in emuliert den Kanalzug einer SSL 4000E-Konsole aus den 1980er Jahren, genauer gesagt mit dem sogenannten Black-Knob-EQ. SSL hat die Emulation der Schweden übrigens offiziell autorisiert, weshalb sie auch den entsprechenden Namenszug im GUI tragen darf. So geadelt, lässt dies einiges für den Hörtest erwarten. Das Plug-in ist ausschließlich nur in Kombination mit der Hardware erhältlich und zunächst nur auf Apple-Rechnern lauffähig. An der Windows-Version wird bereits mit Hochdruck gearbeitet. Ein Termin für die Veröffentlichung hat uns der Hersteller jedoch nicht genannt. Kein Wunder, denn auch die Mac-Version ist zum Zeitpunkt des Tests noch nicht ganz in trockenen Tüchern, weshalb wir für die Testphase auf mehrere Beta-Versionen zurückgreifen. Kostenpunkt: Rund 800 Euro, was gemessen am Lieferumfang und im Vergleich zu den Preisen für andere DAW-Controller standesgemäß ausfällt.

Sicherlich, etwas revolutionär Neues ist diese Art des Hardware-Controllers jetzt nicht. Steinberg bietet mit dem CC121-Controller bereits seit mehreren Jahren etwas Vergleichbares zur Kanalzug-Steuerung seiner DAWs an (Test in Heft 11/2008). Neu ist hingegen die eng verzahnte Kombination aus Soft- und Hardware. Kritische Anwender werden beim Betrachten des mitgelieferten Plug-ins dies wahlweise mit stöhnenden Worten wie „Nicht noch eine SSL-Konsolen-Emulation“ kommentieren oder gleich dankend abwinken, da sie schon über derartige Emulationen verfügen. Doch so leicht sollte dies nicht abgetan werden, denn Softube hat seine SSL-Emulation, ähnlich wie zuletzt Slate Digital mit seinem VBC-Plug-in (Test in Heft 9/2013), auf eigene Art und Weise interpretiert und mit weiteren Features ausgestattet, die es im Original und auch bei den Mitbewerbern so nicht gibt. So verfügt die Softube SSL-Emulation über einen Hüllkurven-Former, einstmals von SPL unter der Bezeichnung „Transienten Designer“ am Markt eingeführt, und via Drive-Parameter können die harmonischen Verzerrungen der SSL-Kanalzüge wohldosiert dem Signal hinzugefügt werden. Wen das immer noch nicht überzeugt, sollte sich in Geduld üben. Denn Softube will künftig nachlegen und weitere Channelstrip-Emulationen auf den Markt bringen, die ihrerseits auf die Console-Hardware abgestimmt sind. Damit nicht genug, ist es auch möglich, sämtliche Sektionen modular gegen andere Plug-ins aus dem Softube-Portfolio, respektive künftigen Mischpult-Emulationen auszutauschen. Jetzt zum Start von Console 1 ist dies bislang nur mit Equalizern und Kompressoren möglich, so dass sich der Anwender bereits jetzt schon nach Frankenstein-Art einen eigenen Channelstrip zusammenstellen kann. Das Einbinden anderer Softube-Plug-ins jenseits der Standard-Studio-Effekte, etwa den TSAR-Reverb oder die Amp-Simulationen (Tests in den Heften 3/2011 und 1/2009) ist hingegen (noch?) nicht möglich, aber immerhin. Gleiches gilt auch für das Editieren von Drittanbieter-Plug-ins via Console-Hardware. Das Gesamt-Produkt ist bis auf weiteres eine in sich geschlossene Lösung. Inwiefern dies künftig dennoch möglich sein wird, beantwortet Softube auf Nachfrage mit Schweigen. Allerdings würde die universelle Einsetzbarkeit des Controllers dem Ganzen gut zu Gesicht stehen und die Attraktivität des Produkts deutlich steigern. Doch zunächst gilt es, Console 1 erst einmal im Markt einzuführen, wobei es auch ohne Universal-Tauglichkeit problemlos für sich alleine sprechen kann. Werfen wir als erstes einen Blick auf die Hardware.



