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Test: Stand-alone-Recorder Sony PCM-D100

Mobiler Audiophiler
Test: Stand-alone-Recorder Sony PCM-D100

Hersteller Sony möchte mit dem neuen Stand-alone-Recorder PCM-D100 die Klangqualität mobiler Aufnahmen auf eine neue Ebene hieven. Ob ihm dies gelingt, haben wir für Sie getestet.

Von Sylvie Frei

Manchmal fällt es schwer angesichts des großen Angebots von mobilen Stand-alone-Recordern die richtige Wahl für die persönlichen Bedürfnisse zu treffen. Der eine wünscht sich ein ganzes mehrspurfähiges Mobilstudio mit professionellen Anschlüssen, der andere Musikertools wie Overdub-Funktion, Metronom und Stimmgerät, dem dritten genügt ein einfaches Diktiergerät und wieder andere sind auf der Suche nach einem Recorder, der in erster Linie Stereoaufnahmen in optimaler Qualität – beispielsweise für professionelle Radiobeiträge und Mitschnitte – ermöglicht. Besonders letztere sollten sich mit dem neuesten Sony-Modell vertraut machen, das schon vor Verkaufsbeginn bei uns zum Test antritt.

Der PCM-D100, seines Zeichens Nachfolge-Modell des beliebten Stand-alone-Recorders Sony PCM-D50, richtet sich bewusst an Tonschaffende, die sehr hohe Anforderungen an die Klangqualität ihrer Mobil-Aufnahmen stellen. So sollen mit dem handlichen Recorder sowohl Live-Mitschnitte als auch sendefähige O-Ton-Aufnahmen gelingen, die hohen Ansprüchen genügen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, hat Sony dem Neuling ein neu entwickeltes Stereo-Mikrofon, ein technisch optimiertes Innenleben und eine ganze Reihe neuer Features spendiert. Dies lässt sich der Hersteller allerdings auch einiges kosten – muss doch der potenzielle Käufer für den PCM-D100 rund 890 Euro und damit fast 300 Euro mehr als für das Vorgänger-Modell auf den Tresen legen. Doch möglicherweise lohnt sich die Investition.


Im Gegensatz zum starren Mikrofon des Vorgänger-Modells verfügt das interne Stereomikrofon des PCM-D100 über neu entwickelte, schwenkbare Kapseln, die sich mit drei verschiedenen Stellungen auf unterschiedliche Aufnahmesituationen anpassen lassen. Das neue Konzept soll den Recorder deutlich flexibler machen und für jede Situation maßgeschneiderte Stereoaufnahmen ermöglichen.
Auch hinsichtlich der Formatvielfalt hat Sony aufgerüstet. Nachdem der PCM-D50 ausschließlich im PCM/WAV-Format (44,1 bis 192 Kilohertz bei 16 oder 24 Bit) aufnehmen konnte, bietet sein Nachfolger auch MP3-Formate (128 und 320 Kilobit pro Sekunde) und sogar das Sony-eigene hochauflösende DSD-Format (2,8224 Megahertz bei einem Bit) an. Zwar ist MP3-Unterstützung bei der Konkurrenz Standard, doch das wenig verbreitete D(irect) S(tream) D(igital)-Format, das hauptsächlich auf Super Audio CDs zu finden ist, wird selten angeboten. Wer also mobil DSD-Aufnahmen für eine audiophile SACD-Produktion anfertigen möchte, hat mit dem PCM-D100 die seltene Möglichkeit.


