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APE AMPLITUDE

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APE AMPLITUDE am 27.09.19 um 22:37

Ape Amplitude - Escape Routes CD Kritik bei www.rocktimes.de

23. August 2019 Von Ulli Heiser

Künstler: Ape Amplitude Label: Eigenproduktion Musikstil: Progressive Rock


Ape Amplitude / Escape Routes – CD-Review


Achim Wierschem ist seit vielen Jahren in den Tiefen des RockTimes-Index vertreten. Einmal mit Flaming Bess und dann mit Mindmovie. Nun steht ein weiteres Projekt an: Ape Amplitude.

Zusammen mit Peter Zahn, seines Zeichens ebenfalls Multiinstrumentalist, legen sie mit "Escape Routes" ein – von ein paar vokalen Einsprengseln abgesehen – instrumentales Album vor, dass in den Weiten progressiver Klanglandschaften spielt. Mit an Bord sind fünf Gastmusiker und -rinnen, deren Einsätze im Booklet nicht dokumentiert sind, da auf Instrumentenangaben verzichtet wurde.

Nicht verzichtet wurde, dem Hörer mitzugeben, was das Konzept des Albums ist: Die Überschrift lautet »Reality is stranger than fiction«. Und klar, der Name der Platte ist da auch Programm. Irrsinnige politische Entscheidungen einerseits, die von ebenso irrsinnigen Politikern andererseits getroffen werden und die jetzt bereits Auswirkungen haben, deren finales Stadium auch von den am schwärzesten sehenden Pessimisten nicht absehbar ist.

Wie den Songnamen zu entnehmen ist, geht es bei den Fluchtrouten nicht nur um die momentanen Zustände z. B. am Mittelmeer, sondern auch um andere Wege, die Menschen als Ausweg aus was auch immer sehen: Flucht in Drogen, in Alkohol, In die virtuelle Welt, in Schutzräume für Frauen und gar in die finale Erlösung, den Selbstmord. Eine knallharte Sache, die darin gipfelt, sogar vom sterbenden Planeten zu reden. Allerdings gibt es auch den letzten Track und der heißt "A Little Light Of Hope". Ob diese Hoffnung nun den Menschen oder dem Planeten gilt, mag ein jeder für sich selbst beantworten. Dass unser Planet mit dem Sterben seines Sternes in etwa fünf Milliarden Jahren das Zeitliche segnen wird, dürfte ja bekannt sein. Ich persönlich bezweifle, dass das noch irgendein Mensch miterleben muss. Viele Kulturen sind vor unserer bereits untergegangen und die popeligen vielleicht 80 Jahre, die so ein Menschenleben andauert sind eh' nicht mehr als ein Quark im Universum. Es bleiben aber sicher noch viele x mal 80 Jahre, um sich selbst auszurotten. Mutter Erde wird zuschauen und die genannten paar Milliarden Jahre weiter ihre Runden drehen.

Soweit das angefangene Drehbuch zu "Escape Routes". Die Filmmusik steht, die Handlungen für das Kopfkino bleiben dem Hörer überlassen. Musikalisch geht es über die weiten und mit verschiedenem Bewuchs ausgestatteten Äcker des Progressive Rocks. Verträumte und saftige Wiesen stehen neben verödeten kahlen Stellen, Dur neben Moll und Traurigkeit neben Hoffnung. Hier darf mal die Gitarre begeisternd sägen oder solieren, dort wallen Wände aus Tasteninstrumenten in den Raum. Dezidierte Rhythmusarbeit schafft Spannung, gekonnt gesetzte Breaks ebenso. Tempo runter bis man meint, jeden einzelnen Tropfen einer Waldquelle fließen sehen zu können. Vogelgezwitscher, Dschungelgeräusche (Ape Amplitude), einsam angeschlagene, nach Klavier klingende Tasten, eine Gilmour-Gitarre … Prog in Reinform.

Vertrackte Strukturen wie weiland bei den alten Genesis oder Yes, mal ein Keyboardlauf à la ELP, Süßliches aus den Häusern Pink Floyd, Camel, Gemäßigtes aus dem Hause Fripp und auch eine Spur Jeff Beal – alle werden bei 'Mr. Mindmovie' und 'Mr. PAZion' begeisternde Passagen finden, um damit das Kopfkino zu füttern, trotz des düsteren Drehbuches.

Ein jeder wird wohl das durch Ernst Neger bekannt geworden Lied "Heile, heile Gänsje" von Martin Mundo kennen. Dort heißt es ja – wenn auch in anderem Kontext – »In hunnerd Jahr is alles weg«, was ich für die Spezies, die von Affen abstammen soll, nicht sehe; da klammere ich mich eher an den letzten Song auf "Escape Routes". Aber: In fünf Milliarden Jahren wird das Licht ausgeknipst. Also macht was aus den zur Verfügung stehenden 80 Jahren. Gute Musik mag da begleitend helfen und den Soundtrack dazu gibt es von Ape Amplitude.

Line-up Ape Amplitude:
Achim Wierschem
Peter Zahn

Special guests:

Andres Rexach
Sebastian Schleicher
Byron Frey
Martin Kuna
Nadja Humeni

Tracklist "Escape Routes":

A Long Painful Path

– Chapter 1 – Departure
– Chapter 2 – Seawatch 3
– Chapter 3 – The Coast Of Europe
– Chapter 4 – Deportation

Last Exit Suicide
Dopeland
The Drinker
Turning My Back To The City
Virtual Reality
Escape To Womens Shelter
Requiem For A Dying Planet
A Little Light Of Hope


Gesamtspielzeit: 79:51, Erscheinungsjahr: 2019

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