Der Controller besitzt die gleiche Größe wie eine Computer-Tastatur und fügt sich, oberhalb der Tastatur positioniert, somit organisch auf dem Desktop ein. Das Gehäuse besteht aus stabilem Blech, wobei die Bedienelemente auf einer schwarzen Kunststoff-Platte eingelassen sind, die ihrerseits von einem Schutz-Blech umrahmt wird. Mit einem Gewicht von rund zwei Kilogramm unterstreicht die Hardware zudem eindrucksvoll seine Robustheit. Die bombenfest verschraubten Endlos-Drehregler gefallen durch einen angenehm zähen Widerstand beim Bedienen, was sehr wertig wirkt. Die eher winzig dimensionierten Drucktaster kommen im Vergleich dazu etwas bescheiden daher. Sie geben aber durch ein sattes Klickgeräusch stets eine direkte Rückmeldung beim Betätigen, was im Vergleich zu Folientastern edler und robuster wirkt, ganz zu schweigen vom Materialaufwand. Auffällig: Bis auf eine Ausnahme ist jedem Taster eine Status-LED beigeordnet, die Auskunft über den Schaltzustand gibt. Ein- und Ausgangs-Sektion warten jeweils mit einer Stereo-LED-Meter-Kette auf und die beiden Dynamik-Sektionen verfügen über eine horizontale LED-Kette zur Anzeige der Dynamik-Reduktion. LEDs finden sich ebenfalls kreisförmig um die Drehregler gruppiert, wobei lediglich ein einzeln aufleuchtendes Lämpchen Auskunft über den momentanen Parameter-Zustand gibt. Wir hätten uns stattdessen jedoch gewünscht, dass je nach Stellung sämtliche LEDs aufleuchten. Aber das ist Geschmackssache. Kritisch anzumerken ist jedoch, dass die Leuchtelemente im Innern des Controllers verbaut sind und es schwer haben durch die halbtransparente schwarze Kunststoff-Oberfläche hindurch zu scheinen. Das sieht zwar schick aus und ist elegant gelöst. Doch in ausreichend beleuchteten Umgebungen übersehen wir deshalb nur allzu leicht die eine oder andere LED. Im halbdunklen Ambiente sind sie hingegen sehr gut erkennbar. Die Stromversorgung und Datenübermittlung geschieht über die USB-2.0-Buchse, die einsam als einziges Element auf der Stirnseite halbrechts eingelassen ist. Zur Datenübertragung wird übrigens ein eigens entwickeltes, proprietäres Daten-Protokoll auf MIDI-Basis eingesetzt.



Die Bedienelemente sind deutlich erkennbar in sechs Sektionen aufgeteilt, wobei die Regelmöglichkeiten noch ohne Studium des Handbuchs zum Großteil direkt erfasst sind. Von links nach rechts sind dies die Eingangs-Sektion inklusive Hoch- und Tiefpass-Filter, die Shape-Sektion, in der sich Noise Gate und Expander sowie der Transienten-Effekt den Platz gemeinsam teilen, gefolgt vom Vierband-Equalizer, dem Kompressor und schließlich dem Ausgang. Die sechste Sektion findet sich in Form einer Tasten-Leiste oberhalb der fünf eben erwähnten Bereiche. Im Zentrum stehen 20 Tasten über die rasch der gewünschte Sequenzer-Kanal zwecks Editierens aufgerufen wird. Mit Hilfe der beiden Page-Tasten können weitere Bänke zu je 20 Kanälen auf die Taster geroutet werden. Ganz links erlauben zwei Taster den Aufruf des On-Screen-Displays auf den Computer-Monitor. Später dazu mehr. Die Auto-Taste offeriert dazu zwei Optionen: Ist sie aktiviert erscheint das Display automatisch, sobald ein Bedienelement betätigt wird und es verschwindet sogleich nach Abschluss der Arbeit. Ist sie deaktiviert ist das Display solange sichtbar, bis die View-Taste erneut gedrückt wird. Ein sinnvolles Feature, das je nach Arbeitsstil und -situation die passende Lösung offeriert.