Bislang einzigartig und äußerst clever: Bei Bedarf unterstützt der portable Recorder die Aufnahme von PCM- und MP3-Dateien gleichzeitig. So kann beispielsweise die kleinere MP3-Datei rasch auf den Computer übertragen und ohne vorherige Konversion per E-Mail versendet werden, während die hochauflösende PCM-Datei später in der Produktion zum Einsatz kommt – ein zeitsparendes Feature, das sich auch bei DSLR-Kameras in Form der gleichzeitigen Aufnahme von Raw- und JPG-Format bewährt hat. Ein gleichzeitiges Aufnehmen von DSD- und PCM- oder MP3-Format wird allerdings nicht unterstützt.
Außerdem neu: Der PCM-D100 ist in der Lage crossmedial zu speichern. Der Recorder kann also automatisch während des Aufnahmeprozesses vom internen Flashspeicher auf die Speicherkarte springen – ein wertvolles Feature, wenn eine Aufnahmesession den internen Speicher unerwartet sprengt. Über Speicherplatz verfügt der kleine Recorder übrigens mehr als reichlich. Schon der interne Flash-Speicher fasst üppige 32 Gigabyte und mehr als sechs Stunden Aufnahme-Material im speicherplatzintensivsten PCM-Format. Zusätzlich unterstützt der PCM-D100 Speicherkarten in den Formaten SD, SD HC, SD XC, Memory Stick Pro Duo und Memory Stick PRO-HG Duo mit bis zu 128 Gigabyte Fassungsvermögen.


Abgesehen davon ist der PCM-D100 ähnlich wie das Vorgängermodell ausgestattet. Er verfügt über ein monochromes Matrix-Display und ungewöhnlicherweise sowohl über analoge als auch digitale Ein- und Ausgänge. Alle insgesamt vier Anschlüsse messen 3,5 Millimeter und erlauben den Anschluss unterschiedlicher Signal-Typen.
So steht ein Miniklinkeneingang für den Anschluss externer Kondensatormikrofone bereit, falls der Nutzer einmal nicht das interne Stereo-Mikrofon verwenden möchte. Zum Anschluss eignen sich beispielsweise kleine Mikrofone für DSLR-Kameras. Falls vom Mikrofon benötigt, steht auch Plug-in-Power von fünf Volt bereit.
Besonderheit: Line-Signale sowie optische Digitalsignale im Toslink-Format (mit einer Abtastrate von bis zu 192 Kilohertz bei 24 Bit) teilen sich jeweils einen Ein- und einen Ausgang in Form zweier mehrfach begabter 3,5 mm-Anschlüsse. Über den Line/Toslink-Eingang lassen sich alternativ zum Mikrofon beispielsweise Signale von einem iPod, CD-Player oder Digital-Recorder einspeisen. Der Line/Toslink-Ausgang lässt Signale aus dem PCM-D100 über ein Lautsprecherpaar wiedergeben oder zu einem Digital-Recorder leiten. Einen Cinch-auf-Miniklinke-Adapter – im Handel für rund zwei Euro erhältlich – und sonstige Verbindungs-Kabel, die zu diesen Zwecken benötigt werden, sind allerdings nicht im Lieferumfang enthalten und müssen bei Bedarf vom Nutzer separat beschafft werden.


Eine weitere Miniklinken-Buchse dient als Kopfhöreranschluss, der praktischerweise sowohl zu Abhörzwecken als auch für das Direct-Monitoring während der Aufnahme bereitsteht. Außerdem ist der kleine Recorder mit einem internen Lautsprecher ausgestattet, der das akustische Sichten von Aufnahmen auch ohne Kopfhörer erlaubt.
Darüber hinaus ist der kleine Mobil-Recorder fast überbordend mit Features für die Aufnahme und Bearbeitung ausgerüstet. Eine vollständige Aufführung sämtlicher Funktionen findet sich im Steckbrief auf Seite 60. Zu den Highlights zählen Recording-Tools wie Limiter, Hochpassfilter und Eingangsdämpfung und Bearbeitungsfunktionen wie das Teilen von Dateien oder das Setzen von Fade-Ins und Fade-Outs.
Bemerkenswert: Außer als Recorder lässt sich der PCM-D100 auch als komfortabel ausgestatteter Musik-Player nutzen. So ist es möglich, Musikdateien im DSD-, FLAC-, PCM-, MP3-, WMA- oder AAC-Format vom Computer auf den Recorder abzuspeichern und abzuspielen. Für die Wiedergabe steht dem Nutzer sogar ein Equalizer zur Verfügung, der manuell oder mit Hilfe Genre-spezifischer Presets den Frequenzgang des ausgegebenen Musikmaterials nach Wunsch beeinflussen lässt – ein HiFi-Feature, das nicht nur Audiophile schätzen dürften. Außerdem ist es möglich, das Tempo der abgespielten Musik zu beschleunigen oder zu verlangsamen oder die Musik um bis zu plus/minus sechs Halbtöne zu transponieren. Übende Musiker, aber auch transkribierende Journalisten haben damit praktische Tools zu Hand.
Mit vier AA-Batterien oder -Akkus ausgestattet soll der Recorder laut Hersteller – je nach Aufnahme-Format – ganze acht bis 25 Stunden am Stück aufzeichnen können. Zum durchaus üppigen Zubehör zählt eine kabellose Infrarot-Fernbedienung, ein Fell-Windschutz, ein Micro-USB-zu-USB-Kabel, vier AA-Batterien, ein deutschsprachiges Handbuch sowie zum nachträglichen Bearbeiten der Aufnahmen eine Installations-CD für die Sony-eigene Sound Forge Audio Studio LE-Editor-Software – ein prallgefülltes Gesamtpaket, das neugierig macht.



