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ITEM:N

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ITEM:N am 07.07.23 um 16:29

Automation? Ne Ne lass mal…

Ich bewundere ja seit Jahren die Elektro Producer, ja auch hier bei MOM, denn Sie wissen genau wie man mit Automation in der DAW umgeht.
Da werden Pad Sounds, Arp´s, Synth Leads und ganz Songteile gefiltert, oder mit Effekten versehen, um dem ganzen etwas mehr Komplexität und Lebendigkeit einzuhauchen.

Höre ich mir im Gegenzug (nein, nicht nur auf MOM, auch bei Profi Aufnahmen auf youtube oder CD) Rock oder Metal Songs an, ist die Dynamik bei 90% der Songs immer gleich. Und ich finde es ab und an sogar irritierend, wenn ein Intro mit Akustischer Gitarre und Gesang genau so laut ist, als wenn plötzlich die ganze Band mit Drums, Bass, Gitarren, etc. einsetzt.

Sind wir im Rock/Metal Bereich vielleicht zu faul um Automation zu verwenden? Oder nicht vertraut genug mit unseren DAW`s um eine vernünftige Automation zu erstellen?

Das was ich an den Elektro Producern mag (der Umgang mit Automation), kommt aber nicht aus dem Elektro Bereich selber, sondern aus dem Rock Bereich der 70er Jahre. Wer hat schon mal ein Mischpult gesehen, bei dem die Fader mit Klebeband markiert wurden?
Ich denke jeder von uns, sei es in Videos oder Live am Mischpult.

Stellt Euch mal folgende Situation vor:

Ihr mischt einen Song ab (Analog auf einem schönen alten Neve oder Api Pult). Ihr habt die Pegel und Balance so eingestellt, dass jeder in der Strophe gut klingt. Aber nun habt Ihr ein Problem, wenn der Refrain einsetzt…Denn da wird der Gesang plötzlich ein wenig im Mix unterdrückt. Wenn Du nun den Lautstärkeregler für den gesamten Song aufdrehen würdest, wäre der Gesang in der Strophe zu laut.

Die Lösung?

Ihr würdet natürlich den Fader manuell nach oben schieben, wenn der Refrain einsetzt. Ihr nehmt ein Stück Klebeband und markiert auf der Seite des Lautstärkereglers für den Gesang, dass der Fader während der Strophe auf -6 dB und im Refrain auf -4 dB angehoben werden soll. Und jedes mal, wenn ihr den Song durchspielt, erinnert Euch das Klebeband daran, den Fader ein bisschen höher zu stellen.

In einer DAW braucht man keine Klebebänder mehr, denn wenn man die Automation einmal geschrieben hat, bleibt sie bestehen...kein hin und her Faden mehr zwischen Strophe und Refrain.

Und wie gerade beschrieben, ist eine der häufigsten Anwendungen der Automation beim Gesang.
Ein Kompressor wird zwar als eine Art „Automatisierungs-Tool“ verwendet, aber selbst die besten Kompressor Einstellungen ergeben nicht den gewünschten Effekt für den gesamten Song. Wenn Du z.B. einen Kompressor für eine Gesangsspur mit einem sehr großen Dynamikbereich verwendest, können die Einstellungen, die für die leisen Vocals gut funktioniert haben dazu führen, dass der laute Teil des Gesangs leblos klingt. Mit der Lautstärke Automation kannst Du wunderbar den Pegel des Gesangs kontrollieren, ohne das der Kompressor zu viel arbeiten muss und es sich am Ende Über komprimiert anhört.


Die Lautstärke Automation kann Dir auch helfen Instrumente nach „vorne“ zu holen, bei Solis z.B. Mach einfach die Band, wenn das Solo einsetzt, ein paar dB leiser und schon steht die Solo Gitarre „vor der Band“. Ist das Solo vorbei, setzt Du die Lautstärke der Band wieder auf Standard zurück.

Poppende Konsonanten, insbesondere p und b, können mit der Lautstärke Automation reduziert werden.

Bleibt ein Drumfill ungehört? +2 bis 4 dB mit der Lautstärke Automation.

Geht ein Bass Lauf unter? +2 bis 4 db mit der Lautstärke Automation.

Ich höre bei dem Part meine Hammond nicht richtig raus! +2 bis 4 dB mit der Lautstärke Automation.

Und und und...