Rechts von den Track-Tasten erlauben zwei weitere Tasten das Selektieren von Tracks, die sich temporär wahlweise zu Gruppen zwecks gemeinsamen Editierens – Einstellungen in diesem Modus erfolgen relativ - zusammenfassen lassen oder über die sich die Settings eines Kanals auf einen oder mehrere andere kopieren lassen. Weitere Steuerungs- und Verwaltungs-Funktionen sind hingegen in Kombination mit der schwarzen Shift-Taste links außen ausführbar, über die sich, wie auch in anderen Controllern üblich, eine zweite Funktions-Ebene aufrufen lässt, die in Console 1 erfreulich übersichtlich ausfällt. So ist in Kombination mit anderen Tastern das Laden und Speichern von Presets, das modulare Insertieren anderer Softube-Effekte sowie das Bestätigen und Abbrechen von Dialogen auf dem Bildschirm möglich. Beim Erscheinen von Auswahl-Menüs erlaubt der Ausgangs-Lautstärke-Regler mit aktivierter Shift-Taste zudem das Scrollen durch die Einträge. Ansonsten konzentriert sich das Arsenal an Bedienelementen auf das Ausführen relevanter Signalbearbeitungs-Vorgänge. Weiter geht’s mit einem Taster über den sich das Routing der Studio-Effekte bestimmen lässt. Drei Varianten stehen zur Auswahl: EQ-Shape-Kompressor, Shape-Kompressor-EQ und Shape-EQ-Kompressor. Damit sind die wichtigsten und sinnvollsten Verschaltungen schon einmal abgedeckt. Doch das ist erst der Anfang im Routing-Reigen. Mit Hilfe des External Sidechain-Tasters ganz rechts, können externe Signale wahlweise in die Steuerkreise des Shape- oder des Kompressor-Moduls geroutet werden, ein Feature, das es in der Hardware-Vorlage übrigens so auch nicht gibt. Kenner werden jetzt die Möglichkeit vermissen, auch die Passfilter in den Sidechain des Kompressors einzuspeisen. Kein Problem, dies wird in der Eingangs-Sektion bequem per Taster erledigt. Allerdings können die Filter nicht in den Shaper, respektive das Gate eingespeist werden und das Routen des Equalizers in den Sidechain ist auch nicht möglich. Softube weicht in dem Fall sowie übrigens auch an anderen Stellen vom Original ab, was aber durch die vielen neuen Extras auch in den anderen Sektionen wieder wett gemacht wird. Doch der Reihe nach: Die Ein- und Ausgangs-Sektion verfügt jeweils über ein Poti zum Einstellen der Lautstärke. Witzig: Der Pegel ist bis hinab auf sage und schreibe -288 Dezibel regelbar. Das dürfte selbst für Messgeräte nicht mehr darstellbar sein. Zusätzlich verfügt die Ausgangs-Sektion auch über einen Panpot sowie Solo- und Mute-Taster. Im Eingang kann hingegen das Signal in der Phase invertiert werden. Damit verfügt der Console-Controller schon einmal über die wichtigsten Kanalzug-Elemente. Die drei Studio-Effekte können per Taster selbstverständlich auf Bypass geschaltet werden. Abseits dessen warten die drei Effekt-Sektionen wie erwähnt mit einigen Besonderheiten auf, die selbst bei den Mitbewerbern am Plug-in-Markt auf diese Weise nicht realisiert wurden. So ist das Noise Gate lediglich via Threshold und Release einstellbar. Der Range- und Attack-Parameter fehlt. Über den Hard Gate-Taster kann jedoch zwischen Expander und Noise Gate umgeschaltet werden. Via Punch und Sustain ist schließlich der Shaper-Effekt einstellbar, um Ein- und Ausschwingvorgänge anliegender Signale zu verstärken oder zu dämpfen. Die Außenbänder des Vierband-EQ können per Taster separat wahlweise eine Shelf-, Peak- und sogar eine Passfilter-Charakteristik annehmen. Weiter geht’s mit dem Kompressor, der anders als im Original über einen Mix-Regler zum Realisieren von Parallel-Kompression verfügt und überdies ein kontinuierlich einstellbares Attack besitzt. Die Aufholverstärkung wird, ganz wie in der Vorlage, übrigens per Automatik-Funktion realisiert. Last but not Least wird die Ausgangs-Sektion schließlich von zwei Drive-Parametern komplettiert, was bislang so noch von niemandem realisiert wurde. Über den ersten kann die Stärke der harmonischen Verzerrung reguliert werden, der zweite nimmt Einfluss auf den klanglichen Charakter der Verzerrung. Mehr dazu im Hörtest.