Wollen wir uns als erstes einen Eindruck vom Äußeren des PCM-D100 machen. Unser Testgerät macht einen schmucken, wertigen und solide verarbeiteten Eindruck. Der etwa Gameboy-große Recorder verbirgt sich in einem robusten schwarz-silberfarbenen Leichtmetallgehäuse mit abgerundeten Ecken und Kanten. Obwohl er angenehm in der Hand liegt, empfiehlt es sich den PCM-D100 für längere Recording-Sessions mit Hilfe seines rückseitigen Gewindes auf einem Kamera-Stativ anzubringen. Denn der kleine Recorder bringt mit rund 400 Gramm verhältnismäßig viel Gewicht auf die Waage. Für das Tragen und Bedienen mit nur einer Hand ist er etwas zu breit, sodass wir ihn im Test beidhändig bedienen.
Auffälligste Merkmale des PCM-D100 sind die unter einem metallenen Schutzbügel verorteten Kapseln des internen Stereo-Mikrofons an der Kopf-Seite sowie das rund fünf mal drei Zentimeter messende und damit vergleichsweise große Matrix-Display.


Das monochrome Display ist gut aufgelöst und dank manuell anschaltbarer Beleuchtung auch bei Dunkelheit sehr gut lesbar. Sony entschied sich bei der Entwicklung bewusst gegen ein LC-Farbdisplay, da die monochrome Variante aufgrund niedrigerer Versorgungsspannung weniger Störgeräusche produziere. Im Test vermissen wir jedenfalls keine Farbe bei den Displaydarstellungen.


Das Stereo-Mikrofon wurde eigens für den PCM-D100 neu entwickelt. Es besteht aus zwei Elektret-Kondensator-Kleinmembran-Mikrofonen mit Nierencharakteristik und einem Membran-Durchmesser von 15 Millimetern. Im Gegensatz zu den unbeweglichen Kapseln des PCM-D50 sind die des PCM-D100 schwenkbar. Sie lassen sich mit leichtem Druck auf drei unterschiedliche Weisen ausrichten – parallel zueinander, in einem Winkel von 90 Grad zueinander und in einem Winkel von 120 Grad gegeneinander. Die erste Variante ermöglicht es, trotz zweikanaliger Aufnahme, stark gerichtete, quasi Monoaufnahmen anzufertigen. Den 90 Grad-Winkel empfiehlt der Hersteller für enge Stereoaufnahmen einer Einzelquelle wie etwas eines Instrumentalsolisten oder Sängers, die 120 Grad-Variante für breitere Stereoaufnahmen von ganzen Ensembles. Schwenkbare Kapseln sind zwar kein völlig neuartiges Konzept – auch die Recorder-Mikrofone der Konkurrenz, wie beispielsweise die des DR-40 von Tascam sind schwenkbar – dennoch vergrößert ein solches System die Flexibilität eines Recorders ungemein.
Unterhalb des Displays findet sich eine übersichtlich gegliederte Gruppe von Bedien-Tasten. Außer den üblichen Transport-Tasten (Play, Rec, Pause, Stop) und einem Navigations-Kreuz, verfügt der PCM-D100 über fünf weitere Tasten. Dazu zählt die zum Marker setzen dienende T-Mark-Taste, die Option-Taste, die Zugriff auf die Liste aller Recording-, Wiedergabe- und Bearbeitungs-Tools gewährt, sowie die Home/Back-Taste, die das Haupt-Menü aufruft und bei der Navigation durch Menüstrukturen schrittweise zurück auf die nächsthöhere Menüebene springen lässt.