Lautstärke Automation um Spannung zu erzeugen:

Manche Rock und vor allem Metal Songs können schon ziemlich langweilig werden, denn da passiert viel zu oft, viel zu wenig. Intro LAUT, Bridge LAUT, Strophe natürlich LAUT, Soli ja sowieso LAUT...alles in einer Dynamik Struktur bei dem das Ohr dann, sollte ein ganzes Album so beschaffen sein, nach zwei, drei Songs zum gähnen beginnt.

Spannender wird das ganze, wenn man etwas mit Lautstärke Automation nachhilft.

Probiert mal das Intro -6db leiser zu machen als die erste Strophe. Wenn nun bei der ersten Strophe die gesamte Band einsetzt, stellt Ihr den Fader auf 0 oder -1 dB und Ihr erzielt somit den ersten BÄMM und vielleicht sogar einen Gänsehaut Effekt.

Macht die Bridge zum Refrain hin leiser, somit hat der Refrain mehr Impact.

Sollte ein Zwischenteil vorhanden sein der wiederum zur Strophe, oder zum Refrain führt, macht ihn per Automation leiser, oder filtert ihn Lo-FI und es entsteht wiederum ein Bämm Effekt, sobald die Strophe oder der Refrain einsetzt.

Automation als Kreatives Werkzeug:

Es gibt soviel ungeahnte Möglichkeiten wenn man sich mit der Automation etwas vertraut macht und etwas experimentiert:

Im Refrain die Stereo Breite vergrößern, somit wirkt der Refrain natürlich größer und mächtiger

Versucht mal, den Mix- oder Feedback-Pegel des Delays in Gesangspausen oder bei Lead-Instrumenten zu erhöhen. Das kann helfen, die Lücke zwischen den Phrasen zu überbrücken, und gibt dem Mix ein kleines Ambient Feeling

Aus dem Elektrobereich:

Erstellt einen Tiefpassfilter, der irgendwo im unteren Bereich oder in den unteren Mitten beginnt. Stellt nun den Frequenzregler als Parameter für die Automation ein und zeichnet eine Automationskurve, die die Frequenz im Laufe der Zeit langsam erhöht. Somit erzielt ihr einen langsam ansteigenden coolen Phaser Effekt.

Viel Spaß beim experimentieren!


Ein paar weiter führende Videos von den Profis:


Michael Brauer:




Tom Elmhirst:




Joel Wanasek :




Mendel:



kurtguitar
kurtguitar Juli 2023
Gibt es denn irgendjemand hier, der keine Automation verwendet? Das ist doch essentiell - und wenn ich nur bei ein paar Takten eines Instruments ein Plugin ein- oder ausschalte oder den Effekt-Mix verändere.
Dafür ist Automation doch da.

Filterpad
Filterpad Juli 2023
Automation ist richtig und wichtig ;)

LIONWOLF
LIONWOLF Juli 2023
Hallo Metin, ich gebe Dir absolut recht was die Dynamik angeht.
Auf der Live Bühne verhält es sich ähnlich, was auch die Profis auszeichnet..

Zu meiner Zeit damals zb. In einer Jazzfusion Band kam es bei jedem Mitspieler aus den Fingern, wenn es darum ging die Dynamik ansteigen zu lassen oder zurück zu nehmen, um einen Solospots oder auch das Arrangement wirken zu lassen.
Und das ist die große Kunst des Wirkens.
Und leider ist es bei den meisten von Uns nicht unbedingt geläufig, wenn es um eigene Aufnahmen geht oder es wird beim Prozess aus den Augen verloren.
Dabei ist es ein immens wichtiger Anteil, denn was löst ein Uns bekanntes oder Lieblingstück bei Uns aus?
Es ist nicht einzig der gesamte Track sondern diese filigranen Einzelheiten die das Ganze insgesamt ausmachen.
Sehr schön das Du das hier angesprochen hast.
Denn selbst in vielen Coverbands geht dieses wichtige Element verloren.
Hier wird das Original gehört und nachgespielt, ohne es in Betracht zu ziehen.
Und man wundert sich das nicht die gleiche Wirkung wie beim Original erzielt.
Gruß Heiko

Dhinstroke
Dhinstroke Juli 2023
Vielen dank, super Beitrag.
Als Kreativtool finde ich die Automation auch sehr spannend.
Ich finde es nach wie vor trotzdem sehr wichtig, dass man gerade in den klassischen Genres während der Komposition bzw. im Arrangement die Lautstärkeverhältnisse gleich mit berücksichtigt, damit man später im Mix ohne bzw. mit sehr wenig Autamation auskommt.
Dann wirkt es noch authentischer wie ich finde.

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