Um das Optimum aus der Console-Hardware herauszuholen ist es erforderlich, das entsprechende Console-Plug-in in jeden DAW-Kanal zu insertieren, inklusive Aux-, Gruppen- und Summenkanäle. Nur dann lässt sich mit Hilfe der Track-Taster an der Hardware blitzschnell durch die Kanäle navigieren. Gleichzeitig wird auch die Steuerung der wichtigsten Mix-Funktionen (Lautstärke, Panorama, solo, mute) auf das Plug-in übertragen, so dass der DAW-Mixer anschließend Sendepause hat. Das Plug-in als solches gibt sich im GUI eher spartanisch. Es zeigt lediglich eine Ziffer an, die zum Kanal im On-Screen-Display korrespondiert und erlaubt die Vergabe eines Kanalnamens, der anschließend ebenfalls dort angezeigt wird. Bequemer geht’s, wenn von Manual auf Auto umgeschaltet wird. Dann wird unabhängig davon, in welchem DAW-Kanal das Plug-in insertiert wird, die Kanalbelegung sukzessiv vorgenommen und die Bezeichnung wird automatisch vom DAW-Kanal übernommen. Wichtig sind die beiden rechteckigen Schaltflächen auf der rechten Seite: Ein Druck auf „Knob Mode“ lässt eine rudimentäre, virtuelle Darstellung des Controller-Layouts erscheinen, so dass der Anwender dort Einstellungen auch per Maus vornehmen kann. Ebenso wichtig ist auch die „Solo Safe“ Funktion im Console-Plug-in. Ist sie aktiviert, ist der Kanal beim Schalten eines anderen Kanals auf Solo quasi immun dagegen und lässt Signale trotzdem weiter durch, was etwa bei Aux- oder Gruppenkanälen wichtig ist. Insofern haben die Entwickler mitgedacht. Schön wäre jetzt, wenn mehrere Kanäle, beispielsweise sämtliche Subgruppen und der Summenkanal beim Betätigen der Page-Tasten auf fest zuvor definierten Track-Tasten stehen bleiben könnten, so dass sie stets im direkten Zugriff bereitstehen. Bislang können lediglich Kanäle nach Belieben auf andere oder neue Track-Plätze positioniert werden, was über den Controller aber leicht von der Hand geht. Das Erzeugen von Mute-Gruppen wäre ebenfalls noch ein wünschenswertes Feature, das bei den Universal-Controllern ebenfalls zum Standard gehört. Doch Console 1 ist noch ein junges Produkt und über künftige Updates dürfte das ein Klacks sein. Die zentrale Rolle auf der virtuellen Ebene spielt jedoch das bereits mehrfach erwähnte On-Screen-Display. Es zeigt nicht nur die Einstellungen von Shaper, EQ und Kompressor über Graphiken an, sondern gibt auch Auskunft über die Stellung jedes Parameters in Form numerischer Angaben. Am Fuß des Displays sind die 20 Tracks aufgeführt, die überdies mit Pegel-Metern aufwarten und im laufenden DAW-Betrieb Auskunft über die Pegelstände geben. Sehr schön: Bei Bedarf ist das On-Screen-Display frei in der Größe skalierbar, so dass beispielsweise Anwender mit mehreren Monitoren den Dialog raumfüllend aufziehen können. Die Auswahl-Menüs, etwa beim Speichern von Presets, Gruppieren von Kanälen oder beim Laden anderer EQs oder Kompressoren legen sich über das On-Screen-Display und sind auch nur dort sichtbar.