Die beiden frei belegbaren Tasten F1 und F2 können hingegen – ganz nach Benutzer-Wunsch – sehr unterschiedliche Aufgaben übernehmen.  Über das Hauptmenü können ihnen alle verfügbaren Recording-, Wiedergabe- oder Bearbeitungs-Funktionen zugewiesen werden. So kann beispielsweise F1 als Löschtaste dienen, während F2 Direkt-Zugriff auf das Hochpassfilter gewährt. Praktisch: Häufig benötigte Tools können so ohne Blättern durch die umfangreiche Option-Liste schnell erreicht werden.
Das in bis zu vier Unter-Ebenen verschachtelte Hauptmenü gewährt Zugriff auf Rec- und Play-Oberfläche sowie zu den Browsern „Recorded Files“ und „Music“, die aufgenommene Dateien und abgespeicherte Musikdateien auffinden lassen. Außerdem finden sich dort alle globalen Einstellungen vom Aufnahmeformat bis zum Speicherort. Für eigene Aufnahmen lässt sich einer von fünf Ordnern als Speicherort auswählen. Verbinden wir den Recorder mit dem Computer, sind diese Ordner in einem Überordner namens „Voice“ zu finden. Im einzigen anderen Ordner „Music“ kann der Nutzer die Musikdateien ablegen, die er auf dem PCM-D100 hören möchte.
Zur komfortablen Einstellung der Eingangsverstärkung steht auf der rechten Flanke des Recorders ein ungerasteter Drehregler zur Verfügung, der mit einer Zahlenskala von eins bis zehn versehen ist. Sinnvoll: Eine den Regler umrahmende Schutzklappe dient dazu, diesen vor versehentlichem Verstellen während der Aufnahme zu schützen. Nach dem Abklappen der Schutzklappe lässt sich der nicht allzu leichtgängige und angemessen große Regler angenehm und präzise justieren. Komfortabel: Die Zahlen-Skala des Reglers ist beleuchtet und so auch im Dunkeln gut einsehbar. Ein ähnlicher Regler, allerdings ohne Skalenbeleuchtung und Schutzklappe, steht auf der linken Recorder-Flanke auch zum Justieren der Kopfhörer-Lautstärke bereit.
Bei der Gestaltung des technischen Innenlebens des Recorders ließ Sony besondere Sorgfalt walten, um dem Auftreten eventueller Störgeräusche gezielt vorzubeugen. So wurde die Technik, die beim Vorgängermodell noch auf einer einzelnen Platine verbaut war, auf vier separate Platinen verteilt: Eingangssektion, Ausgangssektion, DSP-Prozessor und Verstärker-Einheit. Jede Platine verfügt über eine separate Stromzufuhr und ist auf diese Weise von den anderen Einheiten abgeschirmt. Gespannt, ob sich diese technologischen Anstrengungen in Form von außergewöhnlich guten Messwerten auswirken, spazieren wir mit dem PCM-D100 ins Messlabor.



Messtechnisch kann sich der PCM-D100 absolut sehen lassen. Mit einer Mic-Eingangsempfindlichkeit von rund -63 Dezibel ist sein 3,5 Millimeter-Mic-Anschluss gleichauf mit den gleichermaßen empfindlichen XLR-Eingängen des Konkurrenten Zoom H6. Selbst leiseste Mikrofone lassen sich mit dem PCM-D100 um stolze 71 Dezibel verstärken, um rund zehn Dezibel mehr als es der Zoom H6 vermag. Auch der Line-Eingang besitzt mit einer Eingangsempfindlichkeit von rund minus neun Dezibel eine angemessene Empfindlichkeit, auch für leisere Signale mit Consumer-Pegel.