Alles in allem ist die Funktionsweise von Console 1 im Test rasch verstanden. Einzig das Insertieren der Plug-ins in ein bestehendes Projekt ist anfangs lästig, weshalb Softube im Handbuch nicht ohne Grund darauf verweist, am besten entsprechende Projekt-Templates zu erstellen, um bei neuen Produktionen damit künftig seine Ruhe zu haben. Nachdem dies erledigt ist, geht das Aufrufen von Tracks, das Editieren der Parameter, das Gruppieren und Kopieren von Spuren und Einstellungen mit Hilfe des Controllers bereits nach kurzer Zeit flüssig von der Hand. Wer nicht zur Riege der Faderbank-Junkies zählt, Wert auf direkten Zugriff der wichtigsten Studio-Effekte legt und auf die mitgelieferten Effekte der DAW verzichten kann oder will, dürfte mit dem Konzept von Console 1 in jedem Falle glücklich werden. Doch auch im Verbund mit einem bereits vorhandenen Universal-Controller kann Console 1 durchaus von Vorteil sein. Im Test nutzen wir Avids MC Mix-Controller für die wichtigsten Mischpult-Funktionen (Lautstärke, Panpot, solo, mute) und greifen für die Signalbearbeitung auf Console 1 zurück, wobei sich beide Geräte für unseren Geschmack optimal ergänzen.
Allerdings fallen wir zu Beginn des Praxistests auf das On-Screen-Display rein und wollen anfänglich aus alter Gewohnheit mit der Maus dort rasch ein paar Parameter ändern, was das Display aber beharrlich verweigert. Wir würden uns dies jedoch als zusätzliche Bedien-Alternative zum Knob-Modus durchaus wünschen, wenngleich sich das On-Screen-Display ausschließlich über die Hardware aufrufen lässt. Bemerkenswert: Beim Austausch des EQs und Kompressors gegen andere Softube-Pendants ändern sich logischerweise Anzahl und Art der Parameter. Je nachdem werden etwa Schalt-Funktionen an der Hardware via Güte-Regler angesprochen. Das On-Screen-Display gibt dabei stets Auskunft, welches Plug-in geladen ist und welche Parameter mit welchen Bedienelementen regulierbar sind. Auffällig: Beim Laden des Trident-A-Range-Plug-ins, finden sich in der EQ-Sektion lediglich die Parameter der vier-Bänder (Frequenzwahl und Gain). Das Regulieren der Passfilter und das Aktivieren der Sättigungs-Funktion ist dort nicht möglich und wir müssen auf die Passfilter der Eingangs-Sektion zurückgreifen, die allerdings nach wie vor die Pendants der SSL-Konsole emulieren. Auch sind im Test nicht alle Parameter des FET-Compressors via Console 1 steuerbar. Das ist ein Kompromiss, der zugunsten des Console-Konzepts eingegangen werden muss. Wer auf das eine oder andere Feature jedoch nicht verzichten kann, ist selbstverständlich frei, das gewünschte Plug-in in einen weiteren Slot im DAW-Kanal zu insertieren. Mit den gegebenen Möglichkeiten kommen wir im Test dennoch bestens zurecht.


Im Praxistest muss sich das Console-Plug-in als erstes hinsichtlich seiner Prozessorlast behaupten. Als Rechner dient uns ein Mac Book Pro mit einem 2,5-Gigahertz Dualcore-Prozessor auf dem Steinberg Cubase 7.5 läuft. Darin insertieren wir in ein Projekt 22 Instanzen, die mit unterschiedlichen Settings aufwarten. Das VST-Meter von Cubase 7.5 zeigt anschließend eine durchschnittliche Auslastung von rund 60 Prozent, wobei die Peak-Anzeige völlig ruhig bleibt. Ein insgesamt ordentliches Ergebnis, das allerdings bei gleichem Test-Aufbau vom nativen Duende-Channelstrip von SSL (Test in Heft 5/2011) locker um rund die Hälfte unterboten wird und erneut eindrucksvoll die Spitzenposition im Ranking der prozessorschonendsten Plug-ins behauptet. Der Fairness halber sei aber angemerkt, dass in der Praxis nicht unbedingt jede Sektion des Plug-ins zum Einsatz kommen muss. Denn je weniger Signalbearbeitung stattfindet, desto weniger CPU wird vom Console-Plug-in in Anspruch genommen. So fallen Instanzen, in denen lediglich die Haupt-Misch-Funktionen eingesetzt werden, so gut wie gar nicht ins Gewicht. Daher dürften weitaus mehr als die 22 Instanzen unseres Leistungstests einsetzbar sein, ohne dem Rechner gleich einen CPU-Kollaps zu verpassen.  


Klanglich, wen wunderts, liefert Softubes virtueller Kanalzug SSL-Sound at its best. Dank der Emulation des hochgeschätzten Black-Knob-EQs wartet auch die Softube-Variante mit machtvollen Entzerrungen auf, die je nach Stellung äußerst voluminös, um nicht zu sagen aggressiv, aber stets musikalisch klingen. Moderat eingesetzt schönt er jedes Signal auf angenehme Weise. Kompressor und Gate/Expander liefern wie zu erwarten ein breites Feld an Regelverhalten und Klangfarben, beginnend bei subtilen Klangverdichtungen bis hin zu kraftvollen „right-in-your-face“-Komprimierungen mit hohem Sounddesign-Faktor. Die fehlenden Range- und Fast-Attack-Parameter im Gate werden zu keinem Zeitpunkt vermisst. Einzig durch Betätigen des Thresholds und Release können wir ebenso wohldosiert und fein auf Signale einwirken, wobei dies auf fast erschreckend intelligente Art geschieht. Klar im Vorteil ist die Softube-Emulation hingegen beim kontinuierlich einstellbaren Kompressor-Attack, ganz zu schweigen von der parallelen Signalbearbeitung und der externen Steuerung via Sidechain, so dass wir Impulsspitzen haarfein und wie von Zauberhand zügeln oder herausarbeiten. Mit dem Shape-Effekt steht zudem ein willkommener und wirksamer Effekt gerade für die Schlagzeug-Bearbeitung zur Verfügung, der die Softube-Emulation markant von den Mitbewerbern absetzt.