Mit sehr guten Werten für Geräusch- und Fremdspannungen, die zwischen rund -84 und -88 Dezibel liegen, ist der PCM-D100 wieder mit dem Zoom H6, der Werte zwischen -80 und -89 Dezibel mitbringt, auf Augenhöhe. Auch die FFT-Kurven des PCM-D100 müssen sich nicht verstecken. Am Mikrofoneingang liegt der Noisefloor bei sehr guten -100 Dezibel, wird aber – vor allem im Bass- und Mittenbereich – immer wieder um zwei bis maximal 15 Dezibel überschritten, bleibt dabei aber stets im grünen Bereich. Sehr sauber sieht die FFT-Kurve des Line-Eingangs aus, deren Noisefloor bei sehr guten -110 Dezibel liegt und lediglich von zwei Peaks auf einer Höhe von K2 und K3 um maximal 18 Dezibel überschritten wird. Damit liegt das FFT-Spektrum des Line-Eingangs auf Augenhöhe mit dem des Zoom H6, der Mic-Eingang schneidet etwas schlechter, aber noch immer sehr gut ab.Die Klirrfaktor-Kurve verläuft beim PCM-D100 für beide Signaltypen quasi identisch. Beide bewegen sich überwiegend unterhalb sehr guter Werte von 0,01 Prozent. Lediglich bei rund 15 Kilohertz steigen die Werte für einen kurzen Abschnitt auf noch immer sehr gute 0,025 Prozent an. Damit kann der kleine PCM-D100 den Konkurrenten von Zoom überholen, dessen Werte zwischen 0,02 und 0,03 Prozent liegen.


Der Frequenzgang des Mic-Eingangs hat einen überwiegend schnurgeraden Verlauf und sinkt erst auf einer Höhe von 18 Kilohertz leicht und bei 20 Kilohertz steil ab. Im Bassbereich ist außerdem eine deutliche Absenkung unterhalb von 90 Hertz zu verzeichnen. Diese Absenkung weisen allerdings auch viele Konkurrenten wie etwa der Zoom H6 oder der Olympus LS-100 auf. Der Line-Frequenzgang des PCM-D100 zeigt sich hingegen auch im Bassbereich ohne jegliche Abweichung.Insgesamt kann sich der PCM-D100 durchaus mit den sehr guten Werten des XLR-bestückten Zoom H6 messen, ihn in manchen Disziplinen sogar überflügeln.
Die Bedienung gestaltet sich im Praxistest auch ohne Handbuch recht intuitiv. Auch das umfangreiche und teils tief verschachtelte Haupt-Menü lässt sich nach einigen Erkundungstouren souverän und schnell ansteuern, da es logisch gegliedert ist. Sind alle globalen Einstellungen wie Speicherort- und Formatwahl erst einmal getroffen, kann es direkt losgehen. Die Rec-Oberfläche des Matrix-Displays zeigt alle wichtigen Parameter übersichtlich und gemeinsam an: Eingangspegel, Status (Rec, Play, Pause, Stop), Zeit, verbleibende Aufnahmezeit, Aufnahmeformat, Speicherort, Batteriestatus sowie die Aktivität von Aufnahme-Tools wie Limiter oder Hochpassfilter. Drücken wir die Rec-Taste, ist der Recorder scharfgestellt, springt jedoch auf Pause-Status, damit wir zunächst die Eingangsverstärkung einstellen können, was einfach und komfortabel von der Hand geht.
Sämtliche Tools an Bord sind mit Hilfe des Navigationskreuzes einfach zu bedienen und liefern sehr gute Ergebnisse. Besonders das Fade-in/out Tool, das zur Bearbeitung der Aufnahmen bereit steht, gefällt uns sehr gut. Damit können abrupt beginnende oder endende Aufnahmen schon direkt auf dem Recorder komfortabel ein- und ausgeblendet werden. Fade-in am Anfang und Fade-out am Ende der Datei lassen sich unabhängig voneinander in sieben Zeit-Stufen – von einer Sekunde bis zu sieben Sekunden – einstellen und während der Auswahl der Zeitstufen bequem vorhören.