Im Hörtest lassen wir ihn gegen ein anderes, ebenfalls von SSL autorisiertes Plug-in antreten: der SSL4000-Collection von Waves (Test in Heft 7/2006). Und auch den Vergleich zum Duende Channelstrip von SSL muss der Softube-Kanalzug über sich ergehen lassen, wenngleich dieser auf der späteren XL 9000K-Konsole basiert, die jedoch einige Gene der legendären 4000er-Pulte enthält. Das Ergebnis spricht für sich. Ganz gleich was wir einstellen, der Duende Channelstrip klingt zwar unverkennbar nach SSL, aber er besitzt mehr den Hauch von Highend und klingt stets feiner, subtiler und transparenter als die Softube-Emulation. Insofern kommen sich beide Plug-ins nicht ins Gehege. Im Vergleich zum Waves Plug-in herrscht jedoch zumeist klanglicher Gleichstand, wenngleich sich schon einige Unterschiede bemerkbar machen. So besitzen beide Emulationen einen kräftigen Grundsound, der anliegende Signale durch eine angenehme Färbung im unteren Mittenbereich betont und sie druckvoller erklingen lässt. Klar im Vorteil ist die Softube-Emulation beim Noise Gate. Es klingt eine Spur luftiger und packt eine Spur schneller und präziser zu als das Waves-Pendant. Auffällig im Kompressor: Trotz gleicher Parametrisierung in Extremstellung liefert das Console-Plug-in den etwas dreckigeren, kernigeren Sound als das Waves Plug-in. Moderat eingesetzt stellt sich so gut wie kein Unterschied ein. Auch beim Vergleich der Equalizer stellt sich eine Auffälligkeit ein: Bei Gleichstand der Parameter liefert das Waves-Plug-in ein stets kräftiger klingendes Ergebnis im unteren Mittenbereich und Bass, wobei der Grundsound in beiden Plug-ins fast identisch ist. Doch das Beste kommt zum Schluss: Durch gezielten Einsatz der beiden Drive-Parameter holt der Console-EQ alsbald in Sachen Wuchtigkeit zum Waves-Plug-in auf und übertrifft ihn sogar. Noch besser: Über den Character-Parameter stehen zwei Geschmacksrichtungen zur Auswahl, was im Test wie eine zusätzliche Höhen- und Bassblende wirkt, einhergehend mit einer Änderung des Oberton-Spektrums und der Lautstärke, je nachdem wie stark er eingesetzt wird. Negative Character-Werte betonen dabei das untere Mittenband und lassen die Höhen in den Hintergrund treten. Positive Character-Werte erzeugen den gegenteiligen Effekt. Im Test erweist sich gerade die Drive-Sektion recht schnell als unverzichtbare Geheimwaffe, um muffige oder schlappe Signale nachhaltig aufzuwerten. Drum-Sounds erhalten zusätzlichen Biss und Frische, E-Bass-Linien verhelfen wir zur nötigen Portion Knurrigkeit und Vokal-Spuren setzen sich mit einem Schuss Drive besser in Szene. Allerdings verführt uns die Drive-Funktion anfangs dazu, nur allzu leicht zuviel des Guten zu tun, weshalb wir beim Mixen nach und nach die Werte wieder zurückfahren.

Fazit
Mit Console 1 feiert der schwedische Software-Hersteller Softube einen beachtlichen Einstand in den Hardware-Markt. Abseits der ausgetretenen Pfade der Faderbank-orientierten Universal-Controller stellt Softube mit seiner Lösung gezielt das Editieren der wichtigsten Studio-Effekte ins Zentrum seines Konzepts und legt der Hardware gleich noch das haargenau dazu passende Kanalzug-Plug-in bei. Beides zusammen ist zwar ein in sich geschlossenes System, das aber durch künftige Weiterentwicklungen, neue Kanalzug-Emulationen und der Möglichkeit zum modularen Austausch von Kanalzug-Prozessoren gegen andere Softube-Effekte dennoch äußerst flexibel ausfällt. Zwar finden sich hinsichtlich Controller-Funktionalität und Steuerungsmöglichkeiten noch einige Ansatzpunkte zur Verbesserung. Doch bereits jetzt lässt sich damit hervorragend arbeiten. Denn Softube geht mit seinem Controller beim Mixen out-of-the-box dort hin, wo die maßgeblichen Arbeiten für das Gelingen eines Mixes stattfinden. Wem das Editieren der wichtigsten Studio-Effekte mit den bisherigen Lösungen stets ein Dorn im Auge war, dürfte Console 1 mit offenen Armen empfangen. So ganz nebenbei liefert der Hersteller nicht nur eine exzellent klingende Emulation eines SSL 4000E-Kanalzugs ab, der sogar offiziell vom Original-Hersteller autorisiert wurde.



Kommentare


von  Professional audio am 11.03.2014
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