Für unseren Hörtest fertigen wir nun unterschiedliche Gesangs-, Sprach-, Atmo- und Musikaufnahmen bei 192 Kilohertz und 24 Bit im PCM-Format über das interne Mikrofon an. Was uns beim Abhören der Aufnahmen erwartet, ist glasklare Aufnahmequalität. Gesangs- und Sprechstimme werden fein aufgelöst, filigran, frisch, offen, transparent und kräftig wiedergegeben. Störendes Rauschen ist auch bei leisesten geflüsterten Passagen und weit aufgedrehter Eingangsverstärkung beim besten Willen nicht zu vernehmen. Die ganze Kombination aus Stereo-Mikrofon, Mikrofon-Vorverstärker und Wandler macht klanglich einen derart guten Eindruck, dass wir uns beim Hören tatsächlich an wertiges Studioequipment erinnert fühlen. Lediglich die Bässe unserer Musikquelle werden bauartbedingt über das kleine Stereomikrofon nicht all zu laut und kräftig aufgezeichnet. Außerdem sind die Membranen des Mikrofons etwas anfällig für Windgeräusche, sodass sich bei Nah-Aufnahmen von Musikern oder beim Einsatz im Freien ein Windschutz unbedingt empfiehlt. Vielleicht kann die im finalen Gesamtpaket enthaltene Fell-Windschutzkappe bereits Abhilfe leisten. Dies können wir allerdings nicht nachprüfen, da unser Vorab-Testgerät – anders als das künftig im Verkauf erhältliche Produkt –ohne Zubehör daherkam.
Je nach Mikrofon-Anordnung verändert sich der Klangcharakter unserer Aufnahmen wie erwartet. Die null Grad-Parallel-Stellung erzeugt bei unseren Sprachaufnahmen einen sehr intimen und präsenten Klang – ähnlich wie bei einem einzelnen Großmembran-Mikrofon mit Nierencharakteristik. In 90 Grad-Stellung wirkt die Stimme noch immer nah, doch erwartungsgemäß dreidimensionaler und weniger intim. In 120 Grad-Stellung erscheint sie ferner, dennoch einnehmend mit einem deutlichen Raumeindruck. Einzelne Signale im Raum lassen sich bei unserer Atmo-Aufnahme in 120 Grad-Stellung hervorragend orten – es entsteht sofort der Eindruck einer plastischen und lebendigen Umgebung.
Für eine Reihe sehr dynamischer Gesangsaufnahmen haben wir das Limiter-Tool zugeschaltet. Für diesen lassen sich drei unterschiedliche Release-Zeiten – 150 Millisekunden, eine Sekunde oder eine Minute – wählen. Wir entscheiden uns bei der Aufnahme unseres Mid-Tempo-Stücks für eine Sekunde. Der Limiter macht dabei alles richtig und regelt die zuvor grenzwertigen Pegelspitzen des Gesangs machtvoll herunter und wirkt dabei zwar etwas komprimierend aber nicht färbend auf den Klang ein. Für schwer einschätzbare und sehr dynamische Signale können wir ihn als machtvolles Helferlein empfehlen, das so manche kritische Aufnahme vor Übersteuerung bewahren kann.


Insgesamt macht der PCM-D100 einen rundum wertigen und klanglich hervorragenden Eindruck. Für Mobilisten, die über das interne Stereo-Mikrofon oder die analogen und digitalen 3,5 Millimeter-Eingänge Mitschnitte, hochwertige Wortbeiträge und Atmo-Aufnahmen aufzeichnen wollen, bietet der PCM-D100 mit seinem flexiblen Mikrofon-Konzept, seltener DSD-Formatoption, einem glasklarem Klang und fähigen Tools fast alles, was das O-Ton-Jäger-Herz begehrt. Zwar sind fast 900 Euro nicht gerade ein Schnäppchen. Doch dafür erwartet denjenigen, der sich für den kleinen Sony-Recorder entscheidet, ein mobiles Profi-Werkzeug, das im Test ohne Abstriche rundum überzeugen kann.

Fazit
Der PCM-D100 kann mit einem professionellen und stimmigen Gesamtkonzept, angenehmer Bedienbarkeit, exzellentem Klang und hervorragenden Messwerten im Test bewähren. Allerdings hat hohe Qualität ihren Preis.



Kommentare


von  Professional audio am 11.03.2014
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